Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
vor den Schnittern sicher war. Aber in den letzten Tagen war einfach zu viel passiert – und ich hatte zu viel auf dem Herzen.
    Wir hielten alle nach Schnittern Ausschau, doch ausnahmsweise schafften wir es, unser Ziel zu erreichen, ohne angegriffen zu werden.
    Metis und Grandma Frost tigerten im Wartezimmer der Krankenstation auf und ab. Grandma wirkte müde. Die Falten in ihrem Gesicht waren tiefer und deutlicher zu sehen als gewöhnlich, und die farbenfrohen Schals hingen schlapp um ihren Körper. Metis wirkte ebenfalls vollkommen erschöpft und viel dünner als in meiner Erinnerung. Doch ihre Miene hellte sich sofort auf, als Ajax ihr die Rolle mit der Ambrosia-Blüte gab. Ohne ein weiteres Wort verschwanden Metis und Ajax in der Krankenstation, und uns anderen blieb nichts weiter übrig, als herumzusitzen und zu warten – endlos zu warten.
    Ich umarmte Grandma und zog sie von den anderen weg. »Wie geht es Nickamedes?«
    Sie lächelte, doch es war ein müdes Lächeln. »Das Gift hat sich schneller in seinem Körper ausgebreitet, als Metis erwartet hatte. Zu schnell, als dass sie es mit ihrer Heilmagie hätte vollkommen aufhalten können. Sie hat Nickamedes in den letzten sechs Stunden fast dauerhaft mit ihrer Magie behandelt und konnte ihn damit gerade so am Leben halten. Es ist gut, dass ihr jetzt zurück seid, Süße. Aber wir können nur abwarten und Tee trinken.«
    Ich atmete tief durch. Zusammen setzten wir uns ans äußerste Ende des Wartezimmers, ein Stück entfernt von den anderen, und ich erzählte Grandma Frost alles, was geschehen war – inklusive dessen, was ich über meinen Dad und Rorys Eltern herausgefunden hatte.
    »Warum hast du mir nichts über meinen Dad erzählt? Und von Rory und ihrer Familie?«
    Grandma rutschte auf ihrem Stuhl herum, und ihr Blick wirkte plötzlich abwesend, als schaute sie in die Vergangenheit. »Nachdem dein Vater von den Schnittern umgebracht worden war, hat Tyson es endlich geschafft, mich, dich und deine Mum aufzuspüren. Tyson erklärte Grace, ihm täte das, was geschehen war, leid. Außerdem wies er sie an, dich so weit wie möglich von ihm und der mythologischen Welt fernzuhalten. Dann erklärte er, dass er ebenfalls eine Tochter habe und dass er versuchte, einen Weg zu finden, wie er sie vor den Schnittern beschützen konnte. Ich fürchte, das ist ihm nie gelungen.«
    Wir saßen mehrere Minuten schweigend da.
    Schließlich sah ich sie wieder an. »War’s das jetzt? Oder gibt es noch mehr finstere, schreckliche Leichen in unserem Familienkeller, von denen ich besser erfahren sollte?«
    Grandma schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, war das alles, Süße. Keine weiteren Geheimnisse.«
    Ich verzog das Gesicht. »Na ja, so würde ich das nicht sagen. Denn ich muss dir auch etwas erzählen.«
    Ich drehte mich leicht, damit meine Freunde nicht sehen konnten, was ich tat. Dann zeigte ich meiner Grandma das silberne Armband aus Lorbeerblättern und Mistel, das Eir mir geschenkt hatte. Außerdem erzählte ich ihr, was die Göttin mir erklärt hatte: dass man die Lorbeerblätter einsetzen konnte, um zu heilen – oder um zu zerstören.
    »Was denkst du, was ich mit ihnen anfangen soll?«, fragte ich. »Glaubst du … glaubst du, ich könnte mit den Lorbeerblättern wirklich Loki töten?«
    Grandma hob die Hand und berührte eines der silbernen Blätter sanft mit den Fingern. »Ich weiß es nicht, Süße. Aber Eir und Nike hatten ihre Gründe, dir dieses Armband zu geben. Du wirst dahinterkommen, wenn die Zeit reif dafür ist. Ich weiß es einfach. Das tust du immer.«
    Ich wollte ihr erklären, dass ich die Geheimnisse und Rätsel genauso leid war wie die Tatsache, dass das Schicksal der Welt von mir abhing, aber ich hielt den Mund. Es hätte nichts genützt. Das war mein Leben, im Guten wie im Bösen, und ich konnte einfach nur das Beste daraus machen – und mich bemühen, am Ende das Richtige zu tun.
    Selbst wenn sich mir langsam das Gefühl aufdrängte, dass ich keine Ahnung hatte, was das Richtige sein sollte.
    Die Stunden vergingen. Wir blieben alle im Wartezimmer, auch wenn einer nach dem anderen einschlief. Daphne. Carson. Oliver. Alexei. Logan. Vic. Grandma Frost. Selbst ich döste irgendwann weg trotz der Tatsache, dass ich in meinem Stuhl einfach keine bequeme Position fand. In der einen Sekunde rutschte ich zum hundertsten Mal auf meinem Sitz herum. In der nächsten fühlte ich, wie jemand mich wachrüttelte. Ich öffnete die Augen.
    Metis stand über

Weitere Kostenlose Bücher