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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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weiter.
    Unendlich lang bestand der Weg vor mir nur aus einer Mischung aus Schnee und Wind. Dann sah ich auf – und da war der Babygreif, als wäre er gerade zwischen den Bäumen hervorgesprungen. Ich wurde langsamer, dann hielt ich ganz an, weil ich mich fragte, ob das der Moment war, auf den der erwachsene Greif gewartet hatte. Ob die Kreatur mir und Logan die ganze Zeit gefolgt war, weil sein Baby ihn erwartete und sie sich nun gemeinsam auf uns stürzen konnten. Mir war so kalt und ich war so erschöpft, dass mir erst nach einem Moment bewusst wurde, dass das wirklich übel wäre. Von Greifen gefressen werden? Nicht allzu cool.
    Also stand ich wieder einfach da und wartete ab, was die Kreaturen vorhatten.
    Der kleine Greif kroch näher an mich heran. Er beäugte mich genauso, wie die erwachsene Kreatur es getan hatte. Endlich, nach einer scheinbaren Ewigkeit, stieß das Baby einen scharfen, quietschenden Schrei aus.
    Der erwachsene Greif antwortete mit einem Kreischen. Bevor ich auch nur verstand, was geschah, sprang der große Greif bereits nach vorne, schob den Schnabel unter Rans Netz und zog Logan von mir weg. In einem Moment lag mein Arm noch um die Hüfte des Spartaners, im nächsten hing das gesamte Netz im Schnabel der Kreatur. Logan schwang darin hin und her, als entspannte er sich in einer Hängematte.
    Der Greif warf mir einen langen, ausdrucksstarken Blick zu, dann verließ er mit einem Sprung den Weg und tauchte zwischen den Bäumen in den Wald ein.
    Ich war so überrascht, dass ich einen Moment einfach nur wie erstarrt dastand. Dann wurde mir der Ernst der Lage bewusst.
    »Hey!«, schrie ich. »Bring ihn sofort zurück!«
    Doch der Greif ignorierte mich und lief mit Logan tiefer in den Wald. Ich zog Vic aus seiner Scheide und rannte hinter ihm her.
    Ich hatte gedacht, der Greif würde seine Flügel öffnen und in den Himmel davonschweben, doch stattdessen bewegte sich die Kreatur in gemessenem Schritt zwischen den Bäumen hindurch. Wie ein Löwe in den Steppen Afrikas, trotz der umgestürzten Baumstämme, der Felsen und anderer Hindernisse, die den Waldboden bedeckten. Ich folgte ihm so schnell wie möglich, ohne darauf zu achten, dass mir bei jedem Schritt die Stiefel wegrutschten und dass ich ständig Gefahr lief, hinzufallen und mir ein Bein zu brechen. Ich konnte nur an Logan denken und daran, dass ich nicht zulassen durfte, dass er von Greifen gefressen wurde.
    Anscheinend hielt der Babygreif das Ganze für eine Art Spiel, denn der Kleine sprang neben mir durch den Schnee und stieß ab und zu aufgeregte Schreie aus. Nun, schön, dass irgendwer hier Spaß hatte.
    Ich wusste nicht, wie weit wir zwischen die Bäume vorgedrungen waren, als der erwachsene Greif endlich anhielt. Das riesige Wesen starrte mich noch einen Moment an, bevor es sich in eine dunkle Öffnung duckte, die offensichtlich in eine Art Höhle führte. Der Babygreif stieß noch einen glücklichen Schrei aus, dann folgte er dem großen Greif in die Dunkelheit.
    Ich schnappte nach Luft und rannte hinter ihnen her. Sicher, vielleicht war blind in eine Höhle laufen nicht gerade die beste Idee, doch ich konnte Logan nicht der Gnade der Greifen überlassen – oder ihrem Mangel daran.
    Also rannte ich los und fand mich in einem riesigen Felsendom wieder. Die Wände bestanden aus einem glänzenden, sanft leuchtenden Gestein, das den riesigen Raum in ein weiches, goldenes Licht tauchte. Es war fast, als leuchteten Laternen im Gestein. Die Decke erhob sich gute dreißig Meter über meinem Kopf, während der Boden mit Haufen aus Kiefernnadeln und getrockneten Sommergräsern bedeckt war, die sich von einer Seite bis zur anderen erstreckten wie die Blumen im Hof der Ruinen. Außerdem war es überraschend warm in der Höhle – viel wärmer, als es hätte sein sollen. Ich seufzte erleichtert, als die angenehmeren Temperaturen die Kälte vertrieben, die in meine Knochen gekrochen war.
    Zu dumm, dass die Greifen schon auf mich warteten.
    In der Höhle musste sich gut ein Dutzend der Kreaturen aufhalten. Bevor ich wirklich verstand, was sie vorhatten, hatten sie mich schon eng umringt und vom Ausgang abgeschnitten. Meine Schritte verlangsamten sich, dann hielt ich an, bevor ich von einer Kreatur zur nächsten sah. Ich rechnete fest damit, dass sie sich nach vorne werfen und sich auf mich stürzen würden, um das verrückte Gypsymädchen zu zerreißen, das dumm genug gewesen war, mitten in ihren Bau zu rennen.
    »Ähm, Gwen?«, fragte Vic. »Du

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