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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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wirklich ein herrliches Weib, unwiderstehlich durch die ihr innewohnende Kraft des Begehrens. Nie noch hatte er sie so schön, so entflammt von dem gebieterischen Verlangen augenblicklicher Besitzergreifung gesehen. Sie bot sich mit einer prächtigen Verwegenheit dar, die nichts von Niedrigkeit oder Verschämtheit an sich hatte, frei über sich verfügend, kühn einen Tauschhandel des Genusses vorschlagend, in der stolzen Sicherheit, so viel und mehr zu geben, als sie empfing. Dies allein war es, was ihr das Leben lebenswert machte. Und man hätte ihre Unverschämtheit schön und bewunderungswürdig nennen können, wäre sie nicht gemischt gewesen mit der diabolischen Lust zu verführen, mit der boshaften Laune, einen Mann einer andern Frau, einer albernen kleinen Verwandten, wegzunehmen und ihr Tränen zu erpressen.
    Und als Mathieu jetzt nicht einmal durch eine Gebärde antwortete, war sie gar nicht erzürnt, behielt sie ihre Miene der unbesieglichen Messalina.
    »So ist es recht, antworten Sie gar nichts, sagen Sie nicht, daß es ganz aus sei. Mit mir, mein Lieber, ist es nie ganz aus. Wenn Sie wieder wollen, verstehen Sie? Heute abend, morgen, an dem Tage, da es Ihnen belieben wird, an meine Türe zu klopfen. Es genügt, daß ich den Wunsch habe, von diesem Momente an kann mich Ihre Weigerung nicht beleidigen. Sie wissen, wo ich wohne, nicht wahr? Ich erwarte Sie.«
    Eine Flamme hatte im Gesichte Mathieus aufgeschlagen. Er schloß die Augen, um Sérafine nicht mehr zu sehen, die sich gegen ihn neigte, glühend, duftend. Und auf dem dunkeln Hintergrunde seiner geschlossenen Lider sah er das Appartement wieder, das Sérafine bewohnte, in welchem er sie einmal mit Marianne besucht hatte, das ganze Erdgeschoß eines Mietshauses, das sie in der Rue de Marignan besaß. Sie hatte da eine eigne Eingangstür für sich, in diskrete Gelasse führend, die mit schweren Tapeten und dicken Teppichen ausgestattet waren, welche jedes Geräusch erstickten. Nur Mädchen bedienten sie, führten die Besucher, ohne ein Wort zu sprechen, ein und verschwanden wie Schatten. Das junge Ehepaar hatte sie hier in einem kleinen Salon ohne sichtbare Fenster getroffen, dicht und geschlossen wie eine Gruft, die zehn Kerzen der beiden Kandelaber mitten am Tage angezündet. Mathieu fühlte, nach Jahren, noch das warme und durchdringende Parfüm, das ihn mit Verlangen erfüllt hatte.
    »Ich erwarte dich,« wiederholte sie flüsternd, ihre Lippen fast auf den seinen.
    Und da er erbebend zurückwich, zornigbeschämt, daß er gezwungen war, die lächerliche Rolle eines Mannes zu spielen, der ein begehrenswertes Weib ausschlägt, glaubte sie, er wolle abermals »nein« sagen, und legte ihm rasch ihre schmale, lange und geschmeidige Hand auf den Mund.
    »Still, da kommen sie. Und wisse, daß ich keines Gaude bedarf! Bei mir gibt es keine Kinder.«
    Die Morange kamen endlich mit Reine. Ihre Mutter hatte ihr die Haare gebrannt. Sie war wirklich reizend in ihrem Kleidchen aus leichter, rosafarbener Seide mit Spitzen garniert, mit einem großen Hut aus demselben Stoffe wie das Kleid. Ihr fröhliches junges Gesichtchen, im Rahmen der schwarzen Haare, sah darunter wie eine frische Blume aus.
    »Das ist ja ein Engel!« rief Sérafine, um den Eltern zu schmeicheln. »Man wird sie mir entführen.«
    Sie küßte die Kleine leidenschaftlich, spielte die Bewegung der Frau, welche bedauert, nicht Mutter zu sein.
    »Ja, das tut einem leid, wenn man einen solchen Schatz sieht. Wenn man sicher wüßte, daß einem Gott ein so hübsches Kind gibt, würde man sofort einwilligen. – Nun, ich entführe sie Ihnen jetzt, ich bringe sie Ihnen nicht wieder zurück!«
    Die Morange lachten entzückt. Und Mathieu, der sie wohl kannte, hörte starr vor Verblüffung zu. Wie oft hatte sie, in ihrer kurzen und stürmischen Intimität, ihm mit wütendem Haß von den ekelhaften Kindern gesprochen, deren immer mögliches Kommen die Liebe terrorisiere. Sie stehen wie eine ewige Drohung vor einem, verderben und beschränken den Genuß, machen, daß man die Wollust einer Stunde mit langen Leiden, mit bleibender Belästigung bezahlen muß; und sie entziehen einen monate, jahrelang dem Vergnügen. Ganz abgesehen davon, daß sie als Zerstörer der Frauen geboren werden, sie vor der Zeit welken und altern lassen, sie zum Gegenstand des Widerwillens für die Männer machen. Die Natur war blödsinnig, daß sie der Liebe diese Kontribution der Mutterschaft auferlegte. Besonders seitdem eine

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