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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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mit ihm gegeben.«
    »Zahlt er die Miete auf ein Konto ein?«
    Der Vermieter zögerte.
    »Oder bezahlt er bar auf die Hand?«, fragte Erlendur. »Kommt er hierher und bezahlt bar?«
    Der Vermieter nickte. »Er wollte es so haben«, sagte er. »Er hat es selber so gewünscht, es war gewissermaßen seine Bedingung.«
    »Du hast aber nicht nach seiner Personenkennziffer gefragt, als er den Mietvertrag unterschrieben hat?«, fragte Elínborg.
    »Das habe ich versäumt«, antwortete der Vermieter.
    »Willst du damit sagen, dass du schwarz vermietest?«, fragte Erlendur.
    Der Vermieter schwieg zunächst, dann räusperte er sich. »Also, kann das hier unter uns bleiben?«, fragte er zögernd. Elínborg und Erlendur hatten ihm nicht erzählt, weshalb sich die Kriminalpolizei für diesen Mieter interessierte. »Oder gebt ihr das ans Finanzamt weiter oder so etwas?« »Höchstens, wenn du uns was vorlügst und uns für dumm verkaufen willst«, sagte Erlendur.
    »Es ist …«, begann der Vermieter verlegen. »Es ist so, dass ich alle möglichen Verträge laufen habe. Okay, dieser Mann ist hier in mein Büro gekommen und hat angefragt, ob wir zu einer Übereinkunft kommen könnten. Es war ihm egal, dass er den vollen Preis bezahlte, er wollte bloß keine schriftlichen Unterlagen. Ich verlangte eine Bürgschaft von ihm, aber der Alte war sehr überzeugend. Er bot mir stattdessen an, ein halbes Jahr im Voraus zu bezahlen und drei weitere Monatsmieten als Kaution zu hinterlegen. Er hat bar auf die Hand bezahlt. Behauptete, zu alt zu sein für diesen modernen elektronischen Schnickschnack. Ich habe ihm geglaubt. Er ist einer der zuverlässigsten Mieter, die ich je hatte. Der hat immer pünktlich bezahlt.«
    »Hast du ihn öfter getroffen?«, fragte Elínborg.
    »Ich hab ihn seitdem vielleicht zwei-oder dreimal gesehen, mehr nicht. Werdet ihr das ans Finanzamt weiterleiten?«
    »War denn niemand als Mieter angemeldet?«
    »Nein«, sagte der Vermieter achselzuckend. Seiner Miene nach zu urteilen, schien es sich um ein vollkommen unbedeutendes Vergehen zu handeln.
    »Sag mir noch was ganz anderes«, sagte Erlendur. »Sunee wohnt ihm genau gegenüber, bezahlt sie auch immer pünktlich?«
    »Meinst du die aus Thailand?«, fragte der Vermieter. »Die bezahlt immer.«
    »Auch schwarz?«, fragte Elínborg.
    »Nein, nein«, sagte der Vermieter, »da ist alles auf dem Tisch – und ansonsten auch. Nur nicht bei diesem einen Kerl.« Der Vermieter zögerte. »Vielleicht noch zwei, drei andere, aber nicht mehr. Ich hab ihr auch klargemacht, dass ich sie sofort rauswerfen würde, wenn sie nicht bezahlt. Ich bin dagegen, solchen Leuten was zu vermieten, aber der Markt ist knallhart. Ich mach da auch nicht weiter, ich werde die Wohnungen verkaufen. Hab keine Lust mehr, mich damit rumzuschlagen.«
    Das war alles, was sie für die Hausdurchsuchung in der Hand hatten. Und jetzt standen sie hier in der Wohnung rum und hatten keine Ahnung, wie es weitergehen sollte, wussten nicht, wo sie nach ihm suchen sollten, wussten nicht, wer er war. Abgesehen von der Aussage eines Kleinkriminellen lag ihnen im Grunde genommen nichts vor, was einen Anhaltspunkt bot.
    »Komisch, wie die Leute in diesem Fall einfach verschwinden«, sagte Elínborg. »Erst Niran, jetzt dieser Mann.«
    »Ich fürchte, es wird schwieriger sein, ihn wiederzufinden als Niran«, entgegnete Erlendur. »Es sieht ganz so aus, als habe er das schon öfter gemacht. Als habe er sich schon früher einmal Hals über Kopf aus dem Staub machen müssen.«
    »Du meinst, falls er das ist, was Andrés über ihn behauptet?«
    »Irgendwie ist das alles etwas zu perfekt vorbereitet bei ihm. Zu kalkuliert. Er hat vermutlich einen anderen Unterschlupf, wohin er sich zurückziehen kann, falls sich Umstände ergeben, bei denen sich die Aufmerksamkeit aus welchem Grund auch immer auf ihn richtet.«
    »Hier ist nichts Persönliches mehr zu finden«, sagte Elínborg. »Er hat die Wohnung so leer hinterlassen, als existiere er gar nicht, als habe er nie existiert.«
    Als der Vermieter ihnen den Schlüssel zu der Wohnung überreicht hatte, hatte er ihnen erklärt, dass die wenigen Möbelstücke in der Wohnung in seinem Besitz waren. Sogar die Taschenbücher im Bücherschrank gehörten ihm. Im Wohnzimmer stand ein alter Fernseher, der auf den Wohnungsbesitzer angemeldet war, und in der Küche befand sich ein vorsintflutliches Radio mit Kassettenrekorder.
    »Wir müssen uns mit den anderen Hausbewohnern

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