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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ein bisschen unsicher.»
    «Mit dem is alles klar. Hab den Eindruck, der is ein guter Junge.» Gomer deutete auf die gegenüberliegende Seite des Platzes. «Das is Rod Powell, der dort steht. Ich behalt ihn ein bisschen im Auge. Telefoniert grade. Jetzt frag ich mich, wen soll Rod um die Uhrzeit noch anrufen, was meinen Sie?»
    Merrily erwiderte nichts.
    Einen Moment später stieg Rod aus seinem Wagen und ging mit seinem selbstsicheren Schritt hinüber zum
Black Swan
. Der Pub hatte längst geschlossen. Rod stieg die Stufen hinauf und klopfte an ein Fenster. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und er trat ein. Nach ein paar Minuten kam er wieder heraus. Er hatte eine Flasche Whisky in der Hand.
    «Für den ehrenwerten Councillor Powell gelten bei uns ganz besondere Öffnungszeiten», sagte Gomer. «Schätze, er trinkt gleich mal ’nen Schluck im Auto. Un das, wo hier ’ne ganze Hundertschaft Polizei unterwegs ist. Da kann man mal sehn, was für ein arroganter Sack das is.»
    «Vielleicht muss er sich ein bisschen Mut antrinken. Möglicherweise sind nämlich gerade ein paar Sachen dabei, aus der Versenkung aufzutauchen.»
    Sie erzählte Gomer, was sie erfahren hatte und was sie daraus schloss. Was sich für Alison daraus ergab, wenn das alles stimmte, ließ sie allerdings aus.
    «Meine Fresse», sagte Gomer. «Das würde zu dem Bastard passen, dass er’s auch noch mit den Bull-Frauen treibt. Aber wo soll das stattgefunden ham, frag ich mich?»
    «Im Cider-Haus?»
    «Ja. Dann wär auch klar, warum Rod vom alten John Bull-Davies das Stück Land mit dem Cider-Haus drauf bekommen hat. Der verdammte John. Ein Schwein durch un durch. Wenn man sich das mal alles durch ’n Kopf gehn lässt, Frau Pfarrer, dann versteht man schon, warum aus James so ’n verkorkster Trottel geworn is. Jedenfalls scheint er ja nix mit den Powells zu tun haben zu wolln. Versucht’s wenigstens.»
    Als die Rücklichter von Rod Powells Wagen aufleuchteten, dachte Merrily an James und Alison, die nun noch einmal von vorn anfangen konnten, falls sie das wollten.
    James Bull-Davies und Alison Kinnersley. Oder Powell, wenn man so wollte. Die Bulls und die Powells. Merrily hoffte, dass aus dieser Verbindung niemals ein Kind hervorgehen würde.
     
    Lol rannte über die Straße. Auf der anderen Seite trennte ein Eisengatter das rosa beglänzte Feld von der Straße. Als Lol über das Gatter kletterte, sah er Jane noch einmal, ganz kurz, als sei ihre Erscheinung eine Lichtspiegelung gewesen.
    Er drehte sich um. Sollte er nicht doch auf Gomer warten? Doch dann schien hinter ihm etwas aufzublitzen, und er wirbelte wieder herum. Da stand sie, er sah sie ganz deutlich mitten auf dem Feld stehen. Ihre Arme hingen an den Seiten herab, und sie trug ein schwarzes Kleid. Und dann blieb ihm fast das Herz stehen. Sie stand nicht auf dem Feld. Sie schwebte darüber. Ein Mädchen in einem schwarzen Kleid schwebte unter dem rosa Mond.
    Er nahm die Brille ab und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Als er die Brille wieder aufgesetzt hatte, war das Mädchen verschwunden. Lol war nicht sicher, ob es wirklich Jane gewesen war. Es hätte auch Colette sein können. Oder beide? Beide zusammen hier draußen?
    Ihm war schlecht vor Angst, als er sich auf den Weg über das Feld machte. Im Schein des rosa Mondes wirkten die Schollen wie rohe Fleischstücke. Nick Drakes
Black-eyed Dog
war ihm auf den Fersen, da war sich Lol sicher. Er wusste, wohin er ging. Gomer hatte ihm gesagt, dass hinter den Gebäuden das Cider-Haus lag. Der Ort, an den die Bulls früher ihre Frauen geschleppt hatten.
     
    Gomer ließ den Escort von der Church Street in die Old Barn Lane einbiegen, bevor er ihm hinterherfuhr.
    «Was meinen Sie, was einer wie Powell macht, wenn er merkt, dass hier nach dreihundert Jahren die Scheuklappen abgenommen wern?»
    «Das frage ich mich auch gerade.»
    «Er is Friedensrichter», bemerkte Gomer sachlich. «Ich schwör Ihnen, wenn er glaubt, dass alles vorbei is, will er garantiert nich auffer andern Seite vom Richterpult sitzen.»
    «Ich weiß nicht, wohin das alles noch führen soll, Gomer.»
    «Müssen Sie ja auch nich, Frau Pfarrer. Is eben Gottes Wille, oder?» Gomer bog in die Old Barn Lane ein. «Das kommt doch bei Pfarrern unterm Strich immer raus, stimmt’s?»
    «Ich bin nicht so sicher, ob ich mich noch auf meinen Glauben verlassen kann, Gomer. Wenn Jane etwas passiert ist, dann verfluche ich Gott, wie es vor mir noch keiner getan hat.»
    Gomer warf ihr

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