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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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dem Dolch ausnehmen. Egal wie, ich war tot, tot, tot.
    Vivian blieb mit einem kalten, zufriedenen Gesichtsausdruck vor mir stehen. Wie hatte ich sie je für nett und scheu halten können? Während ich sie beobachtete, wurde der flackernde rote Funke tief in ihren Augen immer heller und heller, bis sie im selben scharlachroten Feuer glühten wie die Fackeln.
    »Streck deine Hand aus«, befahl Vivian.
    Meine Hand? Was wollte sie mit meiner Hand? Warum hatte sie es nicht auf mein Herz abgesehen?
    Preston zwang meine Hand nach oben, bis sie geöffnet vor mir ausgestreckt war. Vivian stach mit dem Dolch zu und öffnete einen tiefen Schnitt in meiner rechten Handfläche. Ich sog zischend die Luft durch die Zähne, weil es so wehtat, doch Vivian schnitt tiefer und tiefer, bis ich das Gefühl hatte, sie wollte meine Hand in zwei Teile hacken. Ich unterdrückte einen Schrei und versuchte mich nicht zu übergeben.
    Blut sprudelte aus meiner Handfläche und überzog den Dolch mit einer klebrigen Glasur. Für ein paar Sekunden geschah gar nichts. Doch dann erwachte in dem augenförmigen Rubin am Heft des Dolches ein roter Funke – ein heißes, unheimliches, scharlachrotes Licht, das ich nur zu gut kannte.
    »Nein«, flüsterte ich. »Nein, nein, nein.«
    Vivian stieß den Dolch erneut in die Wunde und drehte ihn wieder und wieder, bis er vollkommen mit meinem Blut bedeckt war. Dann zog sie ihn zurück, und ich bemerkte mit Schrecken, dass kein Blut von seiner Spitze tropfte. Stattdessen nahm der Doch es in sich, saugte es auf wie ein Schwamm. Der letzte Tropfen Blut verschwand im Stein, und das unheimliche, scharlachrote Licht des Rubins breitete sich immer weiter aus. Sekunden später leuchtete die gesamte Waffe im selben glühenden Rot wie Vivians Augen.
    Vorsichtig steckte Vivian den Dolch in einen Schlitz in der Mitte des Steinkreises, direkt in der Mitte der Hand, welche die Waage hielt, an derselben Stelle, an der sie auch meine Hand aufgeschlitzt hatte. Dann trat sie an den Rand des Steinkreises zurück. Preston und der andere Mann zerrten mich ebenfalls dorthin, wobei Preston mir weiterhin sein Schwert in die Seite presste.
    Ich sah zu, wie der Helheim-Dolch immer heller leuchtete, während Schwaden von beißendem, schwarzem Rauch von ihm aufstiegen. Bis er schließlich einfach … mit dem Stein verschmolz . In dem Moment, in dem das Heft des Dolches verschwand, fing der Boden an zu beben, als ständen wir im Epizentrum des größten Erdbebens, das es je gegeben hatte. Eine nach der anderen verloschen die Fackeln für einen Moment, nur um gleich darauf wieder aufzuflammen. Der schwarze Stein unter unseren Füßen hob und senkte sich, als würde jemand mit einer riesigen Faust von unten dagegen schlagen.
    BUMM-BUMM-BUMM !
    Ein paar Sekunden später gab das steinerne Garm-Tor den Schlägen nach, und der Kreis brach in der Mitte auf. Wieder hob sich der Stein, und ein weiterer Spalt entstand, sodass sich ein riesiges X bildete. Scharlachroter Rauch entwich durch die gigantischen Risse und brodelte nach oben wie Lava. Er brannte sogar noch heißer als die Fackeln, bis er mein Gesicht mit seiner Hitze verbrühte. Ein schrecklicher Gestank erfüllte die Luft, wie Schwefel gemischt mit einem blumigen Parfüm.
    Dann, so plötzlich, wie alles angefangen hatte, hörte das Zittern und Beben wieder auf, und der Rauch verschwand. Ich blinzelte und versuchte mich wieder zu fangen. In diesem Moment bemerkte ich, dass in der Mitte des Kreises, direkt neben dem riesigen X, eine Gestalt erschienen war.
    Sie trug eine lange, schwarze Robe und kauerte auf den Knien. Ihr Körper war verkrampft und verbogen, die Brust berührte fast den Boden, der Hals war bis an die Grenze des Möglichen gebeugt, während ihr rechter Arm in einem unnatürlichen Winkel hinter ihr hervorstand. Mit der rechten Hand umklammerte der Mann den Helheim-Dolch, die Spitze nach oben gerichtet, als hätte er die Waffe eingesetzt, um damit den Stein über sich zu durchstoßen.
    Ich konnte nur einen Teil des Gesichts sehen, aber es schien glatt und glänzend, als bestände es aus Wachs. Viel deutlicher spürte ich die Wut, die in Wellen von ihm ausging – Wut, brennender Zorn und die schwärzeste Art von Hass.
    »Loki«, flüsterte ich verängstigt.

Der nordische Gott des Chaos lag für eine Weile unbeweglich und wie erstarrt in der Mitte des Steinkreises. Seine Finger zuckten langsam, und seine Muskeln zitterten, als wäre er für lange, lange Zeit in dieser einen,

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