Frucht der Sünde
und erzählt, wie viel Geld man damit scheffeln kann. Also hat Rod sich mit ’nem Kumpel geeinigt, sich viel Arbeit gespart, jeder hat ein paar Hunderter gemacht, und dieser Idiot Cassidy und seine Fatzkes kriegen’s nicht mal mit.»
«Hätt ich nich von Rod gedacht. Höchstens vom alten Edgar.»
«Der Apfel fällt nich weit vom Stamm, schon mal gehört, mein Freund? Der ist Councillor, oder? Die meisten von denen schaufeln sich doch sowieso nur so viel Geld wie möglich in die eigene Tasche. Is fast Gesetz inner Provinz. Also, lass mich hören, wenn’s was Neues gibt.»
«Mach ich.» Gomer legte auf.
Natürlich brachte Minnie seinen Teller doch wieder, und während er aß, stolzierte sie in einem langen braunen Wollkleid und einem weizengelben Schultertuch vor ihm auf und ab. Gomer war nicht sehr begeistert.
«So arm sin wir nun auch wieder nich, Min. Du musst nich als Tagelöhnerin gehn.»
«Das ist kein Kleid von einer Tagelöhnerin. Das gute Sonntagskleid ist das, von einer Bauersfrau aus dem achtzehnten Jahrhundert.Kann doch auch als siebzehntes Jahrhundert durchgehn, meinst du nicht?»
«Ham sich nach der Heirat keine Mühe mehr gemacht, hübsch auszusehn, was?»
Minnie schnaubte erbost. «Am liebsten würd ich mit Schleier gehen, damit keiner sieht, wie ich rot werde. Wir können uns schließlich vorstellen, was für ein Stück Coffey geschrieben hat.»
«Ach. Deswegen gehn doch überhaupt alle hin, oder nich? Wenns dir nich gefällt, weil du findest, er tritt damit jemand auf die Hühneraugen, kannst du’s ja sagen. Wirst du aber nich. Ihr Frauen sitzt nur rum, zieht ein Gesicht, und nachher zerpflückt ihr das Stück wie die Geier, und dann zerreißt ihr euch noch über die Pfarrerin das Maul.»
«Ich hab noch nie ein Wort gegen die junge Frau gesagt.»
«Kann sein, aber Nicken und Stirnrunzeln un so weiter gehört auch dazu.»
«Das sagt der Richtige – aber du bist ja auch ein Mann. Wenn sie fett und fünfzig wäre, würdest du dir genau dieselben Gedanken machen wie wir. Vor allem, wenn sie so was in unserer Kirche erlaubt.»
«Hält dich aber nich davon ab hinzugehen, oder?»
«Ich will mir eben meine eigene Meinung bilden.»
«Oh. Ach so. Und dann drängelt ihr euch alle zusammen wie die Weiber um die Guillotine und hofft, dass sie wieder was falsch macht.»
«Das ist unfair. Sobald du mit deinem Auflauf fertig bist, suchen wir auch was für dich raus, mein Schatz.»
«Lass mich in Ruh, Frau. Ich geh nich. Hab getan, was ich konnte. Hilft der Pfarrerin nich, wenn ich dort bin. Außerdem hat’s im siebzehnten Jahrhundert noch keine gewerblichen Landwirtschaftsdienste gegeben.»
«Spielt doch keine Rolle. Du bist ein Geschäftsmann im Ruhestand. Und das hat es im siebzehnten Jahrhundert garantiert schon gegeben!»
Gomer schloss entnervt die Augen.
Es war ganz einfach. Jedenfalls behauptete Jane das. Lucys Haus grenzte an den Bowlingrasen, den man vom Apfelgarten aus erreichen konnte, der sich wiederum bis zum Garten des Pfarrhauses erstreckte.
Also konnte Jane in Lucys Haus gehen und die Hintertür für Lol öffnen.
«Und wenn ihr dort seid, findet ihr vielleicht heraus, was uns Lucy sagen wollte.»
«Wenn sie uns überhaupt etwas sagen wollte», meinte Lol.
«Da bin ich sicher», sagte Jane.
Jane war kaum aus dem Haus, als das Telefon klingelte und der Anrufbeantworter sich einschaltete.
Merrily, hier ist Ted. Was zum Teufel denkst du dir eigentlich? Meinst du nicht, du hättest erst mal den Gemeinderat fragen sollen, bevor du diesen Leuten einfach die Kirche überlässt, vor allem, wenn es sich um so ein heikles Thema handelt? Ich fasse es einfach nicht, wie du diese Entscheidung so über unsere Köpfe hinweg treffen konntest, und ich muss sagen, wenn das ein Beispiel dafür ist, was wir in Zukunft von dir erwarten können, dann kannst du leider nicht mehr auf meine Unterstützung zählen. Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von diesem empörenden Ereignis heute Abend.
Das war der erste Anruf.
Der zweite kam kaum zehn Minuten später.
Councillor Powell hier, Mrs. Watkins. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich sofort anrufen würden, sobald Sie nach Hause gekommen sind.
Zwei Minuten später ein dritter Anruf.
Ah, Merrily, meine Liebe. Kein Wunder, dass Sie keinen Mann brauchen. Sie sind offenkundig imstande, es sich allein zu besorgen – das endgültige Aus ihrer Karriere hier, meine ich natürlich. Mein Beileid.
Kichernd legte er
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