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Frozen Time (German Edition)

Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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durchströmt mich, als ich an Finn denke, daran, wie er für mich alles riskiert hat. Finn und ich. Ich und Finn. Wir waren Verschworene. Wir waren füreinander bestimmt! Doch das Gefühl der Schuld vertreibt die Wärme sofort wieder. Meine Schuld wiegt unendlich schwer, drückt mich nieder, schnürt mir die Luft ab, sodass ich kaum atmen kann. Trotzdem fahre ich mit meiner Erzählung fort, ohne Milo anzusehen, die Augen starr nach unten gerichtet.
    »Finn wurde in das
Projekt Frozen Time
aufgenommen, sein Körper wurde gekühlt und damit dauerhaft konserviert. Aberich   … ich habe mich nicht mit den Pocken angesteckt. Ich war bereits geimpft worden, Finn noch nicht. Deshalb durfte ich weiterleben. Ich musste weiterleben   … «
    Mein letzter Satz hängt leer in der Luft, meine leise gesprochenen Worte scheinen immer lauter zu werden. Ob Milo begriffen hat, was sie bedeuten? Sicher hat er das! Er muss es verstanden haben, obwohl ich gerade erst selbst beginne, es in seiner ganzen Tragweite zu begreifen.
    »Tessa«, fragt er vorsichtig. »Wie alt bist du?«
    Ich schlucke wieder. Die Zahl ist da. In meinem Kopf. Aber wenn ich sie jetzt ausspreche, ist sie real.
    Ich bin sechzehn, will ich schreien. Ich sehe aus wie sechzehn. Ich fühle mich wie sechzehn. Ich bin so durcheinander, wie es nur eine Sechzehnjährige sein kann. Aber ich bin nicht sechzehn!
    »Achtzig«, flüstere ich heiser. »Ich bin achtzig Jahre alt.«

KAPITEL 15
    »Wie kann das sein?«, fragt Milo ungläubig und holt tief Luft. Ich zwinge meinen Blick von der Matratze, auf die ich noch immer starre, nach oben, voller Angst, in seinen Augen Ablehnung zu lesen gegenüber der alten Frau, die er eben noch im Arm gehalten hat. Noch mehr fürchte ich, die Fremdheit darin gespiegelt zu sehen, die ich plötzlich meinem eigenen Körper gegenüber empfinde. Aber zu meiner Erleichterung erkenne ich in Milos dunklen Augen nichts als Erstaunen und gespannte Erwartung.
    Ein Stöhnen lässt uns zusammenschrecken. Aus der benachbarten Schlafkabine hören wir ein Schnaufen und dann die Geräusche, wenn ein Schlafender sich im Bett umdreht.
    »Komm«, flüstert Milo. »Wir wollen die anderen nicht wecken.« Er greift nach meiner Hand und zieht mich von dem Lager am Boden hoch, hinüber in den großen Wohnraum, wo wir uns auf das zerschlissene Blumensofa fallen lassen.
    »Also, wie kann das sein?«, wiederholt er etwas gefasster.
    Ich senke meinen Blick wieder auf meine Hände, streiche mitden Fingern der einen Hand über die glatte, straffe Haut auf dem Rücken der anderen. Das sind die Hände einer Sechzehnjährigen, denke ich. Es ist unvorstellbar und doch wahr. Plötzlich passt alles zusammen. Alle Erinnerungen, die mich verwirrt haben, bekommen Sinn. Alles, was ich wiedererkannt habe, und vor allem das, was ich nicht wiedererkannt habe. Und dann erkläre ich es ihm, so gut ich mich daran erinnere.
    »Von dem Moment an, als Finn krank und gekühlt wurde, gab es für mich nur noch ein Ziel: meine Schuld zu begleichen! Zu meinem Glück wurde ich damals bei den Eignungstests als besonders begabt im Bereich Medizin eingestuft, ich absolvierte eine Medi-Ausbildung, und nachdem die schweren Jahre des Wiederaufbaus überstanden waren, konnte ich mich in die medizinische Forschung stürzen, um einen Weg zu finden, Finn wieder zu erwecken. Ich habe all die Jahre nie vergessen, was ich ihm schulde.«
    »Das erklärt wenigstens dein großes Wissen in medizinischen Fragen.« Milo klingt, als hätte er sich eine einfachere Erklärung gewünscht.
    Ja, das tut es wohl, denke ich. Ich war eine erfolgreiche Medi, erinnere ich mich, der Forschung verschrieben bis zur Selbstaufgabe, immer mit dem einen großen Ziel vor Augen, meinem früheren Freund das Leben wiederzugeben, das ich ihm genommen hatte.
    Nichts anderes gab es für mich, nachdem ich Finn verloren hatte. Keinen anderen Mann, keine anderen Ambitionen. Ich war eine regierungstreue Bürgerin, befolgte die Regeln so gut ich konnte, schon allein, um meine Stellung in der medizinischen Forschungselite nicht zu gefährden. Und natürlich auch, weilich fest davon überzeugt war, dass es in einer Gesellschaft, in der die medizinische und technische Entwicklung einen so hohen Stellenwert einnimmt wie in der unseren, möglich sein musste, einen Weg zu finden, Finn wieder zurückzuholen. Finn   … meine Liebe   … mein Leben!
    Während ich über all das nachdenke und mich die Gefühle fast zu überwältigen drohen, fallen

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