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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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oder was sie wollte. Du hättest sie nicht hierherbringen müssen!»
    «Aber wir bringen sie immer hierher.»
    Lloyd wirkte einen Moment lang verwirrt, als wäre ihm selbst nicht mehr ganz klar, warum sein Vater und er die Mädchen immer hierherbrachten. Das hatte man ihm eben so beigebracht. Vielleicht hielten ein paar bescheuerte Städter das für grausam, aber hier draußen galten eben andere Regeln.
    Niemand wird verletzt bis auf den Dachs, und der ist schließlich selber dran schuld, dass er ein Dachs ist.
    Und Colette war eben selbst daran schuld, dass sie eine Schlampe war.
    Jane wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Er war nicht im üblichen Sinn verrückt. Dazu fehlte ihm die Phantasie. Leise sagte sie: «Aber ich habe mich niemandem an den Hals geworfen. Und ich werde auch keine Lügen verbreiten. Warum kannst du mich also nicht einfach gehen lassen?»
    Als wären sie bei einer ganz normalen geschäftlichen Verhandlung, schüttelte Lloyd knapp den Kopf. «Das steht nicht zur Auswahl. Wirst du schon noch einsehen. Ist jetzt ein besonderer Fall.»
    «Ich bin sicher, dass dein Vater dir sagt, du sollst mich gehen lassen. Er ist im Gemeinderat, verdammt nochmal. Und meine Mutter ist die   …»
    Lloyd verzog den Mund zu einem merkwürdigen Lächeln. «Du kennst Vater nicht besonders gut, oder, Jane?»
    Plötzlich hatte sie das Bild Garrod Powells vor sich. Er spannte die Amtskette eines Gemeinderatsvorsitzenden zwischen seinen Fäusten. Sie holte tief Luft. Sie würde sich auf Lloyd stürzen und ihm in die Eier treten.
    Lloyd betrachtete sie mitleidig. «Versuch irgendwas, Jane, und ich verspreche dir, dass ich dir das Gesicht einschlage. Vater würde das nicht abschrecken. Wir sind hier nicht so empfindlich.»
    In Lloyds Hosentasche klingelte sein Handy.
    «Wird aber auch Zeit», sagte Lloyd. «Du entschuldigst mich.»
    Als er hinausgegangen war und die Tür hinter sich verriegelt hatte, gab Jane auf. Sie warf sich in das schmutzige Stroh. Ihre Kehle brannte vor Durst. Es war vorbei. Sie konnte nur noch hoffen, dass sie als Fuchs betrachtet wurde. Bei dem ging es schnell.
Peng.
    Bitte, Gott, lass mich kein Dachs sein.
    Mit fast ungläubigem Entsetzen dachte sie daran, wie naiv sie gewesen war, als sie mit zwei Flaschen Cider in den Apfelgarten gegangen war. Wenn man wusste, dass man ziemlich bald sterben und in einem klammen Müllsack enden würde, war die Idee, jemand könne in einem ätherischen Elfen-Paralleluniversum gefangen sein, die größte, bescheuertste Selbsttäuschung, die man sich vorstellen konnte. Lucy hatte an den ganzen Mist geglaubt, und auch Lucy hatten sie umgebracht, und zurückgekommen war sie nicht, weil der ganze Quatsch von einem Leben nach dem Tod, den Mom immer predigte, genauso ein hirnrissiger Mist war. Was sie damals in dem Apfelgarten erlebt hatte, war vermutlich eine Art Blackout gewesen. Vielleicht hatte sie ja einen Gehirntumor und würde so oder so bald sterben.
    Jane vergrub ihren Kopf in dem stinkenden Stroh. Aber das war immer noch besser als der brechreizerregende Geruch, den Colette verströmte. Auch sie selbst würde bald so riechen, wenn sie in ihrem eigenen Müllsack lag. Colette und sie würden Seite an Seiteverwesen, gute Freundinnen, die zusammen schlecht wurden wie verdorbenes Gemüse. Jane schniefte und weinte, bis sie über ihrem unablässigen Bitte-Gott-lass-mich-kein-Dachs-sein-Gemurmel schließlich vor Erschöpfung in einen leichten Schlaf glitt. Als Erstes begegnete ihr im Traum Mr.   Powell mit seiner straff gespannten Kette, der sein Ding aus der Hose hängen ließ.
     
    James hob das Kinn und sah zur Decke hinauf. Dann begann er zu sprechen.
    «Ich vermute, dass die Vernichtung dieses Dokuments oft erwogen worden ist. Aber es gab einen sehr guten Grund dafür, es zu erhalten. Schließlich schlug mein Urgroßvater vor etwa hundert Jahren vor, es seinem Autor ins Grab zu legen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.»
    «James», sagte Merrily. «Sie können uns nicht erzählen, es habe einen guten Grund gegeben, das Dokument zu erhalten, ohne uns zu sagen, welcher Grund das war.»
    «Das ist eine Privat   …»
    «James, hören Sie mir zu. Vor ungefähr dreißig Jahren hat ein junges Mädchen für Ihren Vater in den Ställen gearbeitet. Sie wurde schwanger – es spielt keine Rolle, woher ich das weiß, ich weiß es eben. Sie verließ Upper Hall und kehrte nach der Geburt des Kindes zurück, um Ihren Vater dazu zu bringen, seine Verpflichtungen zu

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