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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Ihnen immer sagte. Sie war dafür geschaffen und nichts andres, das sprang in die Augen! Zuerst macht so ein Ding hohe Pläne, will sich für einen Prinzen aufbewahren, der sie sehr teuer bezahlen würde; dann gibt sie sich dem erstbesten Kellner hin und versucht hierauf, sich an irgend ein gutes Tier von einem nicht gerade armen Mann zu hängen, wenn es deren noch auf der Welt gibt. Und wenn der Streich mißglückt, nimmt man sich einen Geliebten, dann wieder einen, dann wieder einen, so viel ihrer der liebe Gott für sie wachsen läßt … Uff, es geht mich nichts mehr an. Gott sei Dank! Glückliche Reise und viel Vergnügen!«
    Er hatte sich schon wieder gegen seine Frau und den Doktor gewendet, als ihm noch etwas einfiel, was ihn veranlaßte, wieder zurückzukommen und mit leiser Stimme zu fragen: »Das Kind also, sagen Sie … ?«
    Und als Mathieu ihm berichtet hatte, daß er selbst es ins Findelhaus begleitet habe, um sicher zu sein, daß es dort abgegeben worden, drückte er ihm kräftig die Hand: »Vortrefflich! Vielen Dank, lieber Freund! Jetzt bin ich ruhig.«
    Trällernd kehrte er zu Constance zurück, die noch immer den Arzt befragte. Sie hatte den kleinen Maurice an ihre Knie genommen und betrachtete ihn mit der eifersüchtigen Zärtlichkeit einer guten Hausmutter, die ängstlich über die Gesundheit ihres einzigen Sohnes wacht, den sie vergöttert, und aus dem sie einen der Fürsten der Industrie und des Reichtums machen will. Plötzlich rief sie aus: »Dann wäre ich ja die Schuldige, Doktor! Glauben Sie also wirklich, daß ein von seiner Mutter genährtes Kind von stärkerer Konstitution, widerstandsfähiger gegen die Kinderkrankheiten ist?«
    »Ganz außer allem Zweifel, Madame.«
    Beauchêne, an seiner Zigarre kauend, zuckte die Achseln und lachte in seiner geräuschvollen Weise.
    »Laß doch, der Junge wird hundert Jahre alt werden, die Burgunderin, die ihn genährt hat, war ein wahrer Koloß. – Es ist also wahr, Doktor, Sie werden von den Kammern das obligatorische Stillen durch die Mütter zum Gesetz erheben lassen?«
    Boutan lachte auch. »Lieber Gott, warum nicht?«
    Das gab Beauchêne die Handhabe für eine Reihe massiver Scherze, wie sehr ein solches Gesetz die Gewohnheiten und Sitten ändern würde, wie das Gesellschaftsleben aufhören würde, die Salons wegen allgemeiner Ammenschaft geschlossen werden müßten, und keine Frau würde über das Alter von dreißig Jahren hinaus eine halbwegs schöne Brust behalten, und die Männer wären genötigt, Konsortien zu bilden, um gemeinschaftliche Serails zu errichten, wo sie Ersatzfrauen finden könnten, wenn die ihrigen infolge ihrer Ammenschaft unnahbar würden.
    »Mit einem Wort, Sie wollen eine Revolution.«
    »Eine Revolution,« jawohl, sagte der Doktor gelassen. »Sie wird gemacht werden.«
     
     

4
    Mathieu vollendete das Studium seines großen Planes, Chantebled urbar zu machen, dieses mächtigen Werkes, das aus der endlich erweckten Erde eine überquellende Fruchtbarkeit hervorsprießen lassen sollte. Und er entschied sich, er faßte den Entschluß, den Versuch zu wagen, faßte ihn gegen alle Bedenken der Klugheit, mit schönem kühnem Mut, voll Zuversicht und Hoffnung.
    Eines Morgens kündigte er Beauchêne an, daß er am Ende des Monats die Fabrik verlassen werde. Am Tage vorher hatte er mit Séguin eine lange Unterredung gehabt und sich vergewissert, daß dieser ihm gerne den ehemaligen Jagdpavillon und etwa zwanzig Hektar der Umgebung zu sehr bequemen Bedingungen überlassen würde. Wie er zu wissen glaubte, befand sich Séguin in ziemlich ungeordneten Vermögensverhältnissen; er hatte, wie man sagte, bedeutende Summen im Spiel verloren, hielt sich kostspielige Maitressen und führte in jedem Betracht ein Leben der Selbstzerrüttung, seitdem seine Ehe eine unglückliche geworden war; und er beklagte sich immer mehr über den zweifelhaften Ertrag, den ihm der riesige unkultivierte Besitz Chantebled brachte, der lediglich an Jagdgesellschaften verpachtet werden konnte. Er dachte fortwährend daran, ihn zu verkaufen; aber an wen, wo einen Käufer finden für dieses Sumpfland, diese Heiden, diese Buschflächen? Er war daher hocherfreut über den Vorschlag Mathieus, der ihm die Aussicht bot, daß er sich des ganzen Besitzes würde entledigen können, wenn das Experiment gelang. Sie besprachen die Sache in wiederholten Zusammenkünften, und er willigte gerne in den Verkauf ohne Barzahlung, in Annuitäten, deren erste sogar nicht vor zwei

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