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Frozen Time (German Edition)

Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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mir erklärt. »Konzentriere dich auf die Bilder, die wir dir zeigen werden, ansonsten musst du nichts tun.« Ihre Stimme klang streng, sie lächelte mir aufmunternd zu, aber das Lächeln erreichte ihre Augen nicht.
    Sie wollen einen Hirnscan bei mir machen.
Roses Worte drehen sich in meinem Kopf.
Dann werden sie sehen, dass ich alles wieder weiß.
    Warum gerade jetzt?, frage ich mich. Ist es wirklich nur eine Routineuntersuchung oder weiß Mitra Bescheid? Hat sie erfahren, dass ich angefangen habe, mich an etwas zu erinnern, besser gesagt, an jemanden? Und wenn es so ist, wie hat sie es erfahren? Haben sie mich durch die Scheibe beobachtet, meine Albträume bemerkt und ihre Schlüsse daraus gezogen? Oder hat Milo mich belogen? War sein SmartSet wirklich ausgeschaltet? Oder hat er unser Gespräch womöglich zeitgleich an Mitra übertragen?
    Und was wäre so schlimm daran? Vielleicht hat Rose sich geirrt. Vielleicht habe ich rein gar nichts zu befürchten. Wahrscheinlich sogar! Ich mache mich bloß selbst verrückt. Ja, so muss es sein. Eine Routineuntersuchung, mehr nicht! Die Medis wissen, was sie tun, versuche ich mich zu beruhigen, sie machen ihre Arbeit und sie machen sie gut. Sie werden alles tun, um mich wieder gesund zu machen, sage ich mir vor. Aber diese beschwichtigenden Gedanken reichen nicht mehr aus, um meine Unruhe zu bezähmen. Mein Mund fühlt sich trocken an, ich schlucke, dann höre ich Mitras Stimme durch die Lautsprecher im Hirnscanner.
    »Wir fangen an.«
    Ich nehme ein fast unhörbares Brummen um mich herumwahr, dann sehe ich schon die ersten Bilder direkt vor meinen Augen, ich blinzle, brauche einen Augenblick, bis ich sie scharf stellen kann. Es sind die gleichen Gesichter, die auch auf meinem SmartSet gespeichert sind. Ich erkenne sie nicht. Meine Aufregung lässt etwas nach.
    Nun folgt eine Serie von Bildern, die draußen aufgenommen worden sind. Der Kanal, an dem ich mit Milo bei unserem ersten Ausflug war. Das FreizeitCenter, wo wir zu Mittag gegessen haben. Einige weitere Motive aus der Ersten Metropole. Ich erkenne die Orte, aber ich fühle keine Verbindung zu ihnen.
    Ich werde immer ruhiger. Es ist eine Routineuntersuchung, rufe ich mir ins Gedächtnis. Sie wollen testen, wie mein Hirn auf die verschiedenen Aufnahmen reagiert, zu denen ich bewusst keine Erinnerungen abrufen kann.
    Es folgen weitere Gesichter, dieses Mal eine Reihe von Seniors, vermutlich handelt es sich um Ausbilder aus dem JuniorLernCenter. Ich habe diese Aufnahmen zuvor nicht gesehen, aber auch bei ihnen stellt sich kein Erkennen ein. Nur bei einer einzigen Person, einer Senior mit schlohweißen Haaren, die in alle Richtungen vom Kopf abstehen, spüre ich für den Bruchteil einer Sekunde einen Stich hinter meinen Schläfen, als würde etwas versuchen, durch den Nebel zu mir durchzudringen. Ein Bild entsteht wie von selbst vor meinen Augen, das Bild eines kleinen Mädchens mit wirren, kastanienbraunen Locken. Gleichzeitig durchströmt mich ein wärmendes Gefühl. Wer ist diese Frau? Und wer ist das Mädchen? Noch während ich mich wundere, ist die Aufnahme schon wieder verschwunden und mit ihm der Fetzen meiner Erinnerung.
    Ich bemühe mich, gleichmäßig zu atmen und mich nicht wiederaufzuregen. Was mag der Hirnscanner aufgezeichnet haben, als ich das Bild von dieser Frau betrachtet habe? Die nächsten Aufnahmen ziehen ungesehen an mir vorbei, weil ich so mit meinen Gedanken beschäftigt bin.
    Doch dann katapultiert mich ein einzelnes Bild zurück auf meinen Stuhl und mitten hinein in meine eigenen Visionen. Meine Hände krampfen sich um die Armlehnen und mein Herz beginnt zu rasen. Er ist es. Sein Gesicht, das ich immer und immer wieder vor mir sehe. Finn! Liebevoll verschmitzt lächelt er mir zu, ein wenig verwischt und doch so plastisch ist die Holoaufnahme, dass ich für einen verrückten Moment glaube, er selbst stünde vor mir.
    Ich kann gerade noch die Zähne zusammenpressen, bevor mir sein Name über die Lippen rutscht. Jetzt bloß nicht anmerken lassen, was mir dieses Gesicht bedeutet, denke ich. Atmen, ruhig atmen. Aber mir wird sofort klar, dass meine Bemühungen umsonst sein müssen, denn mein hämmerndes Herz und mein hektischer Atem haben mich längst verraten, genauso wie meine Hirnströme, die durch die dünnen Kabel direkt auf die Monitore der Medis flimmern, um dort farbige Abbilder meiner Gedanken und Gefühle zu zeichnen.
    Ich schließe die Augen und versuche nachzudenken, denn ich will begreifen,

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