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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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tapfer.
    «Und das wird sie auch. Ich schlage vor, wir verlassen diesen Mistladen und verlegen die Party auf die Straße. Was meint ihr?»
    Nach einer halben Sekunde des Zögerns brandete allgemeine Begeisterung auf.
    «Verflucht.» Barry rammte die Fäuste in seine Jackentaschen und sah wütend auf den Boden. Jane stand nahe bei ihm und hörte, wie er Lloyd Powell zumurmelte: «Du bleibst besser in ihrer Nähe, Kumpel. Und ich rufe anonym bei der Polizei an.»
    Oh oh
, dachte Jane.

25   Karneval
    Merrily ging mit dem Schürhaken in der Hand in die Küche.
    Der Aga stand da wie ein selbstgefälliger Buddha in seiner eigenen Welt. Sollte sie sich zwicken? Funktionierte so etwas wirklich? Sie stolperte über den Teppich, ließ den Schürhaken fallenund schlug sich das Knie heftig an der Kante des Agas an. «Oh Scheiße!»
    Schwankend ging sie zum Lichtschalter, knipste die Deckenbeleuchtung an und rieb sich das Knie. So ein Schmerz war doch ein Beweis dafür, dass man wach war, oder?
    Oben war es still, aber das Geräusch, das sie gehört hatte, war aus dem Salon gekommen, und es war echt gewesen. Und es konnte nicht von einer Maus stammen, nicht von einem Eichhörnchen, nicht von einem Vogel auf dem Fensterbrett. War es wirklich echt gewesen? Sollte eine Geistliche etwa einen Psychiater aufsuchen, um das herauszufinden?
    Wieder ein Plumpsen, diesmal etwas leiser.
    Mit angehaltenem Atem hob Merrily den Schürhaken auf.
    Das Geräusch war jetzt näher gewesen. Es kam bestimmt nicht aus dem obersten Stockwerk. Sie sah zur Tür der ehemaligen Spülküche, die sie nie öffneten, weil sie den Raum nicht brauchten.
    Sie hob den Metallriegel und betrat den schmalen Raum. In ihrem Haar verfingen sich Spinnweben. Am anderen Ende führte eine Tür zu einem kleinen, quadratischen Vorraum. Sie tastete nach dem Lichtschalter, und eine nackte Glühbirne leuchtete auf. Aufgerollte weiße Plastikschläuche lagen wie eingefrorene Organe in einer Ecke, und ihre Schatten reichten bis zur Decke, die vor Feuchtigkeit schon schwarz geworden war. Es gab hier keine Eichenbalken, also war es vermutlich ein Anbau aus viktorianischer Zeit. Gegenüber war die zweite Hintertür, die immer noch mit Brettern vernagelt war.
    Nur dass sie nicht mit Brettern vernagelt war. Die Bretter lehnten an der Wand, rostige Nägel standen hervor. Das war neu. Ganz neu. Jane. Die Extratür zu ihrer Wohnung, die demnächst mit einem beleuchteten Namensschild ausgestattet werden würde:
Ms.   Jane Watkins.
Die Treppe führte zu einer schwarzen Holztür. Merrilyschob einen Finger durch das Loch und hob den Riegel auf der anderen Seite an. Sie wusste natürlich, wo die Treppe endete, aber es kam ihr merkwürdig vor, von dieser Seite aus den Flur des ersten Stocks zu betreten, mit all den Türen, die sie abgeschlossen hatte, nachdem Sie von Sean geträumt hatte. Die Schlüssel lagen alle in einem Aschenbecher in der Küche.
    Sie schlich sich an den Türen vorbei, kam an die Haupttreppe und blieb auf dem Treppenabsatz mit der Brüstung aus Eichenholz stehen. Durch das Fenster schien der bleiche Mond herein. Dies war der Aufgang der zweiten Treppe, die zu Janes Wohnung führte. Warum ging sie hinauf? Obwohl die Hintertür nicht mehr vernagelt war, wusste sie doch genau, dass niemand dort oben war. Kein
realer
Mensch. Warum setzte sie sich also dieser Situation aus?
    Weil ich eine Pfarrerin bin, und Pfarrer sollten keine Angst haben, denn sie wissen, dass die Stärke und Sicherheit ihres Glaubens sie vor allem Bösen beschützt, das in der Nacht umgeht   …, oder?
    Jane kam schließlich jeden Tag hier herauf. Sie hatte ihre Bücher und ihre Farben, ihre Pinsel und die CDs heraufgebracht und sich niemals gefürchtet.
    Es liegt an mir. Es passiert nur mir.
    Ich bin krank.
    Merrily dachte nach. Erst nach einer Weile merkte sie, dass eine der Türen halb offen stand und eine schattenhafte Figur sie von der Türschwelle aus beobachtete.
     
    Als Jane Mark und einen älteren Typen, den sie nicht kannte, in dem unbeleuchteten Eingang des Computerladens stehen sah, wusste sie, dass hier etwas nicht gut lief.
    Aber vielleicht sah sie das falsch. Vermutlich wurde gerade Colettes Vorstellung von einer spannenden Party Wirklichkeit. Außerdem hatten ihre Eltern sie gelinkt, und das hatte Colette nochhemmungsloser werden lassen. Konnte sein, dass sie jetzt ziemlich über die Stränge schlug.
    Jane hatte sich an einen der Pfosten des sogenannten Marktkreuzes gelehnt und

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