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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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gibt’s eine Pressekonferenz in der Polizeiwache von Hereford.Sie haben etwas gefunden, aber ich bin ziemlich sicher, dass es keine Leiche ist. Nirgendwo ein Leichenwagen oder so. Aber es laufen Leute mit Schutzanzügen herum, also haben sie die Spurensicherung gerufen. Chris bleibt noch eine halbe Stunde, vielleicht ergibt sich ja noch etwas. Ich muss zurück zum Festival, um ein paar O-Töne zur Eröffnung aufzunehmen. Außerdem kann es ja sein, dass ihre Eltern sich sehen lassen.»
    «Und was
glauben
Sie, was es sein könnte?»
    «Ich weiß nicht. Mist. Ich kann höchstens einen ‹Geheimnisvolle Vorgänge›-Beitrag machen, und dann stürzen sich die vom Fernsehen drauf.»
    Bella wendete und fuhr in Richtung Ledwardine.
    Jane sagte: «Was haben Sie denn gegen die Leute vom Fernsehen?»
    Bella lachte. Sie hatte das Seitenfenster ganz geöffnet und lässig ihren Arm auf den Rand gelegt. «Was soll jemand wie ich schon gegen Leute haben, die zweimal so viel verdienen, aber nur halb so viel arbeiten? Das sind natürlich meine allerliebsten Kollegen.»
    Es war kein anderes Auto auf der Straße, und als sie um die Kurve kamen und die Katastrophe direkt vor sich hatten, fuhr Bella über siebzig.
     
    «Aber wo ist er?», fragte Merrily. «Wohin soll er gegangen sein? Welchen Beweis haben Sie dafür, dass er überhaupt da war, dass er überhaupt existiert, dass Sie ihn nicht erfunden haben?»
    «Jane hat ihn gesehen», sagte Lol.
    «Wann?» Es war fast Mittag. Merrily fand, dass Jane jetzt langsam zurückkommen könnte.
    «Sie ist an dem Nachmittag in den Laden gekommen, um etwas über Wil Williams zu erfahren. Und ich habe sie gebeten, auf den Laden aufzupassen, während ich mich   … versteckt habe.»
    «Versteckt.»
    «Oben.»
    Kein Mensch, dachte Merrily, würde so etwas erfinden.
    «Sie hat gesehen, dass ich ziemlich erschrocken war, und schien es eher lustig zu finden. Hat gemeint, er wäre wohl ein Drogendealer oder so etwas. Sie scheint eine sehr lebhafte Phantasie zu haben.»
    «Damit liegen Sie nicht ganz falsch.»
    «Also habe ich ihr gesagt, sie soll vergessen, dass sie ihn überhaupt gesehen hat. Und ich habe ihr erklärt, er wäre einfach ein Typ, den ich nicht loswerde. Außerdem habe ich sie gebeten, auch Colette zu sagen, sie solle ihm aus dem Weg gehen.»
    «Oje», sagte Merrily. «In Kinderpsychologie sind Sie nicht gerade Experte, oder?»
    «Tut mir leid.»
    «Also nehmen wir einmal an, Colette geht um zwei Uhr morgens zu Ihrem Cottage. Und sie hat in dieser Nacht vor, mit irgendwem zu schlafen. Das hat Jane gesagt. Was passiert? Sagt er ihr, sie soll reinkommen?»
    «Oder er sagt: Soll ich dich nach Hause fahren? Du solltest so spät nicht allein unterwegs sein. Und – ich kenne diesen Typen – sobald er sie im Auto hat, fährt er, wohin er will.»
    Merrily dachte darüber nach. «Na gut. Wir warten am besten, bis Jane zurück ist, und sprechen noch einmal mit ihr darüber. Sie hat jetzt Zeit gehabt, sich ein paar Dinge durch den Kopf gehen zu lassen. Und dann könnten wir vielleicht zusammen Detective Howe besuchen.»
    «Sie wird sich niemals mit uns beiden zusammen unterhalten. Sie verhört uns getrennt. Das machen sie immer.»
    «Das kann sie nicht machen», sagte Merrily. «Ich bin keine Verdächtige.»
    «Aber eine Komplizin.»
    Merrily steckte sich eine Zigarette an. «In Momenten wie diesen schlage ich eigentlich vor, sich gemeinsam hinzuknien und um Beistand zu beten.»
    «Das ist nicht Ihr Ernst», sagte Lol.
    «Das ist mein Beruf», sagte Merrily.
    «Das hatte ich ganz vergessen.»
    Draußen auf dem Marktplatz begann eine Blaskapelle zu spielen.

32   Scheißgott
    Bella riss das Lenkrad herum, bremste scharf, und mit quietschenden Reifen raste das Auto auf die Hecke an der gegenüberliegenden Straßenseite zu. Zweige und Dornen schlugen peitschend gegen die Fahrerseite und schleiften mit hohen, kreischenden Geräuschen an der Karosserie des Wagens entlang. Das Auto kippte auf die Seite, und Jane wurde gegen Bella geschleudert. Die Hecke schien durch die Frontscheibe brechen zu wollen, doch dann schoss das Auto mit einem Satz wieder auf die Straße, der Motor hustete einmal, und dann stand er still.
    Jane war nicht bewusstlos, doch es kam ihr so vor, als erwache sie plötzlich in einer vollkommenen, unheimlichen Stille, in der sie nur an das Zeitungsfoto vom Auto ihres Vaters denken konnte, zusammengeknüllt wie Papier, und darin er und seine Sekretärinnengeliebte Karen, die

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