Frucht der Sünde
Vorstellung liefern? Am Ende bekommt noch einer von den Luxusschlitten eine Delle in die Kühlerhaube, wenn ich dich darauf mal so richtig rannehme.»
«James, das schaffst du in deinem Zustand doch gar nicht mehr», sagte Alison lässig. «Du hast zehn Sekunden, oder du übernachtest am Straßenrand.»
«Nutte.» Bull-Davies bewegte sich.
«Steig ein. Sei ein guter Junge. Wir haben hier auf unseren Ruf zu achten.»
«Ha! Was wird davon wohl noch übrig bleiben, wenn mich diese Arschlöcher hier aufs Kreuz legen? Erzähl mir das mal, Geliebte. Ja, erzähl mir das mal!» Während er schwankend zum Auto ging, murmelte er von diesem schwulen Dreckskerl, der sich mit seinem widerlichen Sexgespielen an seiner Auffahrt breitmachte.
«Du hast das Pförtnerhaus verkauft, Liebling», sagte Alison gelangweilt, als hätten sie darüber schon zu oft gesprochen. «Es gehört dir nicht mehr.»
«Der Typ ist ein Wichser.»
«Kann sein. Steig ein, James.»
Endlich fuhren sie los. «Ich hab’s Ihnen ja gesagt», meinte Dermot Child, doch das hörte Merrily schon nicht mehr. Sie war losgerannt, denn nachdem das Auto verschwunden war, sah sie, dass Jane durch die Church Street auf sie zugetragen wurde.
11 Betschwester
«Manche Entscheidungen, die wir zu treffen haben, bringen uns fast zur Verzweiflung. Was sollen wir bloß tun? Ganz gleich, welche Entscheidung wir schließlich treffen, irgendwen werden wir damit vor den Kopf stoßen.»
Pause. Merrily trat einen Schritt vom Rand der Kanzel zurück. Sie war vollkommen unausgeschlafen und fühlte sich nicht gut hier oben. In der Uni hatten sie einem nie gesagt, wie fit man für diesen Job sein musste.
«Und was tun wir in einer solchen Situation gewöhnlich als Erstes? Wir werden panisch und wollen am liebsten weglaufen.»
Grässlich. Sie hätte Unterstützung aus der Gemeinde brauchen können. Warum stand nicht jemand auf und sagte: Ja, finde ich auch, Frau Pfarrer! Vielleicht sollte sie in der Gemeinde ein Referendum abhalten: Wil Williams – ja oder nein?
«Aber wir wissen, dass weglaufen nicht die Lösung ist. Früher oder später müssen wir uns der Entscheidung stellen.»
Die Kirche war voll. Das hatte sie erwartet. Sie waren alle da. Die etwa zwanzig regelmäßigen Kirchgänger, unter ihnen Councillor Garrod Powell und sein Sohn Lloyd, beide ernst, in dunklen Anzügen, mit ausdruckslosen Mienen. Dann diejenigen, die ab und zu kamen. Gomer Parry mit seiner rundlichen Frau Minnie und Miss Lucy Devenish, die nach allem, was Alf erzählt hatte, einfach hinausging, wenn die Lieder schlecht gesungen wurden oder die Predigt nicht überzeugend war.
Und es waren auch ein paar seltene Gäste da, wie Terrence und Caroline Cassidy, sowie ein paar Leute, die Merrily noch nie in der Kirche gesehen hatte. Dazu gehörten Richard Coffey in einem hellbraunen Samtanzug und sein Freund Stefan Alder, mit ungekämmtem Haar und verdrießlichem Blick.
Und was sie niemals erwartet hätte: Auch Bull-Davies war gekommen. Er saß mit steinerner Miene in der alten Familienbank.
«Also, was sollen wir tun? Der Druck erhöht sich, wir werden bedrängt.»
Sie hatte zwei Nachrichten auf dem Anrufbeantworter gehabt, den sie im Hotelzimmer angeschlossen hatte. Die eine war von Terrence Cassidy gewesen: «Könnten wir uns vielleicht zu einem kurzen Gespräch treffen, Merrily? Würden Sie mich zurückrufen?» Die andere von Garrod Powell: «Ein paar Worte wären wohl angebracht, Frau Pfarrer, wenn Sie die Zeit erübrigen können. Ich komme morgen wie üblich zum Gottesdienst.»
«Regel Nummer eins: Man soll sich nicht unter Druck setzen lassen. Regel Nummer zwei: Alle Informationen, Standpunkte und Meinungen einholen und dann in Ruhe darüber nachdenken. Und dann …», sagte Merrily. «Tja, Sie wissen, was jetzt kommt. Sie denken: Was kann sie in ihrer Stellung schon anderes sagen?»
Sie sah Miss Devenish an, die ihren Blick erwiderte.
«Es stimmt, ich werde Ihnen sagen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, echte Unterstützung zu bekommen. Das ist meine wirkliche Überzeugung. Sie können auch zu den Vereinten Nationen gehen, nach Monaten mit einem Berg Papieren zurückkommen und müssten Ihre Entscheidung immer noch
selbst
fällen.»
Miss Devenish lächelte.
«Wenden Sie sich an Ihn! Dafür ist Er da. Einen besseren Rat bekommt man nirgends. Und kostenlos ist es auch. Gehen Sie an einen ruhigen Ort … in den Wald, Ihr Badezimmer, die Kirche und
legen Sie Ihm Ihre Frage
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