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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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gestört.
    Aber wäre irgendetwas davon Alf überhaupt passiert? Vermutlich nicht.
    Als sie aufgewacht war – das grauenvolle orgiastische Gestöhne Childs noch im Ohr   –, hatte sie sofort noch einmal geduscht.
Beruhige dich. Gleich kommt Jane mit dem Schulbus an, du kannst dich nicht so vor ihr sehen lassen.
    Nachdem sie sich wieder angezogen hatte, legte sie sich noch ihren Priesterkragen um.
Rosa Haut, braune Nippel, weißer

    Stopp!
Gott, du stellst mich auf die Probe, genau wie du bestimmt auch alle anderen Frauen auf die Probe stellst, die es wagen, Geistliche zu werden

    Hör auf! Das klingt vorwurfsvoll. Du jammerst rum.
    Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich nicht beruhigen. Immer wieder tauchten der stinkende Cider-Keller und Childs schwitzendes Gesicht vor ihr auf. Schweiß und verrottende Äpfel. Wie sollte sie jemals wieder ein normales Wort mit diesem Mann wechseln?
    Wie arrogant bist du eigentlich? Er ist ein ganz normaler Typ, und wenn du nicht selbst für deine Träume verantwortlich bist – Dermot Child ist es bestimmt nicht!
    Ja. Das Komische war nur, dass sie noch nie eine Ciderpresse in Aktion gesehen hatte, nur ein paar staubige Ausstellungsstücke im Museum von Hereford. Sie hatte noch nie dieses überwältigende Apfelaroma gerochen, auch wenn sie schon mal davon gelesen hatte. Nie den Moment miterlebt, in dem sich die Presse auf die Apfelmasse senkte und der erste Saft herausspritzte wie   …
    Sie hörte, wie ein Bus an die Haltestelle auf dem Marktplatz fuhr, durch das offene Fenster drangen Stimmen und Lachen zu ihr herauf.
    Janes Bus. Merrily ging hinunter auf den Platz. Die Kinder zerstreuten sich langsam. Jane war nicht zu sehen. Einer der älteren Jungs bemerkte Merrily, schubste seinen Freund an, und die beiden grinsten.
Hört das eigentlich nie auf?
Merrily ging auf sie zu. «Habt ihr irgendwo Jane gesehen?»
    «Ja», sagte einer der beiden. «Ich hab sie ein paar Mal gesehen. Sieht nett aus. Ein bisschen wie Sie.» Dann kicherte er und hielt sich die Hand vor den Mund.
Was war nur los in diesem Dorf?
    «Und wisst ihr», fragte Merrily geduldig, «wo sie ist?»
    «Im Bus war sie nicht. Und ich bin ziemlich sicher, dass sie heute Morgen auch nicht im Bus war.»
    Merrily runzelte die Stirn.
    «Nein, ehrlich.» Dean war fett, und seine Augen glänzten. «Wir steigen hier immer zu sechst ein. Und sie ist immer schon vor mir da. Ich komme nämlich meistens erst auf den letzten Drücker. Jane war nicht da, Frau Pfarrer.» Er grinste sie an. «Ich schwöre bei Gott.»
    «Danke», sagte Merrily knapp.
    «Hat wohl geschwänzt, was? Schlimm, schlimm.»
    Der Marktplatz verschwamm vor ihren Augen. Sie wollte es nicht glauben. Keinen Augenblick lang. Ganz gleich, wie grässlich Jane die Schule fand, sie würde nicht
schwänzen
. Sie war nicht dort gewesen, als Sean gestorben war, und blieb zu Hause, wenn sie krank war, aber davon abgesehen hatte Jane noch keinen einzigen Tag in der Schule gefehlt. Der Junge log. Warum log er sie an?
    Dean zog lässig eine Dose Cider aus seiner Schultasche und riss den Verschlussring ab. Merrily war sicher, dass sie es wieder roch. Schweiß und Äpfel. Angeekelt wandte sie sich ab. Vielleicht hatte Jane den Bus verpasst. Und wenn sie wirklich schon morgens nicht mitgefahren war?
    Merrily fror. Sie lief durchs ganze Dorf, vorbei am
Black Swan
,der
Country Kitchen
, dem Spätkauf, durch die Church Street.
Nicht schon wieder, Jane. Bitte, tu mir das nicht an.
    Beruhige dich. Es ist mitten am Tag. Sie ist fünfzehn Jahre alt, sie ist schlau, sie weiß sich zu helfen. Vielleicht ist sie im Pfarrhaus. Misst ihr Apartment aus.
    Dann kann sie sich auf was gefasst machen.
     
    In seinen letzten trostlosen Monaten hatte sich der sechsundzwanzigjährige Nick Drake oft in sein Auto gesetzt und war einfach losgefahren und immer weiter, bis ihm schließlich das Benzin ausging, weil er nicht einmal genügend Selbstvertrauen hatte, um an einer Tankstelle zu halten. Manchmal musste sein Vater mehr als siebzig Meilen fahren, um ihn nach Hause zu bringen.
    Wenn er nicht in seinem Auto herumfuhr, dann saß Nick mit seiner Gitarre in seinem Zimmer und spielte immer wieder den gleichen Akkord, als wäre er eine Art Mantra. Es hatte eine Zeit gegeben, und sie war noch nicht sehr lange vorbei, in der Lol all das unheimlich sinnvoll erschienen war.
    Lol saß mit seiner Gitarre auf den Knien im Wohnzimmer. Auf dem Tisch lag ein Brief seiner Plattenfirma TMM. Sie waren

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