Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
mitgeschleppt!»
    Unglaublich. Wenn irgendwer jemanden mitgeschleppt hatte, dann war das Colette gewesen. Fast wäre Jane hingegangen und hätte den Polizisten gesagt, wie es wirklich war. Andererseits wollte sie nicht in die Sache verwickelt werden. Sie wollte nur, dass die Polizisten die Party im Apfelgarten beendeten.
    «Und wo waren Sie, als das alles passiert ist, Mrs.   Cassidy?»
    «Meine Frau und ich», sagte Terrence, «waren bei Mr.   Richard Coffey, um uns über sein Theaterstück zu unterhalten. Und davor waren wir bei einer Veranstaltung in der Kirche.»
    «Also gut. Und wo, glauben Sie, sind die Kinder jetzt?»
    «Im Apfelgarten. Da drüben, hinter dem Friedhof. Das Gelände gehört den Powells.»
    «Ich glaube nicht, dass wir uns im Moment darüber Gedanken machen müssen, ob sie unerlaubt auf fremdem Gelände sind. Wenn sie wirklich Drogen dabeihaben, interessiert uns das viel mehr.»
    «Und meine Tochter?»
    «Natürlich.»
     
    Lol putzte seine Brillengläser mit einem Zipfel seines Sweatshirts. Ohne die Brille sah er unsicher und unschuldig aus, ein alternder Teenager. Sollte sie ihn jetzt wegschicken? Mit der verletzten Katze auf dem Arm?
    «Es ist ja klar, dass Sie heute Nacht nicht nach Hause gehen können», sagte Merrily. «Sie sollten diesem Typen Zeit lassen, seinen Rausch auszuschlafen und zu erkennen, was er angerichtet hat. Wenn es Sie nicht stört, nur einen Schlafsack zu haben, könnenSie hierbleiben. Wir haben massenhaft Schlafzimmer – allerdings ohne Betten.»
    Lol sagte, das sei wirklich nett von ihr, aber es ginge schon, er habe sein Auto unten an der Straße stehen. Merrily fürchtete allerdings, er würde in seinem Zustand an den nächstbesten Baum fahren.
    «Sehen Sie’s mal so. Eine der ältesten kirchlichen Traditionen ist es, Bedürftigen eine Zuflucht zu bieten. Und das tue ich immer sehr gerne. Zu viel mehr bin ich ohnehin nicht zu gebrauchen. Ich schreibe lausige Predigten, kann mit meiner schwachen Stimme keine Lieder anstimmen, jede Beerdigung nimmt mich unheimlich mit, und außerdem habe ich einen richtig grässlichen Abend hinter mir. Also schonen Sie mich ein bisschen, mmh?»
    «Ich habe davon gehört», sagte Lol.
    «Was haben Sie gehört?»
    «Dass Sie   … dass Sie sich nicht gut gefühlt haben.»
    Merrily schüttelte eine Zigarette aus der Packung. «Wer hat Ihnen davon erzählt?»
    «Ich habe mitgehört, als jemand davon gesprochen hat.»
    «Und was hat die Person gesagt?»
    «Dass Ihnen schlecht geworden ist. Während des Gottesdienstes zu Ihrer Amtseinführung.»
    «Ziemlich fix, die Buschtrommeln in diesem Dorf.» Morgen früh würde der halbe Landkreis Bescheid wissen. Sie stand auf. «Lassen Sie uns den Schlafsack holen.»
    «Es geht Ihnen immer noch nicht richtig gut, oder, Mrs.   Watkins?»
    «Ich heiße Merrily. Und es geht mir sehr gut. Ich sollte nur ab und zu was essen, aber jetzt ist es noch ein bisschen früh fürs Frühstück. Ich überlege gerade, wohin wir Ihren Schlafsack legen sollen. Vielleicht in Janes
Wohnung

    Er folgte ihr die Treppe hinauf.
    «Das Haus ist ziemlich groß, oder?»
    «Das kann man wohl sagen.»
    «Wäre es dann in Ordnung, wenn ich unten schlafe?»
    «Wo immer Sie möchten.» Sie wartete auf dem oberen Treppenabsatz, bis er nachgekommen war. Es war ihr sogar lieber, dass er unten schlafen wollte. Die Vorstellung, dass ein Fremder bei Jane übernachtete, war ihr unangenehm.
    Die Schlafsäcke waren nicht in Janes Schlafzimmer. Also blieb nur das Wohnzimmer mit den berühmten Mondrian-Wänden, das Merrily noch nicht hatte betreten dürfen. Aber das hier war ein Notfall, außerdem war Jane selbst schuld. Sie würde einfach hineingehen, einen der Schlafsäcke nehmen und sich umdrehen, ohne die Wände zu betrachten.
    Aber die Tür war abgeschlossen. «Mist. Dieses Kind ist manchmal wirklich anstrengend.»
    Lol sagte zögernd: «Ich glaube, ich habe auf dem Nachttisch einen Schlüssel liegen sehen.»
    Weil sie den Eindruck hatte, etwas erklären zu müssen, sagte Merrily: «Jane hat vor, die Felder zwischen den Wandbalken in verschiedenen Farben anzumalen, damit es so wirkt, als würde man mitten in einem riesigen Mondrian-Gemälde sitzen. Kennen Sie Mondrian, den holländischen Maler? Sie ist auf die Idee gekommen, als wir letztes Jahr in London eine Ausstellung von ihm gesehen haben. Vermutlich wird das Ergebnis grauenerregend.»
    Der Schlüssel passte. Die Schlafsäcke lagen aufgerollt hinter der Tür. Merrily hätte

Weitere Kostenlose Bücher