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Frozen Time (German Edition)

Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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kannst alleine versuchen, dir was Trockenes zum Anziehen zu organisieren und den Officern zu entkommen.« Seine Miene ist gleichgültig, aber sein Blick scheint mich zu durchbohren.
    Ich atme tief durch. Die zwei Möglichkeiten erscheinen mir beide nicht besonders verlockend, aber ich fürchte, ich habe keine Wahl. Robin wirkt nicht verloren wie ich, er kennt sich hier aus, und er hat mir angeboten, mir zu helfen. Ich gebe mir einen Ruck.
    »In Ordnung«, sage ich. »Ich werde es dir erzählen. Ich bin weggelaufen«, erkläre ich zögernd. »Vor den Schmetterlingsdrohnen.« Dass ich ursprünglich aus dem MediCenter geflohen bin, lasse ich aus, zu kompliziert. »Es wurden immer mehr und ich konnte sie nicht abschütteln, dann bin ich zum Kanal gerannt und hineingesprungen. Es war keine bewusste Entscheidung, ich wusste einfach nicht, wohin. Ich hatte Angst, dass ich ertrinken würde, aber dann habe ich einen Eingang in den Keller entdeckt, und so bin ich hier gelandet.«
    Ich finde, dass meine Flucht in dieser Kurzversion noch verrückter klingt, als sie tatsächlich war. Aber Robin scheint meine Schilderung halbwegs zufriedenzustellen, er nickt und lächelt beinahe freundlich.
    »Das erklärt zumindest deinen Zustand.«
    Ich nicke ebenfalls und muss plötzlich niesen. Ich bin so überraschtdavon, dass ich beinahe vergesse, meinen Arm zu heben, um meine Nase mit der Ellenbeuge zu verdecken, wie es sich gehört. Da wir alle jährlich gegen Erkältungsviren geimpft werden, bekommen die Bürger der VEN so gut wie nie einen Schnupfen.
    »Entschuldigung«, sage ich schnell zu Robin, nachdem das Kribbeln in meiner Nase wieder nachgelassen hat.
    »Kein Problem«, entgegnet er und lacht fröhlich. »Das kommt hier unten häufiger vor, man gewöhnt sich dran.« Ich mustere ihn erstaunt. Das hört sich an, als würde Robin schon längere Zeit hier unten in den Kellern
leben
.
    »Jetzt besorgen wir dir erst mal was zum Anziehen«, entscheidet Robin, bevor ich das Thema vertiefen kann. »Komm mit.« Er wendet sich in dem langen Gang nach links und weicht geschickt zwei RecycleRobs aus, die uns entgegenrasen. Ich beeile mich, ihm zu folgen, die Aussicht auf trockene Kleider ist zu verführerisch, um weitere Fragen zu stellen. Robin bewegt sich mit so selbstverständlicher Sicherheit zwischen den Robotern hindurch, die durch den Gang düsen, dass ich kaum mit seinem Tempo mithalten kann. Einmal stolpere ich fast über einen der kleineren RepairRobs, der den Gang direkt vor unseren Füßen kreuzt, eilig zieht er seine langen Werkzeugarme an den gedrungenen Körper.
    »So, da wären wir«, erklärt Robin nach kurzer Zeit und deutet nach rechts in einen Raum, aus dem uns ein RecycleRob mit einem Haufen Kleider entgegenkommt. Wir lassen ihn vorbeifahren, dann trete ich hinter Robin durch die Tür.
    »Unser ShoppingCenter«, sagt Robin und macht mit der Hand eine einladende Geste. »Greif zu.«
    Der Raum ist größer als die, durch die ich vorhin durchgekommenbin. An allen Wänden stehen halbhohe Sammelcontainer voller Kleidungsstücke. Sie sind bereits nach Farben und Materialen sortiert, vermutlich bringen die Roboter sie von hier zur Wiederaufbereitung.
    »Es ist natürlich nicht ganz so elegant wie in einem richtigen ShoppingCenter«, fügt Robin hinzu und lacht wieder, aber ich meine, auch so etwas wie Bedauern aus seinen Worten herauszuhören. »Aber es ist das Beste, was ich dir bieten kann.«
    Nein, an die ShoppingCenter oben in der Metropole reicht dieses Lager natürlich bei Weitem nicht heran, dennoch stürze ich mich auf das breite Angebot an trockener Kleidung. Hier gibt es keine Stangen voll mit Modellkleidern, an denen man sich die Farben, die neuesten Schnitte und die Beschaffenheit der Stoffe anschauen kann. Und natürlich gibt es keinen NanoConverter, der die Körpermaße jedes Einzelnen zunächst vermisst, um dann die Kleidung passgenau zu produzieren.
    Dieses Lager befindet sich am entgegengesetzten Ende unserer Konsumkette, hier landen die Kleidungsstücke, nachdem sie getragen und entsorgt wurden. Viele der Sachen sehen noch aus wie neu, denn die meisten Bürger tragen ihre Kleidungsstücke nicht länger als drei Tage. Trotzdem gibt es einige Jacken und Hosen, die zerschlissener wirken, sie stammen sicher aus der Seniorkollektion, denn einige der älteren Seniors haben sich bis heute nicht daran gewöhnen können, dass es effizienter ist, Kleidung zu entsorgen und neu zu produzieren, anstatt sie zu horten und immer

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