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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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getragen.»
    «Sie liebte ihren Hut, und jeder kannte ihn, er war ein Teil ihrer Per   …»
    «Und zweitens dieses lächerliche mexikanische Poncho-Ding. Braucht bloß mal der Wind drunterzufahren, und schon hat man ihn über dem Kopf, wenn man Pech hat. Und genau das ist ja schließlich auch passiert.»
    «Ja», flüsterte Jane und schloss die Augen, als könne sie so das Bild von Lucys Kopf unter dem fröhlich gemusterten Sommerponcho vertreiben.
    Lloyd fuhr unsanft an, und Jane wurde in den Beifahrersitz gedrückt. «Dummes Stück», sagte Lloyd, als er Richtung Ledwardine auf die Straße fuhr.
    Gott sei Dank, dachte Jane. Plötzlich erschien ihr die Vorstellung, mit einem hämischen Kommentar bei Mom abgeliefert zu werden, fast anheimelnd. Bei dem Tempo, das Lloyd vorlegte, hoffte sie nur, dass sich nicht zufällig noch ein Schaf auf die Straße verirrt hatte.
    Und dann zog sich ihre Kopfhaut zusammen.
    Oh Gott.
    Schon das zweite, das in zwei Tagen tot umfällt, kommt schon mal vor. Grund gibt’s keinen dafür
, hatte er gesagt.
    Keinen. Und mit dem Schaf, das Lucy Devenish angefahren hatte, waren es zwei. Und er hatte gesagt, es war schon tot. Woher wollte er das wissen?
    Und:
dieses lächerliche mexikanische Poncho-Ding. Braucht bloß mal der Wind drunterzufahren, und schon hat man ihn über dem Kopf, wenn man Pech hat. Und genau das ist ja schließlich auch passiert.
    Woher wusste er das? Woher wusste er, dass der Poncho über Lucys Gesicht gelegen hatte, wo er doch sagte, er hätte sie nicht gesehen? Außer ihr selbst und Bella und der Polizei, die den Ort sofort abgesperrt hatte, hatte niemand Lucy auf der Straße liegen sehen.
    Lloyd schaltete die Zusatzscheinwerfer an, und der Pick-up begann zu holpern, als wären mit einem Mal sämtliche Reifen platt.
    «Was ist los? Warum holpert das so?»
    «Abkürzung», sagte Lloyd knapp. Im grünlichen Licht der Armaturenbeleuchtung wirkte seine Miene zornig.
    «Nein, das stimmt nicht. Wohin fahren wir?»
    «Halt den Mund!», brüllte er.
    «Was ist? Was habe ich getan?»
    «Das ist alles deine Schuld, du blöde Ziege. Ich hab das nicht gewollt. Ich wollte fair zu dir sein, aber du hast es immer weiter und weiter und weiter getrieben. Warum hast du nicht einfach den Mund gehalten?»
    «Ich verstehe nicht, was du meinst. Was habe ich denn gesagt?»
    «Es geht nicht darum, was
du
gesagt hast, sondern was
ich
deswegen gesagt habe. Hast mir die ganze Zeit Fallen gestellt. Ihr kommt hierher und haltet euch für dermaßen clever. Ihr und eure studierten Eltern, und ich war bloß auf der Landwirtschaftsschule, und ihr macht euch lustig über uns dumme Bauerntölpel, denen zeigen wir jetzt mal, was Organisation ist, oh, ihr haltet euch ja für dermaßen   …»
    «Tun wir nicht! Meine Mom hat das Studium
abgebrochen
», sagte Jane und ergriff verzweifelt die Gelegenheit, von etwas anderem als Schafen und Unfällen zu reden. «Sie ist schwanger geworden. Sie hat ihr ganzes Leben lang schwer gearbeitet. Wir sind keine schicken Städter, Moms Familie kommt aus   …»
    «Halt dein dummes Plappermaul.» Der Pick-up schlitterte und blieb dann stehen. «Ich muss nachdenken!»
    «Bring mich nach Hause.» Jane stellte fest, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Es machte ihr nichts aus. Jeder würde in dieser Situation weinen. «Bitte, Lloyd.»
    «Du hast es verbockt, Miss. Du kommst jetzt nicht nach Hause.»
    «Wo sind wir?» Sie tastete nach dem Türgriff. Unvermittelt drehte sich Lloyd zu ihr. Jane schrie, und ihr Schrei hallte über das leere Feld ins Nichts.
    «Bring mich nicht dazu, dich anzufassen», sagte Lloyd.
    Jane zerrte mit beiden Händen am Türgriff, doch nichts rührte sich.
    «Funktioniert nur noch von außen», sagte Lloyd. «Ich wollt’s reparieren lassen, aber dann hab ich festgestellt, dass es ganz nützlich sein kann.»
     
    «Frau Pfarrer, warten Sie.» Keuchend lief Gomer auf sie zu.
    Merrily blieb stehen, auch wenn sie glaubte, sie sei außerstande, ihm zu erklären, was passiert war.
    «Gomer.»
    «Hab gesehen, wie sie ihn rausgebracht ham, Frau Pfarrer. Zwischen der Church Street und dem Markt ham mir mindestens vier Leute die Geschichte erzählt. Muss jetzt schon in der halben County rum sein. Aber vergessen Sie’s. Spielt jetzt keine Rolle, verstehn Sie? Sie müssen wieder rein, bevor alle weg sind.»
    «Entschuldigung?»
    «Sie müssen ihnen die Wahrheit sagen.»
    «Ach, Gomer.» Sie seufzte. «Woher soll ich wissen, was die Wahrheit ist. Und

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