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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Stille war ohrenbetäubend. Durch das Rauschen in ihren Ohren hindurch hörte Jane ein Auto kommen.
    « O.   k. » Colette sprach durch das Megafon. «Hört mal zu. Vermutlich sind gleich die Bullen da. Also verziehen wir uns. Keine Sorge, wir brauchen keine Autos. Kommt mir einfach nach   … oder Janey. Wo ist Janey? Sie weiß Bescheid.»
    Aber es war nicht die Polizei. Das Auto war ein Volvo, wie ihn Mom hatte, nur zehn Jahre jünger. Die beiden Vordertüren wurden gleichzeitig geöffnet.
    Die Cassidys.
    «Janey», rief Colette. «Hast du verstanden?» Dann wurde das Megafon abgeschaltet.
    Jane rührte sich nicht. Was hatte Colette ihr sagen wollen?
Sie weiß Bescheid.
Worüber? Sie schob sich wieder unter das Dach des Marktkreuzes, während Terrence Cassidy keuchend auf den Platz rannte. «Colette! Wo bist du?» Er fiel fast in Ohnmacht, als er die Versammlung auf dem Marktplatz sah.
    «Colette!»
    Mrs.   Cassidy war weniger zurückhaltend. «Dieses unsägliche kleine
Miststück
! Ich
wusste
, dass so etwas   …»
    «Colette», rief Terrence noch einmal flehentlich. «Wo bist du? Warum tust du uns das an?»
    «Weil Sie so ein Wichser sind, Mann», klärte ihn Dean Wall auf. Dann kicherte er und folgte den anderen.
    «Verdammte Scheiße!»
    Jane bemerkte plötzlich, dass Dr.   Samedi neben ihr stand. «Spinnt die? Ist mit meiner Soundkiste abgehauen. Diese verwöhnten Bälger sind echt zum Kotzen. Ich hasse sie. Bei denen kommt man sich gleich wieder vor wie im Ghetto.»
    «Tut mir leid, Jeff. Wenn sie was vorhat, ist sie kaum zu stoppen.»
    «Und was hilft mir das?»
    Mit einem Mal wusste Jane, wohin Colette mit den anderen gegangen war. «Oh nein.» Sie sah sich um. Die Cassidys waren in ihr Restaurant geeilt, vermutlich wollten sie feststellen, ob es vollkommen auseinandergenommen worden war. Auch die Leute aus dem Ort gingen nach Hause. Es war ihnen gleichgültig, wo die Party ihre Fortsetzung nahm, solange es nur nicht in ihrer Hörweite stattfand.
    Da sah Jane eine hochgewachsene Gestalt Richtung Friedhof gehen. «Lloyd!»
    Lloyd Powell drehte sich um und wartete unter der Pseudo-Gaslaterne auf sie. Jane packte ihn am Ärmel.
    «Du musst sie aufhalten.»
    «Ich schätze, wir warten lieber auf die Polizei, oder, Miss Watkins?»
    «Nein!» Bei Leuten wie Lloyd wusste man nie, ob sie höflich waren oder sich über einen lustig machten, wenn sie einen ‹Miss› nannten. «Sie gehen in den Apfelgarten. Du kannst sie aufhalten. Es ist euer Gelände. Du kannst sie rauswerfen.»
    «Ganz allein?»
    Er machte sich eindeutig über sie lustig. Jeder wusste, dasssich die Powells nicht um ihren Apfelgarten kümmerten. Aber das sollten sie. Das sollten sie wirklich.
    «Bitte. Es ist nicht sicher. Sie haben keinen Respekt. Du musst sie rauswerfen. Bitte, Lloyd.»
    «Hey.» Er legte seine großen Hände auf ihre Schultern. «Reg dich nicht so auf. Das sind doch nur alberne Kinder.»
    «Bitte.» Sie flehte ihn fast an.
    «Na gut», sagte Lloyd. «Ich geh mal hin und sehe nach, was ich tun kann.» Er lächelte schief und zog die Schultern hoch. «Willst du mit?»
    «Nein», sagte Jane. «Ich kann nicht.»
    Also blieb sie am Rand des Platzes stehen, verwirrt und voller böser Ahnungen, die sie sich nicht erklären konnte.

26   Die Mondrian-Wände
    «Sie blutet aus dem Maul», sagte Merrily.
    Lol Robinson hielt Ethel auf dem Küchentisch fest. «Heißt das, sie hat innere Verletzungen?» Er war schockiert.
    Sie hatten das Kätzchen in der Ecke neben dem Aga gefunden.
    «Wer war das?»
    Lol antwortete nicht, also wusste er, wer es gewesen war. Merrily hatte aus der Eingangshalle eine alte Steppweste geholt, die sie für die Gartenarbeit aufgehoben hatte.
    «Wissen Sie, was zu tun ist?»
    «Ich hatte vorher noch nie eine Katze.»
    «Sie wickeln sie ganz fest ein, sodass nur noch der Kopf herausschaut. Dann kann sie sich nämlich nicht kratzen.»
    «Gut.»
    «Machen Sie sich keine Sorgen. Packen Sie die Katze einfach am Genick und lassen Sie nicht los. Sie müssen
energisch
sein, Lol.»
    «Ich bin eigentlich kein besonders energischer Mensch», sagte Lol.
    Merrily schob die Ärmel ihres Pullovers hoch. Sie schlug die Weste auseinander und hüllte die Katze fest darin ein.
    «Ist es jemand, den ich kenne? Für dessen Seelenheil ich beten sollte?»
    «Da wäre jedes Gebet verschwendet.»
    «Kein Gebet ist verschwendet.» Sie drückte Lol das kleine Paket in die Hände, aus dem ein schwarzer Kopf heraussah. «Halten Sie sie

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