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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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gleich einem Feuerschein umgebenen Gesichte eiskalt berührt hatte.
    In diesem Augenblicke winkte Beauchêne von einem Fenster seines Wohnhauses Mathieu, er möge mit dem Doktor heraufkommen. Sie fanden Constance und Maurice in dem kleinen Salon, wohin der Vater gekommen war, um seinen Kaffee zu trinken und eine Zigarre zu rauchen. Boutan beschäftigte sich sogleich mit dem Knaben, dem es bedeutend besser mit den Beinen ging, dessen Magen aber empfindlich blieb, so daß die kleinste Abweichung von der Diät böse Folgen herbeiführte. Und während nun Constance, deren mütterliche Unruhe sich sehr gesteigert hatte, ohne daß sie es gestehen wollte, den Doktor unaufhörlich ausfragte und seinen Worten gierig lauschte, führte Beauchêne Mathieu beiseite.
    »Hören Sie einmal. Sie, warum haben Sie mir denn nicht gesagt, daß dort drüben alles vorüber ist?«
    Er lachte, mit rotem Gesicht, die Zigarre im Munde, dichte Rauchwolken ausstoßend. »Ja freilich, ich bin ihr gestern begegnet, der schönen Blondine.«
    Mathieu antwortete ruhig, daß er nur gewartet habe, befragt zu werden, um über seine Mission Rechenschaft zu geben, da er nicht als erster von diesem peinlichen Gegenstande habe sprechen wollen. Da der ihm übergebene Geldbetrag ausgereicht habe, so habe er ihm nur noch die Rechnungen zu übergeben, ein ganzes kleines Bündel, das er zu seiner Verfügung halte. Er begann auf einige Einzelheiten einzugehen, als Beauchêne ihm das Wort abschnitt. Sein Gesicht strahlte vor Freude.
    »Wissen Sie, was geschehen ist? Sie hatte die Kühnheit, sich wieder zur Arbeit zu melden, nicht bei mir natürlich, sondern beim Vorstand der Frauenwerkstätte. Zum Glück hatte ich den Streich vorhergesehen und gemessenen Befehl erteilt; der Vorstand hat ihr demnach geantwortet, daß man sie der Ordnung halber nicht wieder aufnehmen könne. Ihre Schwester Euphrasie, die sich nächste Woche verheiratet, arbeitet noch in der Werkstätte. Sie können sich wohl vorstellen, wie sich die gleich wieder in den Haaren gelegen wären. Und dann ist ihr Platz nicht mehr bei mir, zum Henker!«
    Er nahm sein Gläschen Kognak vom Kaminsims, trank es aus und kam zurück, indem er lachend sagte: »Sie ist ein zu hübsches Mädchen, um zu arbeiten.«
    Mathieu antwortete nichts aus diesen abscheulichen Ausspruch. Auch er wußte seit gestern durch eine zufällige Begegnung, daß Norine, nachdem sie das Haus der Madame Bourdieu verlassen, wenig Lust verspürt hatte, wieder zu einem Leben des Zankes in ihr Elternhaus zurückzukehren, und vorläufig für einige Nächte die Gastfreundschaft einer Freundin in Anspruch genommen hatte, die mit einem Geliebten zusammenwohnte. Nach ihrem fruchtlosen Versuche in der Beauchêneschen Fabrik hatte sie sich wohl in noch ein oder zwei Häusern vorgestellt; aber in Wirklichkeit bemühte sie sich nicht mit besonderem Eifer, wieder Arbeit zu bekommen. Während ihrer Schwangerschaft, während dieser vier Monate glücklicher Trägheit und späten Aufstehens hatte sie eine gründliche Abneigung gegen das harte Leben einer Arbeiterin gefaßt. Ihre Hände waren weiß und fein geworden, und sie empfand nur mehr die unbezwingliche Sehnsucht nach leichten Vergnügen, nach dem Leben des ausgehaltenen Mädchens, der Traum aller Töchter des Pariser Trottoirs von Kindheit auf.
    »Wie ich Ihnen also sagte lieber Freund,« fuhr Beauchêne fort, »bin ich ihr begegnet. Und erraten Sie einmal, unter welchen Umständen: Ganz stolz, fein herausgeputzt, am Arme eines großen, bärtigen jungen Menschen, der sie mit den Blicken verschlang! Die Sache ist richtig, sage ich Ihnen, gar kein Zweifel mehr! Sie können sich wohl vorstellen, wie ich aufatmete! Ich bin noch jetzt voller Freude!«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus, als ob man ihm ein Zentnergewicht von der Brust genommen hätte. Seit jenem unangenehmen Abenteuer hatte er sich zuerst einer verheirateten Frau genähert, war dann aber plötzlich abgesprungen, von der Furcht erfaßt, abermals in eine Falle zu geraten; und seit dieser Zeit hielt er sich wieder lediglich an die Mädchen von der Straße, die Mädchen einer Nacht, bei denen keine Verpflichtungen entstehen, die einzigen übrigens, die seinem Temperament zusagten, deren Gefügigkeit seiner sexuellen Gier Befriedigung gewährte. Er war vollkommen glücklich, nie war er triumphierender, zufriedener mit sich selbst erschienen.
    »Das war ja übrigens mit Sicherheit vorauszusehen, lieber Freund! Erinnern Sie sich doch, was ich

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