Frozen Time (German Edition)

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Autoren: Katrin Lankers

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auch andere Bruchstücke meiner Erinnerung wieder an ihren Platz.
    »Bereits vor etwa dreißig Jahren wurde ich als Medi in das Forschungsteam
Projekt Frozen Time
aufgenommen«, berichte ich weiter. »Ich war meinem Ziel näher gekommen, aber ich hatte es noch längst nicht erreicht. Es gab noch zu viele ungelöste Fragen, von der Erweckung der
Frozen
waren wir zu diesem Zeitpunkt weit entfernt.«
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Milo den Kopf schüttelt, als könne er nicht fassen, was ich ihm berichte. Ich fasse es ja selbst kaum. Auch wenn sich jetzt alles logisch zusammenfügt, habe ich trotzdem das Gefühl, dass ich über das Leben einer Wildfremden erzähle, das zufällig mein eigenes ist.
    »Kennst du dich mit Kryonik aus?«, frage ich sicherheitshalber nach.
    »Ich denke schon«, erwidert Milo vorsichtig. Ob er plötzlich so unsicher wirkt, weil er zu großen Respekt vor meinem vielfach größeren medizinischen Wissen empfindet? Doch dann fährt er selbstsicherer fort: »Kryonik bezeichnet das Kühlen und Konservieren eines Organismus mit dem Ziel, diesen wiederzubeleben. Konkret funktioniert es so: Der Körper eines Patienten wird in flüssigem Stickstoff bis minus 196 Grad Celsius gekühlt. Damit die Körperzellen nicht zerstört werden, muss das gesamte Blutgegen ein Kühlmittel, eine Art Frostschutzmittel, ausgetauscht werden.«
    »Genau«, unterbreche ich ihn. »Aber ausgerechnet dieses Mittel schädigte alle Organe außer dem Gehirn der
Frozen
so nachhaltig, dass sie nicht mehr funktionstüchtig waren. Das Ziel der Forschung war es deshalb vor allem, eine Methode zur Organregeneration zu entwickeln. Nach und nach gelang es den verschiedenen Forscherteams, die an der komplexen Thematik der Kryonik arbeiteten, Lösungen für die meisten Probleme zu finden: das Auftauen der Körper, ohne die Zellen zu schädigen, der Austausch der Kühlflüssigkeit zunächst gegen künstliches Blut und dann bei höheren Temperaturen gegen richtiges Blut, und noch vieles mehr. Doch was problematisch blieb, war ausgerechnet das Forschungsfeld, in dem ich tätig war: die Regeneration der geschädigten Organe.«
    Ich fühle mich etwas sicherer, während ich Milo von diesen medizinischen Entwicklungen berichte. Es ist, als würde ich erlerntes Wissen abspulen, denn noch habe ich, als ich mich an all das erinnere, das Gefühl, auf die Erlebnisse einer anderen zu blicken. Auch wenn ich weiß, dass ich von mir rede, scheinen all diese Jahre voller gelebtem Leben mit der Person, die hier im Keller hockt, nicht das Geringste zu tun zu haben.
    »Du weißt, was dann passiert ist, denn es war ja alles bereits in den News«, fahre ich fort und wage es, Milo einen Blick zuzuwerfen. Zur Bestätigung schließt er nur kurz die Augen, hört mir jedoch weiterhin wie gebannt zu. »Vor einigen Monaten ist der Durchbruch gelungen. Ausgerechnet meine schärfste Konkurrentin hat es völlig überraschend geschafft, eine spezielle Stammzelltherapie zu entwickeln, mit der sich die Organe derGekühlten reparieren lassen. Diese Kollegin war übrigens … Rose Bischop.«
    Erst als ich den Namen ausspreche, begreife ich, was ich da gerade gesagt habe, begreife die spontane Abneigung, die ich bei unserer vermeintlich ersten Begegnung ihr gegenüber empfunden habe. »Rose«, flüstere ich.
    »Rose? Wirklich?« Milo versteht auf Anhieb, von wem ich spreche. »Das bedeutet, sie ist auch nicht sechzehn?«
    Ich schüttele nur stumm den Kopf.
    »In Ordnung«, sagt Milo betont langsam und fährt sich mit der Hand mehrmals durch die Haare, als könnte er durch diese Geste die Gedanken in seinem Kopf ordnen. »Dann erklär mir bitte jetzt, wie das möglich ist!«
    »Es hat alles mit der Stammzelltherapie zu tun«, setze ich auf Milos Bitte meine Erklärung fort. Aus den Laboren der staatlichen Geburtenkontrolle stehen dem Projekt embryonale Stammzellen in großer Menge zur Verfügung. Durch einen Kerntransfer werden in diese Stammzellen die Gene der Organempfänger injiziert. Im Körper der
Frozen
passen sie sich deshalb perfekt an den richtigen Stellen an und sorgen dafür, dass die geschädigten Organe sich erneuern.«
    Bevor mich der Mut verlässt, schiebe ich hinterher: »Mit dieser speziellen Therapie ist es auch möglich, einen älteren Menschen in sein junges Selbst zurückzuverwandeln. Denn nicht nur Organe lassen sich mithilfe der Stammzellen regenerieren. Auch an Knochen, Muskeln, Nerven und Haut lässt sich damit die Zeit umdrehen, selbst die