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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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genug, ich gehe, guten Abend!«
    Der erste Gedanke Mathieus war, sich um Auskunft an die Couteau zu wenden, wenn er sie wiederfinden könne. Sie war von Berufs wegen diskret, und es würde nur nötig sein, ihr Schweigen zu erkaufen. Schon hatte er sich vorgesetzt, morgen zu Madame Bourdieu in die Rue Miromesnil zu gehen, um dort Erkundigungen einzuziehen, als ihm der Gedanke an eine andre Spur kam, die ihm sicherer schien. Nachdem er, seit Chantebled vollständig in seinen Besitz übergegangen war, lange Zeit die Séguin nicht gesehen hatte, war der Verlehr zwischen ihnen infolge besonderer Umstände wiederbelebt worden; und er hatte zu seiner Ueberraschung bei Valentine ihre ehemalige Zofe Céleste gefunden, die damals verabschiedet, aber seit einigen Monaten in Gnade wieder aufgenommen war. Seine Erinnerung erwachte, er sagte sich, daß er durch Céleste auf kürzestem Wege zu der Couteau gelangen werde.
    Dieses neue Band, das sich zwischen den Séguin und den Froment knüpfte, hatte eine glückliche Vorgeschichte. Ambroise, der nächste nach den Zwillingen, der nun bald einundzwanzig Jahre zählte, war, nach seinem Austritt aus der Schule, mit achtzehn Jahren zu einem Onkel Séguins, Thomas du Hordel, einem der reichsten Warenkommissionäre in Paris, eingetreten. Seit der Zeit hatte du Hordel, ein alter Mann, der aber noch immer sein Haus mit jugendlicher Tatkraft leitete, eine stets wachsende Zuneigung zu diesem hochbegabten Jüngling gefaßt, in welchem ein kaufmännisches Genie zum Vorschein kam. Er selbst hatte nur zwei Töchter gehabt, deren eine jung gestorben, die andre an einen Wahnsinnigen verheiratet war, der sich eine Kugel in den Kopf gejagt hatte und seine Frau ebenfalls geistesverwirrt und kinderlos zurückließ. Daraus erklärte sich das lebhafte großväterliche Interesse, das du Hordel an Ambroise nahm, diesem Wundermenschen, der ihm da vom Himmel fiel, der schönste der Froment, mit hellem Teint, großen schwarzen Augen, natürlich gelockten braunen Haaren, und von vollendeter Eleganz der Erscheinung. Aber was ihn noch mehr bezaubert hatte, das war der außerordentliche Unternehmungsgeist des jungen Mannes, die vier Sprachen, die er geläufig sprach, das angeborene Führertalent, welches ihn eines Tages zur Leitung dieses Hauses befähigen würde, dessen Geschäfte sich über alle fünf Weltteile erstreckten. Noch ganz jung war er bereits unter seinen Geschwistern der kühnste gewesen, der die andern beeinflußte und mit sich riß. Die andern mochten die Besseren sein, er regierte über sie als schöner, ehrgeiziger, leckerer Junge, der künftige Eroberer und Lebenskünstler. Und so kam es, daß der alte du Hordel in wenigen Monaten von dem Zauber seiner sieghaften Genialität erobert war, gerade so wie er später alles erobern sollte, was ihm gefiel seinem Glücke zu unterwerfen, die Menschen und die Dinge. Seine Macht bestand darin, zu gefallen und zu handeln, Anmut mit eiserner Tatkraft zu vereinen.
    Um diese Zeit erfolgte eine Wiederannäherung zwischen Séguin und seinem Onkel, der den Fuß nicht mehr in das Palais in der Avenue d’Antin setzte, seitdem dort die Tollheit herrschte. Aber dieser anscheinenden Versöhnung war ein ganzes geheim gehaltenes Drama vorhergegangen. Nun ganz verschuldet, von Nora verlassen, die den Ruin kommen fühlte, in die Hände der schlimmsten Ausbeuterinnen gefallen, hatte Séguin schließlich auf der Rennbahn eine jener Inkorrektheiten begangen, die man unter ehrlichen Leuten Diebstahl nennt. Von dem Geschehenen benachrichtigt, war du Hordel herbeigeeilt, hatte bezahlt, um den schrecklichen Skandal zu vermeiden, und war so betroffen über die greuliche Verwirrung, in der er das einst so blühende Haus seines Neffen wiederfand, daß er darüber lebhafte Gewissensbisse empfand, als ob er selbst an diesem Niedergang mitschuldig wäre, weil er sich aus Egoismus, um seinen Frieden nicht stören zu lassen, ferngehalten hatte. Aber besonders wurde sein Herz von seiner Großnichte Andrée gefangen genommen, einem reizenden Geschöpfe von bald achtzehn Jahren, die nun schon heiratsfähig war, und die genügt hätte, ihn fortan hier festzuhalten, so erschüttert war er von der gefahrvollen Verlassenheit, in der er sie fand. Der Vater setzte sein Leben außerhalb fort. Die Mutter, Valentine, hatte sich kaum von einer schrecklichen Verzweiflungskrise erholt, in welche sie der endgültige Bruch mit Santerre gestürzt hatte, der, müde geworden, die Lasten der Ehe zu

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