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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wollen einfach nur, dass Sie sich hier wohlfühlen. Wir wissen Ihre Anwesenheit sehr zu schätzen. Der alte Alf   … er hat in den letzten Jahren nicht mehr besonders viel getan. War einfach nur da.»
    Merrily suchte mit ihren Blicken den Platz ab.
Bitte, Jane

    «Sie halten sich gut», flüsterte Child. «Sie müssen sich überhaupt keine Sorgen machen.»
    Er legte ihr den Arm um die Taille.
    Sie erstarrte. Sie war die Pfarrerin. Er war der Organist.
    Er war der beste Organist in der ganzen Region, dieser unverschämte, kleine Mistkäfer. Sie überlegte, ob sie ihm tief in die Augen sehen und ihm dann ihr rechtes Knie in die Eier rammen sollte.
    Stattdessen fragte sie: «Wer ist das, Dermot?», und ging die Treppen hinunter auf den Platz.
    Dermot folgte ihr, doch er fasste sie nicht mehr an. «Erkennen Sie ihn denn nicht?»
    James Bull-Davies kam von der Church Street aus auf den Platz. «War im
Ox
», sagte Dermot. «Wenn er einen in Gesellschaft trinken will, geht er in den
Swan
, aber wenn er sich volllaufen lässt, macht er das im
Ox
. Stellt sich an die Bar und kippt gläserweise billigen Whisky in sich rein, bis er nicht mehr geradeaus sehen kann. Ein Alkoholiker ist er nicht, er tut es, um sich auf Kurs zu halten.»
    «Auf Kurs zu halten?»
    «Er hasst dieses Dorf hier», murmelte Dermot. «Haben Sie das nicht bemerkt? Hasst seine Herkunft. Oder was er an Verpflichtungen daraus ableitet. Wäre besser beim Militär geblieben.»
    Bull-Davies stand mitten auf dem Platz und sah suchend zu den geparkten Autos hinüber.
    «Warum hat ihn eigentlich Coffeys Vorhaben so aufgeregt?»
    Dermot senkte die Stimme: «Ich kenne nicht viele Einzelheiten der Williams-Affäre – das meiste ist vermutlich ohnehin reine Erfindung. Aber es würde mich schon sehr wundern, wenn unter diesem Lynchmob damals nicht auch ein Bull oder ein Davies gewesen wäre.»
    Oh Gott. Merrily zog scharf den Atem ein. «Vertrau niemals den Bulls», flüsterte sie.
    «Wer sagt das?»
    «Miss Devenish. Sie hat es bei diesem   … Wassailing gesagt.»
    «Bin nicht hingegangen. War mir viel zu kalt. Was hat sie genau gesagt?»
    «‹Vertrau niemals den Bulls. Denk an den armen Wil› oder so ähnlich.»
    «Klingt wie die Warnung einer alten Zigeunerin, was?»
    «Ist mir eben erst wieder eingefallen. Liegt vermutlich an dem, was ein paar Minuten später passierte   …»
    «Die Frau ist völlig durchgedreht», sagte er. «Vergessen Sie das nie.»
    «Ach?»
    «Total übergeschnappt. Und verbittert. Hat früher Kinderbücher geschrieben, aber die will jetzt kein Verlag mehr haben. Ein Roald Dahl war sie nicht gerade. Außerdem fühlt sie sich in die Enge getrieben. Hauptsächlich von den Cassidys. Die wollen nämlich ihren Laden haben, um ihr Imperium auszubauen. Machen ihr ständig Angebote. Wie das alte Mädchen es sich leisten kann, die abzulehnen, ist mir rätselhaft. Abgesehen von dem winzigen Laden hat sie nämlich keine Einkünfte.»
    «Traurig», sagte Merrily und entfernte sich einen Schritt von Child, der ihr offenkundig schon wieder die Hand um die Taille legen wollte. «Jane war heute in dem Laden   …»
    «Schwachköpfe!», brüllte Bull-Davies plötzlich und trat an einen Abfalleimer. «Verdammte Schwachköpfe.» Er stolperte und rappelte sich mit einem leisen Lachen wieder auf. Offenbar hatte er Merrily und Dermot Child nicht bemerkt. Er lehnte sich gegen einen Lampenpfosten und sah einem Auto entgegen, das die Church Street herauffuhr. Mit laufendem Motor blieb es auf dem Marktplatz stehen. Es war ein schlammbespritzter blauer Landrover. Alison Kinnersley stieg aus. Sie trug enge Jeans und einen schwarzen Pullover. Ihr blondes Haar schimmerte wie ein Messinghelm im Licht der Lampe.
    «Los, Mylord.» Entspannt und mit leicht gespreizten Beinen stand sie vor ihm. «Wir gehen nach Hause.»
    Bull-Davies rührte sich nicht. «Du Nutte. Wer hat dir Bescheid gesagt?»
    «Powell hat angerufen.»
    «Der scheinheilige Powell. Hab mir doch gedacht, dass ich ihn vorhin im Pub gesehen habe.»
    «Lasst uns gehen, mein Herr.»
    «Verlangt Ihr das?» Bull-Davies grinste lüstern. «Verlangt Ihr das, Gebieterin?»
    Oh nein, dachte Merrily, sie haben eine Art Brontë-Esquire-Sexspielchen laufen. Am liebsten wäre sie gegangen, aber sie musste über den Platz, um nach Jane zu suchen.
    «Willst du es gleich hier machen, du verdorbene kleine Hure?», fragte Bull-Davies heiser. «Hier auf dem Marktplatz? Sollen wir den Idioten mal eine richtige

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