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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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erfüllen. Offenbar hat er das getan. Allerdings hat er nur die Verpflichtungen erfüllt, die er seiner Familie gegenüber zu haben glaubte. Sie wurde danach nie mehr gesehen.»
    Jemand rief aus: «Patricia ist zurückgekommen?»
    «Das ist erbärmlich», knurrte James.
    «Jetzt packen Sie endlich aus, Bull-Davies!», rief ein Mann. Ein paar Leute waren aufgesprungen. Bull-Davies war totenblass, auf seiner Stirn pochte eine Ader. Er deutete mit ausgestrecktem Arm auf Merrily.
    «Wenn es hier eine Hexe gibt, dann sind Sie es.»
    «Das ist eine Schande!», rief Minnie Parry. Ihr Ruf wurde von mindestens einem Dutzend Leute wiederholt, einige von ihnen standen inzwischen im Mittelgang.
    «Also gut!» James hob die Hände. «Der Grund, aus dem wir das Dokument nicht vernichtet haben, liegt darin, dass etwas darin steht, was Thomas Bull entlastet. Er hat Wil Williams nicht umgebracht. Er hat nicht einmal den Befehl dazu gegeben. Es war wie bei Thomas Becket, dem Erzbischof von Canterbury im zwölften Jahrhundert, der ermordet wurde, nachdem König Heinrich nach ewigen Streitereien einmal entnervt ausgerufen hatte:
Werde ich denn niemals von diesem lästigen Priester befreit?
Die Wahrheit ist, dass es einer von Thomas Bulls Dienstleuten getan hat. Und mehr sage ich nicht. Das war’s. Die Vorstellung ist vorbei. Ich gehe. Guten Abend.»
    In einem Gewirr erregter Stimmen schritt er durch den Mittelgang zur Tür und ging hinaus. Alison warf Merrily einen Blick zu und folgte ihm. Merrily zuckte die Schultern und lief den beiden nach.
     
    Garrod Powell hatte ein Feiertagsauto, einen silberfarbenen Ford Escort. Immer, wenn er ins Dorf kam, parkte er an der gleichen Stelle auf dem Marktplatz. Jeder wusste, dass das Rods Parkplatz war, und nie hätte jemand seinen eigenen Wagen dort abgestellt. So etwas machten höchstens Touristen.
    Als Gomer das Auto auffiel, saß Rod darin und telefonierte. Gomer fuhr seinen Jeep dort, wo die Church Street einmündete, an den Bordstein und wartete.
    Bull-Davies ging mit Riesenschritten zu seinem Landrover und zerrte dabei das Flittchen hinter sich her. Er schloss gerade die Fahrertür auf, als die kleine Frau Pfarrer sie einholte.
    Alison riss sich von James los und fauchte ihn an wie eine wütendeKatze. «Erzähl’s ihr, du Idiot. Warum sagst du ihr nicht einfach alles, was du weißt? Das hat nichts mit Ehre oder Tradition zu tun.»
    «Wenn das stimmen würde», er lehnte sich an den Landrover und atmete tief ein, «dann, meine süße Geliebte, wäre das alles kein Problem.»
    «Das Problem ist», sagte Merrily, «dass wir hier über eine Tradition reden, die mit Ehre ganz und gar nichts zu tun hat.»
    «Immer einen schlauen Kommentar parat, was, Mrs.   Watkins?»
    «Nein. Es geht hier nicht darum, wer der Schlauere ist. Schließlich ist jemand umgekommen.»
    «Reden Sie von Coffey?»
    «Sie haben Coffey nicht umgebracht, James, oder?» Es war ihr einfach so herausgerutscht.
    «Was?» James blieb der Mund offen stehen. Er blinzelte. «Gütiger Gott. Sie haben Alder doch gesehen. Der Kerl hat so gut wie gestanden. Hat sich mit keiner einzigen Silbe verteidigt. Hat es», er räusperte sich, «wie ein Mann getragen.»
    «Er ist Schauspieler», sagte Merrily. «Die Vorstellung seines Lebens war ein Misserfolg. Ich habe mir überlegt, ob er vielleicht gar nicht so unglücklich über die Gelegenheit war, einen dramatischen Abgang hinlegen zu können.»
    «Mrs.   Watkins. Ich kann Ihnen versichern, dass
ich
Coffey nicht umgebracht habe. Ich habe ihn gefunden und sofort die Polizei gerufen. Hab mir sogar meine Fingerabdrücke nehmen lassen. Nein. Ich habe Coffey nicht umgebracht. Hätte es vielleicht gern getan, aber so etwas ist nicht mein Stil.»
    «Dann erzähl’s ihr», sagte Alison. «Erzähl ihr, dass die Bulls nie töten. Erzähl ihr, wer   …»
    «Also gut. Dann tue ich es eben. Wie er selbst schreibt, hatte sich Thomas Bull eines Abends heftig betrunken. Und dann hater sein Herz dem einzigen Mann ausgeschüttet, dem er noch vertraute. Es war sein Gerichtsdiener, sein Jagdaufseher, sein Stallmeister, sein Verwalter, sein   …»
    Merrily vertrieb das Bild kräftiger, gebräunter Hände, die sich um einen zarten weißen Hals legten.
    «Sein Powell», sagte sie.
    «Verstehen Sie es jetzt?», blaffte James. «Verstehen Sie es jetzt endlich, verdammt nochmal?»
    «Und   … dieser Powell hat sie umgebracht.» Merrily konnte kaum noch atmen, sie hatte das Gefühl, die Frau, die Wil

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