Frucht der Sünde
gut fest. Dieses Licht ist wirklich gotterbärmlich schlecht.»
Er warf ihr einen Blick zu.
«Jaja, ich weiß. Manche Leute würden das Gotteslästerung nennen.» Sie mühte sich, die Kiefer der Katze auseinanderzudrücken. «
Festhalten
, Lol. Ein Bein ist schon draußen. Offenbar hilft es doch, den Namen Gottes ins Gespräch zu bringen. Besonders, wenn man Stress hat.»
Ethels Maul öffnete sich. Merrily biss die Zähne zusammen und schob ihren Zeigefinger hinein.
«Sehen Sie? Sie hat einen Zahn verloren. Vielleicht auch zwei. Deshalb blutet sie.»
«Also hat sie keine inneren Verletzungen?»
«Ich glaube nicht.» Sie berührte die Stelle mit ihrem Finger, Ethel wand sich. «Gut.»
«Danke», sagte Lol.
«Ein Onkel von mir war Tierarzt. In Cheltenham.»
«Ich wollte als Kind auch Tierarzt werden, aber dann ist mir noch rechtzeitig aufgefallen, dass man dabei öfter mal eins einschläfern muss. Wird sie wieder?»
«Wenn Sie sich noch Sorgen machen, können Sie ja morgenbei einem richtigen Tierarzt vorbeigehen. Jetzt können Sie loslassen.»
Ethel schoss wie eine kleine schwarze Kanonenkugel durch die Tür der Spülküche. Merrily hielt ihren Finger hoch. Ein winziger weißer Splitter klebte daran.
«Das ist vermutlich der Rest des Zahns. So.» Merrily setzte sich und zündete sich eine Zigarette an. «Und jetzt reden Sie mit mir, Mr. Robinson, ich bin nämlich hier die Pfarrerin.»
Auf dem Platz war es inzwischen ruhig geworden, doch von irgendwoher drang immer noch leise Musik zu ihnen.
Ethel war wiederaufgetaucht. Sie hatte ihnen zwar einen anklagenden Blick zugeworfen, schien aber keine Schmerzen mehr zu haben. Merrily hoffte, dass auch Jane bald da sein würde.
Schweigend hörte sie zu, während Lol ihr von dem Typen erzählte, der in sein Cottage eingedrungen war und mit dem er vor Jahren in der Band Hazey Jane gespielt hatte. Inzwischen war der Typ aus den Staaten zurückgekommen und wollte Lol überreden, ein paar Songs für ein neues Album zu schreiben. Für Merrily klang das gar nicht schlecht.
«Es ist nur, dass ich Probleme mit diesem Kerl habe», sagte Lol.
«Und weiß er das auch?»
«Vermutlich hat er noch nicht verstanden, wie groß diese Probleme sind.»
«Dann scheint er nicht besonders sensibel zu sein.»
«Das ist die Untertreibung des Jahres», sagte Lol. «Noch dazu trinkt er. Und wenn er getrunken hat, verliert er die Kontrolle über sich.»
«Wird er gewalttätig?»
«Das haben Sie ja selbst gesehen.»
«Und er ist in Ihrem Haus. Er ist eingebrochen.»
«Genau.»
«Aber – entschuldigen Sie, falls das eine naive Frage ist – warum rufen Sie nicht einfach die Polizei?»
Sie bedauerte die Frage sofort. Lol sah sie an, als würde er lieber ins Wasser gehen, als Karl Windling anzuzeigen.
Auf dem Marktplatz erschien ein Einsatzwagen der Polizei mit zwei Beamten. Sie wirkten nicht besonders gestresst. Den Stress verbreiteten die Cassidys, die zusammen mit Barry aus dem Restaurant kamen, um mit den Polizisten zu sprechen.
Jane zog sich weiter in den Schatten der offenen Markthalle zurück, um zuzuhören.
«Ist doch inzwischen wieder ruhig», sagte einer der Beamten.
«Das liegt daran», Caroline Cassidy schluchzte fast, «dass sie ihre Drogenparty irgendwo anders fortsetzen. Alles ist so gut gelaufen, alles war vollkommen in Ordnung. Bis diese grässlichen Jungs aus dem Ort irgendwie reingekommen sind. Barry … Barry, erzählen Sie ihnen davon.»
«Es war genau, wie Mrs. Cassidy sagt», erklärte Barry, der kriecherische Mistkerl. «Alles lief bestens, bis diese Kerle kamen. Jemand muss sie reingelassen haben, denn wir hatten die Tür verriegelt. Wegen der Lichtorgel habe ich sie eine Zeitlang selbst nicht bemerkt. Aber sie haben die Drogen mitgebracht, das ist sicher.»
«Was für Drogen, Mr. Bloom?»
«Na ja, Ecstasy, schätze ich. Vielleicht auch Amphetamine, Crack, was auch immer. Auf Partys lässt sich alles Mögliche verkaufen. Deshalb sind sie ja gekommen.»
«Kennen Sie diese Jugendlichen?»
«Hab sie ab und zu im Ort gesehen. Da ist so ein dünner, ungefähr siebzehn Jahre alt, der heißt Mark … Putley? Sein Vater hat die Tankstelle an der Leominster Road. Dann der dicke, Dean, Dean … das kann ich rausfinden.»
«Und wo sind sie jetzt?»
«Das versuche ich Ihnen doch die ganze Zeit schon zu sagen.» Mrs. Cassidy stand kurz vor einem hysterischen Anfall. «Sie sind in den Wald gegangen.
Und sie haben meine Tochter
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