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Frozen Time (German Edition)

Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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uns selbst die Abgetauchten. Und obwohl wir alle recht verschieden sind, haben wir uns zusammengeschlossen, um eine Chance zu haben, hier unten zu überleben. Das Zusammenleben ist nicht immer leicht, aber du wirst dich schnell daran gewöhnen.«
    Bei Robins letztem Satz zucke ich unwillkürlich zusammen. Daran gewöhnen? Geht er etwa davon aus, dass ich mich ihm anschließen will? Ja, denke ich, genau das muss Robin glauben. Sonst hätte er mir womöglich gar nicht geholfen. Aber mir ist während unseres Gespräch eins klar geworden: Ich will mich nicht bloß hier unten verstecken. Ich will, nein, ich muss herausfinden, wie es dazu kommen konnte, dass ich hier gelandet bin, eine entlaufene Patientin aus einem MediCenter auf der Flucht vor den Regierungsdrohnen und den Officern. Ich musswissen, was mit mir passiert ist, aber vor allem muss ich herausfinden, was mit Finn passiert ist. Und dafür muss ich mich erinnern, wer ich bin!
    »Robin«, sage ich behutsam. »Ich kann nicht bei euch bleiben. Ich muss zurück in die Metropole.«
    Robin sieht mich verblüfft an, und dieses Mal wirkt sein Lachen ungläubig. Ein RecycleRob fährt an uns vorbei und biegt in das Kleiderlager ein. Für einen Moment sind wir abgelenkt, dann wendet sich Robin mir wieder zu.
    »Du willst zurück? Warum?«
    »Es gibt etwas, das ich herausfinden muss.« Ich zucke entschuldigend mit den Schultern. Robin sieht aus, als müsse er etwas abwägen. Vielleicht überlegt er, welche Gefahr es für die Abgetauchten bedeuten würde, wenn ich an der Oberfläche geschnappt werde und womöglich verrate, was er mir erzählt hat. Ich schlucke schwer. Wo bin ich hier bloß hineingeraten? Wie konnte mir das alles passieren? Wir zucken beide zusammen, als aus Robins ausgebeulter Hosentasche plötzlich ein durchdringendes Piepen erklingt.
    »Verflucht«, stößt Robin hervor und zieht einen kleinen Apparat aus der Tasche, der nicht nur piept, sondern auch rot blinkt. Mit seinen Knöpfen und Kabeln wirkt er sehr altmodisch auf mich, und ich habe keine Ahnung, um was es sich bei dem Gerät handelt, doch Robins Gewittermiene, mit der er es betrachtet, flößt mir Furcht ein.
    »Was ist?«, verlange ich heiser zu wissen.
    »Officer«, sagt Robin. »Keinen Kilometer mehr entfernt.«
    »Woher weißt du das?«, frage ich erstaunt.
    Wie zur Erklärung hält Robin das Gerät hoch, das er mittlerweilezum Verstummen gebracht hat. »Insignal-Ortung«, erklärt er. »Was meinst du, wie ich dich vorhin gefunden habe?«
    Aha, damit wäre auch diese Frage beantwortet, auch wenn ich nicht weiß, wie das Gerät funktioniert und vor allem, wo Robin es herhat. »Und was jetzt?«, frage ich.
    »Abhauen«, bestimmt Robin trocken. »Noch ist genug Zeit.« Er greift nach meiner Hand, und in meiner Aufregung lasse ich es zu, dass er mich nicht nur berührt, sondern an der Hand hinter sich herzieht, während er im Laufschritt den Gang entlanghastet und dabei mit Zickzacksprüngen den fahrenden Robotern ausweicht. Wieder kann ich ihm kaum folgen, nach kürzester Zeit brennt der Atem in meinen Lungen, und ich stolpere mehr, als dass ich renne. Auch wenn es sich wie eine Ewigkeit anfühlt, sind wir kaum länger als fünf Minuten den Gang entlanggerannt, als Robin unvermittelt in einen der Kellerräume abbiegt, durch zwei weitere hindurchhetzt und unvermittelt zum Stehen kommt.
    »Du musst dich beeilen, Tessa«, sagt er und schiebt mich vor sich her in eine dunkle Ecke, in der sich wie aus dem Nichts ein hoher, schmaler Schacht nach oben öffnet, in dem eine Sprossenleiter befestigt ist. »Das ist ein Lüftungsschacht. Der Ausstieg ist relativ sicher. Aber du solltest vorher das hier loswerden.« Wieder fasst er nach meinem linken Arm, und bevor ich ihn wegziehen kann, hebt er ihn hoch, sodass der Ärmel meiner Jacke verrutscht und darunter mein glänzendes Insignal zum Vorschein kommt. »Damit werden sie dich garantiert orten.«
    Noch immer geht mein Atem vom Laufen stoßweise, und mein Wunsch ist, so schnell wie möglich wegzukommen, damit die Officer mich nicht finden. Unsicher betrachte ich meinHandgelenk mit dem silbernen Band, das mir plötzlich wie ein Fremdkörper erscheint. Gleichzeitig ist die Vorstellung, es
loszuwerden
, wie Robin vorgeschlagen hat, beinah undenkbar. Wir tragen unser Insignal vom ersten Tag unseres Lebens bis zu unserem letzten. Das dehnbare Material passt sich unserem Körper immer perfekt an, es speichert alle Informationen über uns, es ist unser Schlüssel

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