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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schwarzweiße Gebäude des Pubs aufgetaucht. Neben ein paar anderen Autos stand ein Polizeiwagen auf dem Parkplatz. Nicht weit von der Kurve entfernt hielt Bella an einem provisorischen Schild an. POLIZEI. STRASSENSPERRUNG.
    «Da ist wirklich etwas passiert», sagte Jane.
    Auf einmal wollte sie nicht mehr aussteigen.
     
    «Also», sagte Merrily. «Sie können in Ihr Cottage zurückgehen. Dort werden Sie einkassiert. Annie Howe wird Ihnen nicht glauben. Sie wird Ihnen das Leben zur Hölle machen. Bis sie Colette finden oder eine neue Spur haben, sollten Sie besser hierbleiben. Die Kirche tut so etwas. Man nennt es Asyl.»
    «Man nennt es Komplizenschaft.»
    Merrily lachte. Sie wusste selbst nicht, warum.
    «Sie haben doch genügend eigene Probleme», sagte Lol. «Je länger ich verschwunden bin, desto größer wird der Verdacht. Und wie sieht es aus, wenn sie herausbekommen, dass mich die Pfarrerin versteckt hat?»
    «Pfarramtsvertreterin», sagte Merrily.
    Vertreterin? Vor fünf Minuten hatte sie Ted am Telefon erklärt, dass der Ersatzmann, den er für die Sonntagsmesse organisiert hatte, nicht gebraucht wurde.
    «Wenn ich gehe, dann gehe ich», erklärte sie Lol daraufhin.«Aber ich schleiche mich nicht durch die Hintertür hinaus. Und keiner hat mir zu sagen, wen ich in mein Pfarrhaus aufnehme.»
    Er sah sie eingeschüchtert an. Merrily setzte sich und griff nach ihren Zigaretten.
    «Lol, ist es Ihnen noch nie so vorgekommen, als wären Sie in Ihrem Leben schon ziemlich viel rumgeschubst worden?»
    «Das Problem dabei ist, auseinanderzuhalten, wer einen rumschubst, weil es seinen eigenen Interessen dient oder weil es ihm einfach Spaß macht, und wer wirklich versucht, einem zu helfen.»
    Dachte er an Lucy Devenish?
    «Das ist mir zu kompliziert», sagte Merrily. «Aber wenn Sie je den Eindruck haben, ich würde Sie herumschubsen, dann sagen Sie es mir einfach, in Ordnung?»
    Das Telefon in der Eingangshalle klingelte. Neuigkeiten verbreiteten sich schnell in Ledwardine. Es war Dermot Child. Er war entzückt zu hören, dass es ihr so viel besser ging. Er wollte nur daran erinnern – aber natürlich würden alle verstehen, wenn sie sich noch zu
schwach
fühlte   –, dass sie für eine kleine Ansprache bei der Eröffnungsfeier am Nachmittag eingeplant war. Um halb drei.
    «Ich werde kommen», sagte Merrily sofort.
    Und zwar, weil er
schwach
gesagte hatte.
    Sie legte auf und ging zurück in die Küche. Lol wirkte noch genauso besorgt wie vorher.
    «Und wenn es Karl war?», sagte er. «Er war betrunken, er war wütend, und er ist nicht mehr im Cottage.»
    «Oh.» Sie setzte sich. «Wenn Colette um zwei Uhr morgens an seiner Tür geklingelt hätte – an Ihrer Tür   –, wie hätte er dann reagiert?»
    «Als hätte er grade das große Los gezogen.»
     
    Bella nahm das Aufnahmegerät aus einer Halterung bei Janes Füßen. «Wenn du mitkommst, dann hältst du den Schnabel, o.   k. ?»
    «Ich glaube, ich bleibe lieber im Auto.»
    Bella warf ihr einen besorgten Blick zu. «Ihr seid gute Freundinnen, oder?»
    «Schon ewig», sagte Jane. Sie kannten sich nicht einmal einen Monat, aber Jane kam es vor wie ihr halbes Leben.
    «Mach dir keine Sorgen», sagte Bella. «Vielleicht ist ja gar nichts passiert.»
    Jane sah Bella nach, als sie zu der Polizeiabsperrung ging. Der Offroader hatte hinter ihnen gehalten, und Chris, ein Fotograf, lief zu Bella hinüber. Ein uniformierter Constable gestikulierte abwehrend, doch der Fotograf begann trotzdem, Aufnahmen zu machen.
    Jane konnte nicht erkennen, was auf der anderen Seite der Absperrung vor sich ging. Sie dachte an die Nacht im Apfelgarten, in der ihr Colette erzählt hatte, dass sie oft zu dem Apfelbaum-Mann ging. Colette hatte keine Angst vor dem Geist von Edgar Powell oder vor sonst irgendwem. Aber auch wenn Colette gerne die coole Städterin spielte und ständig über das öde Ledwardine herzog, ahnte Jane doch, dass sie vom Apfelgarten fasziniert war. Und nachdem Colette sie gezwungen hatte, zu den Zweigen hinaufzusehen, und ihre Reaktion erlebt hatte, musste sie noch mehr darauf aus gewesen sein, diese Erfahrung auch machen zu können.
    Dann kam Bella mit Chris zurück. Der Fotograf schlug sich die rechte Faust in die linke Handfläche. Also war da etwas. Angespannt wartete Jane, bis Bella wieder ins Auto gestiegen war und ihr das Aufnahmegerät gegeben hatte.
    «Was war?», fragte Jane. «Was?»
    Bella ließ den Motor an. «Sie haben uns nichts gesagt. Um vier Uhr

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