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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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…»
    «Ich könnte Sie festnehmen lassen. Polizei ist wahrhaftig genug in der Nähe.»
    Dermot setzte sich auf. «Ach, stimmt ja», sagte er. «Ich bin froh, dass Sie mich daran erinnern. Ich muss ja noch mit der Polizei sprechen. Haben Sie den Herumtreiber im Garten des Pfarrhauses bemerkt? Gestern Nacht? Ziemlich spät?»
    «Nein.» Sie drehte sich um und ging über den blütenbestreuten Weg in Richtung Kirche. Sie hätte am liebsten geschrien. Dieser widerliche Kerl schlich um ihren Garten herum?
    «War nicht besonders groß, der Typ», rief er hinter ihr her. «Trug eine Brille.»
    Sie erstarrte.
    «Hatte sich offenbar gerade die Haare schneiden lassen, das war nicht zu übersehen. Und gekleidet war er wie ein Geistlicher, seltsam, nicht wahr? Ich vermute, Detective Howe würde so etwas sehr gerne wissen. Was meinen Sie, Merrily? Oder sollte ich vielleicht zuerst mit Ted Cowles darüber sprechen? Der gute alte Onkel Ted. Nein, ich glaube, es wäre doch richtiger, zur Polizei zu gehen. Es könnte ja vielleicht wichtig sein.»
    Sein wildes Gelächter verfolgte sie bis zum Friedhofstor.
    Er verteilte also auch die Sonntagszeitung.
     
    «Oh», sagte Jane, als sei ihr das gerade erst wieder eingefallen. «Und ein paar Flaschen von dem – wie heißt er noch? – Engelswein.»
    Jim Prosser, der immer ein bisschen zu groß für die kleine Verkaufstheke in dem Sparladen wirkte, griff automatisch zu dem Regal hinauf, hielt dann jedoch inne.
    «Wie alt bist du, Jane? Vierzehn, oder?»
    «Fünfzehn!»
    «Also alt genug, um die Bestimmungen zu kennen.»
    «Jetzt kommen Sie schon, Jim, es ist doch nur Cider.»
    «So was wie ‹nur Cider› gibt’s nicht. Cider ist stärker als Bier, und dieses Zeug hier ist außerdem noch stärker als normaler Cider.»
    «Er ist nicht für mich. Er soll ein Geschenk sein.»
    «Das sagen Sie alle, meine Kleine.»
    «Mist. Sie verkaufen schließlich auch ständig Dosenbier an Dean Wall und seine Freunde. Das ist Sexismus.»
    «Jetzt mach mal halblang», sagte Jim. «Hier wimmelt’s zurzeit vor Polizei, und außerdem bist du die Pfarrerstochter.»
    «Wenn man an die Wiedergeburt glaubt, muss ich in meinem letzten Leben echt schlimme Sachen gemacht haben.»
    Jane bezahlte für ihre beiden Tüten Dorito-Chips. Offenbar würde es schwieriger werden, als sie gedacht hatte. Sie hatten Whisky im Haus und ein paar Flaschen Wein. Aber keinen Cider.
    «Außerdem würde er dir sowieso nicht schmecken», sagte Jim Prosser. «Auch wenn sie ihn in eine tolle Flasche abgefüllt haben, bekommt man doppelt so guten Cider für den halben Preis.»

42   Die Nordseite
    Merrily stand auf dem sonntäglichen Marktplatz und betete um einen göttlichen Ratschlag. Zwei Gemeindemitglieder schwenkten Richtung Church Street ab und taten, als hätten sie Merrily nicht gesehen.
    Vielleicht war sie ja auch unsichtbar geworden. Ein Neuntageswunder, und jetzt waren die neun Tage eben vorüber. Sie war niemand Besonderes mehr, nur noch eine alleinerziehende Mutter, über die man sich das Maul zerreißen konnte.
    Hör auf damit!
    Also. Dermot Child hatte Lol Robinson erkannt und wusste, wo er sich versteckt hielt. Er hatte ihnen die Sonntagszeitung vor die Tür gelegt, um sagen zu können, Merrily müsse davon gewusst haben, dass die Polizei mit Lol sprechen wollte. Dieser grässliche Gnom plante irgendwas.
    Wollte er sie damit erpressen, dass sie Lol im Pfarrhaus versteckte? Und was würde er für sein Schweigen verlangen? Was genau? Sie begann zu zittern.
    «Frau Pfarrer!»
    Gomer Parry rannte keuchend auf sie zu. Die Zigarette zitterte zwischen seinen Lippen.
    «Haben Sie einen Moment Zeit?»
    «Sicher.» Sie folgte ihm zwischen den Eichenpfosten hindurch unter das Dach der Markthalle.
    «’tschuldigen Sie, wie ich aussehe. Hab grade an Ihrm Graben am Friedhof gearbeitet, verstehn Sie?» Gomer hielt seine schlammverdreckten Hände hoch. «Weiß schon, am Sonntag sollst du ruhn und so weiter, aber nach’m Wetterbericht kommt ’ne Woche mit nur Regen, also hab ich bei mir gedacht, ich nehm schon mal die Hecken von dem Drecksgraben in Angriff, bevor ich mit Gwynneth anrücke, verstehn Sie?»
    «Ich verstehe. Aber erzählen Sie es nicht weiter. Wir haben ein paar Hundertfünzigprozentige in der Gemeinde. Sie hätten mir das auch gar nicht sagen müssen.»
    «Hätt ich auch nich, Frau Pfarrer, auf kein’ Fall. Wenn ich nich, und darum geht’s, unten in dem stinkenden Graben an der Hecke gestanden hätt, als sich unser

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