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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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du bist. Ein Fuchs oder ein Lamm. Oder womöglich sogar ein Dachs? Warst du schon mal bei einer Dachshetze?»
    «Nein! So etwas ist widerlich.»
    «Und inzwischen illegal, wenn man’s genau nimmt. Aber darum kümmert sich keiner. Er muss weg, verstehst du, wie sollen wir ihn sonst klein halten? War mal fast ausgerottet in dieser Gegend, das lästige Viech, aber in London sitzen eben die Herren am grünen Tisch und siedeln den Dachs wieder an, damit er unsere Tiere mit Tuberkulose anstecken kann. Die Dachse sind fast so schnell wieder hier eingefallen wie die verdammten Städter in die alten Cottages. Und jetzt sollen wir die Dachse nicht mehr jagen.»
    «Es gab nie einen Beweis dafür», sagte Jane und klammerte sich an diesen neuen Gesprächs-Strohhalm, «dass sie Tuberkulose verbreiten.»
    «Keinen
Beweis
. Die Arschlöcher, den brauchen wir nicht. Wenn auf meinem Land Dachse sind, dann müssen sie verschwinden, und wenn wir dabei ein bisschen Spaß haben, was ist dabei? Zum Schluss ist der Dachs auf jeden Fall tot. Was macht da schon eine halbe Stunde mehr oder weniger?»
    «Aber ihr lasst sie doch nicht zu Tode
hetzen
, oder?», sagte Jane schwach.
    «Wenn du’s so nennen willst. Ein Kumpel bringt ab und zu seine Terrier mit. Wir scharren den Dachs aus seiner Höhle und werfen ihn den Hunden vor, damit sie ihn zu Tode beißen. Solltest du mal hören, wie er dann quiekt und kreischt. Ist echt lustig. Und billig. Niemand wird verletzt bis auf den Dachs, und der ist schließlich selber dran schuld, dass er ein Dachs ist. Nur die Hunde kriegen manchmal einen Biss ab, aber das wird wieder zusammengeflickt, ist kein Problem.»
    «Das ist ekelhaft.»
    «Warum denn?» Aus seiner Miene sprach echtes Unverständnis. «Du siehst das nicht richtig. Der Dachs ist eine echte Bedrohung, wenn du ihn hochkommen lässt. Und wie die weiblichen Tiere mit Jungen sind, kannst du dir gar nicht vorstellen. Aber das ist ja auch bei Zweibeinern so. Scheint in der weiblichen Natur zu liegen. Die Frauen betteln ja geradezu drum. Wollen, dass du’s ihnen besorgst.» Lloyd lehnte sich mit verschränkten Armen an den Pick-up. «Betteln geradezu drum», wiederholte er. Er sah zum Mond hinauf. Eine weibliche Stimme nachahmend, säuselte er:
«Du willst mich doch, oder nicht, Lloydie?»
    Dann sprach er normal weiter. «Sie wollen dich alle, verstehst du, die Frauen. So eine Bauer wie ich ist eine gute Partie, war schon immer so. Wenn man sich die Falsche raussucht, wird man sie kaum wieder los, also muss man von Anfang an aufpassen. Alles richtig machen. Ist mir schon als Kind eingebläut worden.
Du musst es richtig machen

    Sie wusste nicht, was er meinte.
    «Musst es   …
richtig machen
.» Er trat mit dem Absatz gegen den Hinterreifen des Autos. «Und bis es so weit ist, hetze ich eben ein paar Dachse und so was in der Art. Jetzt komm, Jane, ich zeig dir das alte Cider-Haus.»

50   Großer Ärger
    Jeder, dessen Name Detective Thomas aufgeschrieben hatte, konnte gehen. Doch die meisten waren geblieben. Sie hatten wohl alle das Gefühl, dass dieser aufregende Abend noch mehr zu bieten haben würde.
    Die langwierige Prozedur hatte Merrily Zeit zum Nachdenken verschafft. Nachdem ihr Gomer von Hannah Snell und allem anderen erzählt hatte, war er wieder gegangen, um mit Lol zu sprechen und festzustellen, wo Jane war.
    Nachdenklich hatte Merrily ein paar Runden in der Kirche gedreht. Die ganze Zeit hatte sie die neuen Puzzlestückchen in ihrem Kopf misstrauisch gedreht und gewendet, doch sie ergaben ein perfektes Bild, und schließlich hatte sie auch akzeptiert, dass dieses Bild unweigerlich zu einer Treppe führte. Und zwar zu der Treppe im Pfarrhaus, die zum obersten Stock führte.
    Ken Thomas wurde gerade mit seiner Liste fertig, und sie blieb bei ihm stehen.
    «Merrily Watkins», sagte sie, «wohnhaft im Pfarrhaus von Ledwardine.»
    Ich, Merrily Rose Watkins   …
    Die Vision von ihrer Amtseinführung tauchte wieder vor ihr auf. Das nackte, bebende, verkrümmte Wesen, das auf den Steinfliesen des Mittelganges auf sie zugekrochen war.
    Wil. Du bist abends noch einmal in die Kirche gegangen. Du bist gekommen, als die Last auf deiner Seele zu schwer wurde, hast die Tür verriegelt, dein verhasstes Gewand abgelegt und bist schluchzend auf Händen und Knien die kalten Steinfliesen entlanggerutscht, bis nach vorne, wo sich über dir der Altar erhob.
    Und dort hast du dich Gott gezeigt und gerufen: «Ist das richtig? IST DAS

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