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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Zusammenschmelzen ihres Vermögens ergeben würden.
    »Ja,« gab er zu. »freilich, Andrée. Aber die Mädchen zählen nicht.«
    Sie setzten ihren Weg fort. Aber Beauchêne, der sich bis jetzt, infolge der Zurückhaltung, die ihm sein persönliches Unglück in dieser Frage auferlegte, damit begnügt hatte, zu schnauben und an seiner Zigarre zu kauen, konnte nicht länger schweigen; selbstvergessen, wieder im Banne der egoistischen Gefühllosigkeit, die ihm trotz allem wieder seine Gewichtigkeit, seine sieghafte Überlegenheit verlieh, begann er breit und laut zu sprechen.
    »Ich bin kein Bekenner der Lehre Séguins. Trotzdem hat er vieles gesagt, was sehr richtig ist. Sie haben keine Vorstellung, wie sehr diese Frage der Nachkommenschaft mich aufrührt. Ich kann behaupten, daß ich sie von Grund auf kenne. Nun denn, es ist unleugbar, daß Malthus recht hat, daß es nicht erlaubt ist, in die Unendlichkeit fort Kinder in die Welt zu setzen, ohne sich vorerst darüber Sorgen zu machen, wie man sie ernähren wird. Wenn die Armen Hungers sterben, so ist es ihr Fehler und nicht der unsre, denn nicht wir sind es, die ihre Frauen schwängern.«
    Er brach in gewaltiges Lachen aus. Dann fuhr er fort, gab den ganzen Vortrag zum besten, den er gewöhnlich über diese Frage hielt. Nur die herrschenden Klassen seien vernünftig, indem sie sich an Zahl beschränkten. Ein Land könne nur eine bestimmte Menge von Nahrungsmitteln hervorbringen, folglich sei es dadurch auf eine bestimmte Menge der Bevölkerung beschränkt. Daher das Elend, wenn die Armen sich vergäßen, sich auf ihren armseligen Lagern zuviel vergnügten. Man erhebe die Anklage, daß der Reichtum schlecht verteilt sei. Aber es sei Wahnsinn, ein Utopia zu erhoffen, wo es nur Herren geben würde, alle Menschen Brüder, gleichberechtigte Arbeiter wären, die sich in das allgemeine Glück wie in einen Festkuchen teilen würden. Der Fehler liege also nur in der Unbesonnenheit der Armen, obgleich, wie er mit brutaler Offenheit anerkannte, die Arbeitgeber genötigt seien, sich dieses Zuviel an Kindern zunutze zu machen, um ihre Arbeiter zu billigen Löhnen zu bekommen.
    Er berauschte sich so in der Selbstgefälligkeit, mit der er diese seine Gedanken entwickelte, daß er alle Erinnerung verlor und in lärmendem Tone sein eignes Beispiel zur Sprache brachte.
    »Man wirft uns vor, wir seien keine Patrioten, weil wir nicht eine Schar Kinder hinter uns dreinschleppen. Das ist Unsinn, ein jeder dient dem Vaterlande in seiner Art. Wenn die armen Leute ihm Soldaten geben, so geben wir ihm unser Kapital, nützen ihm mit den Bestrebungen unsrer Industrie und unsers Handels. Ein jeder kennt doch schließlich seine Lage am besten, nicht wahr? Es würde dem Vaterland viel nützen, wenn wir uns ruinieren würden, um ihm Kinder hervorzubringen, die uns die Arme lähmen, uns verhindern würden, uns zu bereichern, unsre Schöpfungen hinter uns zerstören würden, indem sie sie zerstückeln. Mit unsern jetzigen Gesetzen und unserm jetzigen Herkommen gibt es keine feste Vermögensgründung als die für den einzigen Sohn. Jawohl, der einzige Sohn drängt sich förmlich auf, er ist die einzige Weisheit, das einzige mögliche Glück!«
    Es wurde so peinlich, so schmerzlich, daß alle verlegen schwiegen. Er glaubte sie überwältigt von der Kraft seiner Beweisführung.
    »Zum Beispiel, ich…«
    Constance unterbrach ihn. Sie war zuerst gesenkten Hauptes unter diesem Wortschwall hingeschritten, der sie zu Boden drückte, sie mit brennender Scham erfüllte, wie eine Verschärfung ihrer Niederlage. Nun erhob sie das Gesicht, über welches zwei schwere Tränen rollten.
    »Alexandre!«
    »Was, meine Liebe?«
    Er begriff noch nicht. Erst als er sie weinen sah, wich seine Selbstgefälligkeit einer leichten Verlegenheit. Er sah die andern an, wollte aber doch das letzte Wort haben.
    »Ach ja, unser armes Kind! Aber die einzelnen Fälle ändern hieran gar nichts, die Theorie bleibt deshalb nicht minder richtig.«
    Es folgte ein drückendes Schweigen. Sie waren übrigens wieder bei dem Rasen angekommen, auf welchem die andern zurückgeblieben waren. Seit einigen Augenblicken dachte Mathieu an Morange, den er eingeladen, der sich aber entschuldigt hatte, wie von Scheu ergriffen vor der Freude andrer, vielleicht auch von Furcht vor einer solchen Reise, vor einer Abwesenheit, während welcher alle möglichen Angriffe auf das geheimnisvolle Heiligtum seines Kultus erfolgen könnten. Hätte auch er, Morange, an

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