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Frozen Time (German Edition)

Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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Haare erneuern sich ‒ wenn sie wieder nachgewachsen sind, werden sie genauso dicht wie einst sein. Dann noch ein paar kosmetische Eingriffe hier, ein paar Medikamenteda, um das jugendliche Erscheinungsbild wiederherzustellen, und schon wird aus einer Senior wieder eine Junior. Und das haben sie bei mir gemacht; ich war unter den ersten Probanden, bei denen eine Verjüngung durchgeführt wurde, und Rose auch, schätze ich. Es ist im Grunde ganz leicht.«
    Nur fühlt es sich nicht so leicht an!
    Die ganze Wahrheit dessen, was ich getan habe, überrollt mich in dem Moment, als ich meine Erklärung beende. Wie von selbst gleitet meine Hand zu meinem Gesicht. Wie am ersten Tag nach meinem Erwachen ohne Erinnerung streichen meine Finger vorsichtig über meine Züge. Hohe Wangenknochen, lange Wimpern, spitzes Kinn und volle Lippen. Ja, das bin ich und bin es doch nicht. Vor mein inneres Auge schiebt sich das Gesicht einer Senior. Die Augen noch immer groß, aber das Grün darin verblasst, Fältchen an den Lidern und in den Winkeln des nicht mehr ganz so vollen Mundes, das glänzende Weiß der Haare erinnert nur entfernt an das einstige Blond.
    »Warum?«, fragt Milo plötzlich, nicht urteilend, eher neugierig, aber ich merke trotzdem, wie wichtig ihm diese Frage ist. »Warum hast du das getan?«
    »Weil   … weil   … « Ich versuche, mich zu erinnern. Ich möchte ehrlich zu Milo sein und auch zu mir selbst. Doch während all meine anderen Erinnerungen völlig klar sind, kann ich auf diese eine entscheidende Frage keine Antwort in meinem Kopf finden. Warum habe ich das getan? Im Dienste der Forschung? Nein, ich weiß, dass das nicht die Wahrheit ist. Habe ich es getan, weil ich darin eine Chance gesehen habe, eine zweite Chance für Finn und mich? Denn Finn war sechzehn, als er eingefroren wurde, er ist es immer noch, und ich: eine Senior!
    »Ich weiß es nicht«, gebe ich schließlich zu. »Ich kann mich daran nicht erinnern. Es muss mit meiner Amnesie zu tun haben. Ist es nicht so, dass gerade die Ereignisse, die kurz vor Eintreten der Amnesie passiert sind, oft am längsten verschüttet bleiben?«
    »Ja, so ist es«, bestätigt Milo, ganz in seinem Element. »Aber mit der Amnesie hatte doch vermutlich niemand gerechnet, oder? Ich meine, wenn dir vorher jemand gesagt hätte, dass du dich an nichts mehr wirst erinnern können, hättest du es dann getan?«
    »Wohl kaum!«, wehre ich ab. »Die Amnesie war garantiert eine unerwartete Komplikation. Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Vermutlich wissen die Medis es selbst nicht. Wahrscheinlich arbeiten sie längst an einer medizinischen Lösung für das Problem.«
    »Das dachte ich mir schon«, erwidert Milo. »Ich frage mich allerdings, wieso sie ausgerechnet mich zu deinem Memo-Trainer gemacht haben. Als sie mich für das Training ausgewählt haben, haben sie behauptet, dass es gut wäre, wenn der Memo-Trainer im Alter des Patienten wäre. Aber das ist doch Unsinn! Das kann doch nicht der Grund gewesen sein.«
    Ich weiß, was Milo sagen will, aber nicht ausspricht: Die Patientin ist in Wirklichkeit viel älter! Ich spüre einen schmerzhaften Stich in der Brust bei dieser Anspielung, aber ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen. Trotzdem fällt es mir schwer, weil ich mich nicht wie eine Senior fühle, sondern wie eine Junior, eine verunsicherte, verwirrte Sechzehnjährige. Vielleicht ist das ja genau der Grund und die Antwort auf Milos Frage.
    »Um die Verjüngung perfekt zu machen, haben sie den Probanden, also uns, auch eine spezielle Hormontherapie verabreicht«,erkläre ich Milo. »Das scheint gut funktioniert zu haben. Vielleicht zu gut.«
    »Was meinst du?«, hakt er irritiert nach.
    »Wenn man sich fühlt wie sechzehn, dann denkt und handelt man vermutlich auch wie mit sechzehn.«
    »Ja?«
    »Nun, die Medis mussten davon ausgehen, dass ich mich zunächst an mein jüngeres Ich erinnern würde, deshalb hat Mitra uns auch in den Juniorblock geschickt. Es stimmt, ich habe dort tatsächlich gelebt, allerdings vor über sechzig Jahren, kurz nach Gründung der VEN. Kein Wunder, dass ich kaum etwas wiedererkannt habe.« Oder wusste Mitra vielleicht gar nicht, was es wirklich mit meiner Amnesie auf sich hatte, überlege ich. Hat sie selbst nur Befehle ausgeführt?
    »Okay. Das ergibt vielleicht Sinn«, stimmt Milo zu. »Aber etwas anderes begreife ich nicht: Warum der Mentizideingriff? Warum eine so drastische Maßnahme wie eine Gehirnwäsche, als du endlich

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