Frozen Time (German Edition)
D-Beleuchtung aus und versuche, mich im Schatten zu verkriechen, als könnte ich mich dadurch unsichtbar machen. Doch dann passiert etwas, womit ich im Leben nicht gerechnet hätte: Sie fahren einfach an mir vorbei! Und sie tippen dabei sogar grüßend an ihre Mützen.
Die Officer haben gar keinen Alarm von der Nachtfalterdrohne erhalten, begreife ich. Sie sind auf einer ganz normalen Patrouille. Und sie können mich nicht orten, weil ich kein Insignal trage. Deshalb wissen sie nicht, dass mit mir etwas nicht stimmt! Doch irgendwo wird der Alarm der Drohne gerade registriert und in kürzester Zeit werden andere Officer hier sein. Ich muss handeln, schnell, jetzt! Und plötzlich entsteht in meinem Kopf ein konkreter Plan, als würde eine innere Stimme mir den Gedanken eingeben. Er ist so verrückt, dass er womöglich funktionieren kann.
»Entschuldigung«, rufe ich den beiden Officern hinterher, die sich bereits ein Stück entfernt haben. Als sie mich hören, schwenken sie ihre Segways sofort herum.
»Wie geht es dir?«, fragt der eine der beiden freundlich, als sie vor mir zum Halten kommen. Sie lächeln mich beide an. Wenn sie verwundert über diese Begegnung sind, lassen sie sich trotzdemnichts davon anmerken. Officer werden dazu ausgebildet, zu allen Mitbürgern zu jeder Zeit höflich zu sein.
Sag, dass du Hilfe brauchst,
raunt mir meine innere Stimme zu, und ich entscheide, auf diese Stimme zu hören, sie hat mir schon einmal das Leben gerettet.
»Gut«, antworte ich und versuche, so normal wie möglich zu klingen und jedes Zittern in meinen Worten zu unterdrücken. »Aber ich benötige Hilfe.«
»Wie können wir dir helfen?«, fragt der zweite Officer sofort. Nicht nur Höflichkeit, sondern auch Hilfsbereitschaft gehört zu den wichtigsten Tugenden der Officer, solange man nicht mit ihnen in Konflikt gerät, denke ich bitter, aber ich schlucke die Bitterkeit schnell hinunter und folge dem Plan, den mir meine innere Stimme eingegeben hat.
»Ich muss einen Chip mit wichtigen Ergebnissen zu meinem Laborpartner bringen«, fahre ich fort und klopfe auf die Außentasche meiner Jacke, als würde ich darin den Chip tragen. »Er benötigt sie noch heute, weil wir morgen eine entscheidende Prüfung haben. Doch leider habe ich nach dem Duschen vergessen, mein SmartSet wieder anzulegen, und jetzt kann ich meinen Laborpartner nicht kontaktieren.« Die Geschichte klingt etwas dünn, wird mir klar, als ich in die zweifelnden Gesichter der Officer blicke
. Sprich weiter,
rät meine innere Stimme,
verwirre sie!
»Ich bin durch die halbe Stadt gefahren«, rede ich schnell weiter. »Ich war nämlich vorher noch bei meiner Seniormentorin, um mit ihr für die Prüfung zu lernen, und sie wohnt in einem weit entfernten Block, aber erst als ich schon hier angekommen war, habe ich bemerkt, dass mein SmartSet nicht da ist. So ein Ärger, oder? Und jetzt ist es schon viel zu spät und ich müsstelängst in meinem eigenen Appartement sein, aber ich kann doch meinen Laborpartner nicht im Stich lassen … «
»Schon gut«, unterbricht mich der Erste Officer, er muss sich sichtlich zusammennehmen, um nicht ungeduldig zu wirken. »Wie heißt denn dein Laborpartner? Und wie ist dein Name.«
»Sein Name ist Milo Tanner«, sage ich und presse meine Hände vor lauter Anspannung so fest zu Fäusten, dass es wehtut. »Und ich heiße Rose«, nenne ich den ersten falschen Namen, der mir einfällt, um mich nicht zu verraten, und hoffe, dass Milo begreifen wird, was das zu bedeuten hat.
»Milo Tanner«, spricht der Officer in sein SmartSet und dann nach einer kurzen Pause: »Hier ist deine Laborpartnerin Rose, sie will dir einen Datenchip bringen. Wie? Ja, gut.« Er unterbricht die Verbindung und weist mit dem Finger auf ein Wohngebäude auf der gegenüberliegenden Seite. »Es ist gleich da drüben, er macht dir auf.«
»Danke, vielen Dank«, sage ich überschwänglich und laufe mit schnellen Schritten los, als ich durch die Nachtstille einen Türsummer höre. »Gesundheit, Glück und ein langes Leben«, rufe ich noch über die Schulter. Dann drücke ich die Eingangstür auf und schlüpfe in den Hausflur, gerade in dem Moment, als wie aus dem Nichts ein großer Nachtfalter auftaucht und direkt auf mich zuhält. Eilig schlage ich die Tür zu, bevor er mir folgen kann.
KAPITEL 9
»Meine Laborpartnerin Rose, soso.« Mit verschränkten Armen lehnt Milo in der Tür zu seinem Appartement. »Was war denn das bitte für eine Aktion? Und was
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