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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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wie es den Kunden beliebte. Die prüde Frau, die sich geweigert hatte, sich selbst ihrem Geburtshelfer zu zeigen, besuchte nun die Ordinationen von Charlatanen, ließ alle möglichen Ärzte zu sich kommen, hätte sich auf einem öffentlichen Platze entkleidet, wenn sie die feste Überzeugung gehabt hätte, daß ihr dadurch eine Schwangerschaft vom Himmel fallen werde. Sie stand vollständig unter der Herrschaft einer fixen Idee, und die Qual über die Ohnmacht ihres heißen Wollens, über die Nichtbefriedigung ihrer Sehnsucht war so furchtbar, daß ihr Mann sie manchmal für wahnsinnig hielt, wenn er sah, wie sie in die Polster biß, um nicht laut aufzuschreien. Und als sie alles versucht, alles erschöpft hatte, bis auf Badekuren und neuntägige Andachten, bis auf wundertätigen Muttergottesbildern geopferte Wachskerzen, wollte sie sich noch immer nicht ergeben, wartete noch immer starrsinnig auf ein Wunder, wehrte sich verzweifelt, schwor, daß sie das Schicksal gewaltsam zwingen werde.
    Beauchêne war dies alles sehr unangenehm. Sie klagte ihn nicht mehr des Unvermögens an, sie bewachte ihn, schloß die Türen, wollte ihn ganz für sich allein, von dem Gedanken verfolgt, daß eine jede Untreue seinerseits ihr nun einen Teil ihrer Hoffnung rauben würde. Und sie tat dies ohne Zärtlichkeit, in harter, befehlender Weise, aus welcher immer dieselbe Verachtung, derselbe Abscheu vor ihm hervorsah. Sie nahm ihn, sie verlangte ihn gleich den ekelerregenden Mixturen, die zu nehmen sie sich herbeiließ, oft so von ihm abgestoßen, daß sie unendlich glücklich gewesen wäre, ihn zu seinen gewohnten Orgien davonzujagen. Sie bereitete ihm auch Folterqualen, indem sie von nichts anderm sprach, als von diesem so heißersehnten und erwarteten Kind, laut ihre Gedanken verfolgte, bis zum Überdruß wiederholte, was sie tat, was sie erhoffte. Und nach jeder Enttäuschung gab es tödlichen Zank, wurde er mit all den alten Vorwürfen überschüttet, wurden ihm seine unbekannten Bastarde ins Gesicht geschleudert; und vor allem konnte sie nicht über den bitteren Hohn des Gegensatzes hinweg zwischen seinen Manneserfolgen bei andern und der Erfolglosigkeit bei ihr. War es möglich, daß sie einander neutralisierten, daß sie nicht für einander geeignet waren? Vielleicht dachte sie einen Augenblick an einen Ehebruch, bloß um des Versuches willen, von dem Gedanken verfolgt, daß dies die einzige Möglichkeit wäre, sich zu überzeugen, ob die Unfruchtbarkeit wirklich auf ihrer Seite sei. Aber sie konnte sich dazu nicht entschließen, ihr ganzes Wesen empörte sich dagegen, ihr Temperament, ihre Erziehung. Und dieser letzte Zweifel, dieser Umstand, der auf immer dunkel bleiben sollte, vergiftete die Wunde ihrer Seele, brachte sie vollends dem Wahnsinn nahe.
    Beinahe zwei Jahre lang kämpfte Constance in dieser Weise, als der Gedanke an einen entscheidenden Schritt, den sie unternehmen könnte, ihr neue Hoffnung einflößte. Sie hatte vertrauliche Mitteilungen von Sérafine erhalten, die sich ihrer Familie wieder genähert hatte, denn sie war nun so oft krank, so matt, so gealtert, daß sie gern in andern Häusern verweilte, nur um dem schrecklichen Alleinsein zu Hause zu entgehen. Als sie sie mit entsetzlicher Bitterkeit von den Operationen Gaudes, des berühmten Chirurgen, erzählen hörte, hatte sich Constance gesagt, daß ein Mann, der solche Wunder vollbringen könne, um die Kinder zu unterdrücken, auch imstande sein müsse, sie mit seinen Zauberhänden hervorzurufen. Das Wort Boutans von der Zusammenziehung tönte ihr noch immer in den Ohren, nagte noch immer an ihr, erweckte in ihr den Gedanken an irgendein Hindernis, einen verlegten Weg. Das wäre ja aber ein chirurgisches Leiden, warum sich da nicht an Gaude wenden? Sie wollte ihren Arzt gar nicht vorher befragen, sie wollte direkt zu Gaude gehen, damit jener sie nicht vielleicht entmutige, indem er den Nutzen eines solches Schrittes in Frage zog. Als sie jedoch Sérafine bat, sie zu dem furchtbaren Operateur zu begleiten, weigerte sich diese heftig, erklärte, daß sie ihn nicht sehen könnte, ohne ihm etwas von seiner abscheulichen Haut herunterzureißen, diesem Frauenzerstörer und Freudentöter. Und Constance schien den Plan aufzugeben, befeuerte sich aber im stillen daran, wartete die Stunde des Mutes ab, um allein, in tiefster Heimlichkeit, den Weg zu unternehmen.
    Eines Tages, als Sérafine eben von den Beauchêne kam, traf sie mit Mathieu zusammen und bewog ihn, sie

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