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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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schwarzen Stoff einzuwickeln.
    Für einen Moment stand ich einfach nur da. Ich konnte nicht glauben, dass ich es geschafft hatte, dass ich den Dolch tatsächlich gefunden hatte. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, und ich wollte einen triumphierenden Schrei von mir geben. Doch ich presste die Lippen aufeinander und verdrängte diesen Gedanken. Ich musste mich auf andere Dinge konzentrieren, wie zum Beispiel darauf, was ich mit dem Dolch tun sollte, jetzt da ich ihn tatsächlich in Händen hielt.
    Nickamedes, dachte ich. Ich würde in die Bibliothek zurückgehen und die Klinge Nickamedes zeigen. Er würde Metis und Ajax rufen, und dann konnten wir gemeinsam darüber nachdenken, ihn wieder zu verstecken …
    »Nun, Gypsy«, sagte eine leise Stimme hinter mir. »Vielen Dank auch, dass du den Dolch für mich gefunden hast. Ich habe mich schon gefragt, ob du dieser Aufgabe überhaupt gewachsen bist.«
    Etwas raschelte hinter mir, dann huschte ein Schatten über den frostigen Untergrund auf mich zu. Ich wirbelte herum, aber es war bereits zu spät. Die Faust des Schnittermädchens traf mein Gesicht, und die Welt versank in Schwärze.
    Das Erste, was wieder zu mir durchdrang, war ein pulsierender Schmerz in meiner Wange.
    Poch, poch, poch. Es war ein dauerhafter, dumpfer Schmerz, der sich genau an meinen Herzschlag anpasste. Es tat unglaublich weh, aber ich konzentrierte mich auf den Schmerz, bis ich mich darüber hinwegsetzen und ihn in meiner Wahrnehmung nach hinten drängen konnte. Obwohl ich nicht ganz klar denken konnte, wusste ich, dass ich in üblen, üblen Schwierigkeiten steckte. Ich konnte den Hass spüren, der von den Leuten um mich herum ausging. Das scheußliche Gefühl lastete auf meiner Brust wie ein Bleigewicht und erstickte mich fast. Ich konnte nicht sagen, wie viele es waren, aber sie alle verachteten mich. Mein Magen verkrampfte sich angesichts der Wut, die in Wellen von ihnen ausging und gegen mich brandete wie das Meer an eine Küste.
    »Schaut«, sagte eine vertraute Stimme. »Ich glaube, die Gypsy wacht endlich auf.«
    Ich hatte das Gefühl, diese Stimme zu kennen, auch wenn ich mich immer noch ein wenig benebelt fühlte. Aber gleichzeitig konnte ich nicht glauben, dass sie es war. Sie hatte so nett gewirkt, mir so ähnlich . Aber sie war ein Schnitter, und sie hatte mich benutzt, um an den Helheim-Dolch zu kommen. So viel wusste ich, auch wenn mir nicht ganz klar war, wie sie mich dazu gebracht hatte, nach ihrer Pfeife zu tanzen.
    Ich öffnete die Augen und entdeckte Vivian Holler, die vor mir auf einem Schreibtisch saß.
    »Hallo, Gypsy«, sagte Vivian. »Überrascht, mich zu sehen?«
    Ich schüttelte den Kopf, aber das sorgte nur dafür, dass mein Gesicht noch mehr wehtat. Vorsichtig bewegte ich das Kinn, um den Schmerz zu verdrängen. Langsam verblasste das Stechen zu einem weniger drängenden, ertragbareren Ziehen, und ich konnte mich umsehen, ohne dass Sternchen vor meinen Augen tanzten.
    Ich war an einen Stuhl gefesselt, in einem prächtigen Wohnzimmer voller dunkler Holzmöbel, antiker Sofas und Kristallvasen mit Rosen darin. Der penetrante Geruch der schwarzen und blutroten Blüten erfüllte die Luft und brachte mich zum Würgen, trotzdem sah ich mich weiter um. Ich drehte den Kopf und entdeckte die goldene Statue eines Vogels mit weit ausgebreiteten Flügeln. Ein riesiges Gemälde zeigte dasselbe Tier in derselben Haltung. Da verstand ich, wo ich mich befand – in dem Wohnzimmer, das ich gesehen hatte, als ich zum ersten Mal die Karte von der Bibliothek der Altertümer berührt hatte, die das Schnittermädchen – Vivian – hatte fallen lassen.
    »Flügel«, murmelte ich, während ich die Statue neben mir anstarrte. »Was habt ihr nur mit diesen ganzen Flügeln?«
    Vivian zog eine Augenbraue hoch. »Das ist deine erste Frage? Nicht, wie ich dich dazu gebracht habe, den Dolch für mich zu finden? Wirklich, Gypsy, ich hatte erwartet, du hättest etwas Interessanteres zu sagen. Aber wenn du es unbedingt wissen willst, zeige ich es dir gerne.«
    Vivian pfiff scharf, bevor sie sich zu einer Doppeltür umdrehte, die auf einen Balkon führte. Obwohl es draußen dunkel war, konnte ich sehen, wie ein Schatten von oben herabfiel und auf dem Balkon landete. Vivian ging hinüber, öffnete die Türen und trat dann einen Schritt zurück.
    Einen Augenblick später hüpfte ein Schwarzer Rock in den Raum.
    Der Rock war riesig, mindestens so groß wie Nott – wenn nicht sogar größer.

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