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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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telefoniert?«
    »Ja.«
    »Sehr merkwürdig.«
    »Wieso?«
    »Diese Frau hier hat in letzter Zeit nicht telefonieren können.«
    »Wie bitte?«
    »Und auf gar keinen Fall gestern.«
    »Aber ich sag dir doch, sie hat mich in den letzten Tagen einige Male angerufen.«
    »Ich bin natürlich nur ein ganz normaler Arzt und keineswegs ein Experte«, erklärte der Amtsarzt. »Für meine Begriffe ist das völlig ausgeschlossen. Vergiss es. Sie ist nicht mehr zu erkennen.«
    Erlendur trat die Zigarette aus und starrte den Arzt an. »Was sagst du da?«
    »Sie ist mindestens schon seit zwei Wochen im Meer«, erklärte der Amtsarzt, »und es ist völlig undenkbar, dass sie in den letzten Tagen am Leben war. Ausgeschlossen. Weshalb haben sie dem Mann nicht gestattet, zu ihr zu gehen?«
    Erlendur trat die Zigarette mit dem Fuß aus und starrte den Arzt an. »Was geht hier eigentlich vor?«, stöhnte er und ging auf die Leiche zu.
    »Es war also gar nicht sie?«, fragte Elínborg, die Erlendur gefolgt war.
    »Was?«
    »Wer war es dann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn sie es nicht war, die angerufen hat, wer war es dann?«
    Erlendur starrte wie vor den Kopf geschlagen auf die Leiche. Das Meer hatte ihr übel mitgespielt.
    »Wer war es dann?«, stöhnte er. »Welche Frau ruft mich an und redet über … über … über … wie hat sie sich noch ausgedrückt? So kann es nicht weitergehen?«
    Der Mann, der sich als Erster wegen der Schrammen an seinem Auto beschwert hatte, ließ sich eingehend über das Desinteresse der Polizei in dieser Sache aus, als er den Vorfall seinerzeit gemeldet hatte. Die Polizei hatte sich überhaupt nicht damit befasst, sondern nur ein Protokoll für die Versicherung aufgenommen. Und seitdem hatte er keine Rückmeldung erhalten. Er hatte telefonisch nachgehakt, ob sie dieses Arschloch, das sein Auto beschädigt hatte, schon geschnappt hätten, sei aber niemals zu jemandem durchgestellt worden, der auch nur eine Spur von einer Ahnung hatte.
    Der Mann zeterte schon eine ganze Weile vor sich hin, und Sigurður Óli machte sich nicht die Mühe, ihn zu unterbrechen. Er hörte dem Mann auch nur mit halbem Ohr zu, denn seine Gedanken kreisten um Bergþóra und die Adoption. Nach eingehenden Untersuchungen hatte sich herausgestellt, dass das Problem bei Bergþóra lag. Sie konnte keine Kinder bekommen, sehnte sich aber zutiefst danach. Diese Entwicklung der Dinge hatte ihre Beziehung sehr belastet, schon bevor nach bitteren Erfahrungen und unzähligen Terminen bei Spezialärzten endgültig feststand, dass Bergþóra keine Kinder bekommen konnte. Nicht weniger belastend war jedoch die augenblickliche Situation. Sigurður Óli glaubte zu wissen, dass Bergþóra sich keineswegs schon von diesem Schock erholt hatte. Er selber war zu dem Schluss gekommen, dass sie sich, so, wie die Dinge lagen, damit abfinden mussten und es dabei bewenden lassen sollten. Am Abend zuvor hatte Bergþóra aber wieder damit angefangen, darüber zu diskutieren. Als er nach Hause kam, brachte sie die Rede darauf, dass isländische Eltern in der Mehrzahl Kinder aus den asiatischen Ländern, aus China und Indien adoptierten, was Sigurður Óli sehr wohl bekannt war.
    »Ich denke nicht so viel darüber nach wie du«, sagte er so vorsichtig wie möglich.
    »Es ist dir also völlig egal?«, hatte Berþóra gefragt.
    »Natürlich ist es mir nicht egal«, hatte Sigurður Óli geantwortet. »Mir ist es nicht egal, wie es dir geht und wie es uns geht. Ich bin bloß …«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht, ob du schon wieder so weit im Gleichgewicht bist, um die Entscheidung über eine Adoption zu treffen. Es ist ein großer Schritt.«
    Bergþóra holte tief Atem. »Und wir gehen offensichtlich nicht im Gleichschritt.«
    »Ich finde, dass wir mehr Zeit brauchen, um uns wieder zu fangen und die Sache zu durchdenken.«
    »Du kannst natürlich jederzeit Kinder bekommen«, sagte Bergþóra sarkastisch.
    »Hä?«
    »Falls du irgendein Interesse daran hättest, aber das hast du wohl noch nie gehabt.«
    »Bergþóra …«
    »Du hast doch nie richtig Interesse daran gehabt, oder?«
    Sigurður Óli schwieg.
    »Du kannst dir irgendeine andere Frau zulegen«, sagte Bergþóra, »und Kinder mit ihr bekommen.«
    »Das ist genau das, was ich die ganze Zeit sage, du bist noch nicht wieder … Du bist nicht imstande, vernünftig darüber zu reden. Es macht doch keinen Unterschied, wenn wir noch etwas Zeit verstreichen lassen.«
    »Fang bloß nicht wieder damit an, mir zu

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