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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Minnie?»
    «Verdammmich, die alte Telefonleitung wird durchglühn. Gibt’s jemand, der
nich
kommen soll?»
    «Im Augenblick fällt mir nur Dermot Child ein. Bei Bull-Davies bin ich mir nicht sicher.»
    «Also gut.» Gomer nickte und trat seine Zigarette aus. «Is schon so gut wie erledigt.»
     
    «Ich schätze, man kommt im Leben an einen Punkt», sagte Lol, «an dem man einsieht, dass es einfach schlechte Menschen gibt und man daran auch nichts ändern kann. Ich weiß, dass es Ihr Job ist, sie wieder auf den Pfad der Tugend zurückzuführen und so weiter, aber vielleicht ist das nicht immer die beste Strategie.»
    «Vermutlich hatte ich gestern so eine Art Höhenflug, als ichversucht habe, Coffey zu provozieren. Das war ein Fehler. Ich hätte nicht hingehen sollen.»
    «Vielleicht hatte Child genau das im Sinn. Ich glaube, Leuten wie ihm gefällt es sogar, wenn man ihnen auf die Schliche kommt.»
    «Am Freitag habe ich mich bei meiner Amtseinführung übergeben. Am Samstag bin ich bei der Eröffnung des Festivals vom Podium gerannt. Und am Sonntag soll ich meinen Organisten dafür anzeigen, dass er mich sexuell belästigt hat, während ich gleichzeitig einen Mann verstecke, den die Polizei befragen will? Ich schätze, mir bleibt nur noch die Kündigung.»
    «Daran solltest du nicht mal denken», sagte Jane. «Lucy hat gesagt   …»
    «Klar. Der Katalysator. Wohin wollen Sie, Lol? Nicht zur Polizei, das wäre keine gute Idee. Nicht, solange Child gegen uns arbeitet.»
    «Warum tut er das, Mom? Warum eigentlich?»
    «Weil   … weil er offenbar ein vollkommen übersteigertes Ego hat. Und keinerlei Gewissen.»
    «Der Typ ist ein Psychopath», sagte Lol. «Die meisten Psychopathen bringen allerdings niemanden um, es reicht ihnen, anderen Leuten Schaden zuzufügen.»
    Trotz allem musste Merrily lächeln. «Lol hat sehr viel über Psychologie gelesen. Also, wir haben nur wenig Zeit. Wo sollen wir ihn unterbringen, Schatz?»
    «In Lucys Haus? Oder in ihrem Laden?»
    «Solange die Polizei in der
Country Kitchen
ein und aus geht?»
    «Was ist mit Hochwürden Locke?»
    «Das ist zu riskant, nachdem Child es durchschaut hat. Wir wissen nicht, ob oder wann er damit zur Polizei geht. Es ist alles ziemlich kompliziert geworden. Also, ich muss mich jetzt mit Stefan treffen. Ich lege Lucys Haustürschlüssel auf den Kaminsims.Wenn ihr glaubt, dass Lol ungesehen rüberkommen kann, dann macht es. Andernfalls könnt ihr nur abwarten.»
    «Eigentlich heißt es abwarten und beten, oder?», sagte Jane.
     
    «Erzählen Sie mir von den Leuten», sagte Stefan Alder von der Kanzel aus. «Den Leuten aus dem Dorf. Wer wird kommen? Mich interessieren vor allem die älteren, die aus alteingesessenen Familien stammen.»
    «Ich habe keine Ahnung, wer kommen wird.» Merrily saß etwa in der Mitte der Kirche in einer Bank. «Es gibt ja keine persönlichen Einladungen. Die meisten werden allerdings bestimmt neugierig werden, wenn sie hören, dass in ihrer Kirche etwas Geheimnisvolles stattfinden soll.»
    Das Licht, das durch die Buntglasscheiben der Kirchenfenster fiel, leuchtete auf Stefans dichtem blondem Haar. «Wer kommt denn regelmäßig zum Gottesdienst? Ich war zwei Mal da, wenn man Ihre verunglückte Amtseinführung mitzählt. Dabei ist mir zum Beispiel eine ältere Dame aufgefallen, die in einem Rollstuhl hereingeschoben wird, dann aber darauf besteht, dass man ihr in eine Bank hilft. Sie wirkt unheimlich zerbrechlich. Wer ist das?»
    «Das ist Mrs.   Goddard. Priscilla. Sie wohnt am Ende der Old Barn Lane.»
    «Worunter leidet sie?»
    «Osteoporose. Ziemlich fortgeschritten.»
    «Morsche Knochen, oder? Ich frage mich, wie das im siebzehnten Jahrhundert genannt wurde. Hat sie starke Schmerzen?»
    «Ich vermute, ein großer Teil davon ist psychosomatisch. Sie war eine große Pferdenärrin und hatte eine eigene Reitschule. Jetzt sind ihre Stallungen leer, und sie sieht jeden Tag von ihrem Fenster aus die verlassene Weide und hat das Gefühl, dass ihr Leben vorbei ist. Man muss sehr vorsichtig mit ihr umgehen.»
    «Ich verstehe.» Stefan schrieb etwas in sein Notizbuch. Dannfragte er nach anderen Gemeindemitgliedern, ihrer Situation und ihren Problemen.
    Merrily war beunruhigt. Im Publikum zu sitzen, war eine Sache, in die Aufführung mit einbezogen zu werden, eine ganz andere. Was, wenn Stefan versehentlich jemanden beleidigte?
    «Stefan, das können Sie sich doch unmöglich alles merken. Sogar ich verwechsle manchmal noch die

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