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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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von ihm. Woher kommt er, was macht er, was will er? Und besonders, wieso hat er uns ausfindig gemacht? Das wäre am interessantesten zu wissen gewesen.«
    »Ach, was willst du?« erwiderte Norine. »Wie er mir seinen Namen genannt hat, war ich erstarrt, vernichtet. O ja, er ist es, du hast auch den Vater erkannt, nicht wahr?… Und du hast recht, wir wissen nichts, wir werden jetzt immer unter dieser Drohung leben, unter der Furcht, daß das Haus uns überm Kopf zusammenstürzt.«
    Sie fing wieder zu weinen an, mutlos, kraftlos, und stammelte von Schluchzen unterbrochene Worte.
    »Ein großer Junge von achtzehn Jahren, der einem so ins Haus fällt, ohne daß man sich dessen vorsieht! Ja, es ist wahr, daß ich ihn nicht gern habe, da ich ihn ja nicht einmal kenne. Wie er mich geküßt hatte, habe ich nichts gefühlt als eine eisige Kälte, als ob mein Herz gefroren wäre. Mein Gott, wie unglücklich bin ich! Wie ist das alles häßlich und gemein und grausam!«
    Und als der Kleine, erschrocken, sie weinen zu sehen, sich, ebenfalls weinend, an ihre Brust warf, preßte sie ihn leidenschaftlich an sich.
    »Mein armes Kind! Mein armes Kind! Wenn nur du nicht darunter leidest, wenn nur du nicht die Schuld zu büßen hast! Das wäre eine schreckliche Strafe!… Ach, es ist freilich am besten, sich brav aufzuführen, wenn man später nicht solche Dinge erleben will!«
    Am Abend beschlossen die Schwestern, nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatten, Mathieu zu schreiben. Norine erinnerte sich des Besuches, den er ihnen vor einigen Jahren gemacht hatte, um sie zu fragen, ob Alexandre sie nicht besucht habe. Er allein kannte den ganzen Zusammenhang, wußte, wo Erkundigungen einzuziehen seien. Sobald er den Brief erhalten hatte, eilte Mathieu in die Rue de la Fédération, beunruhigt durch die Rückwirkung, die ein solcher Zwischenfall auf die Fabrik haben konnte, jetzt, wo die Lage Beauchênes von Tag zu Tag sich verschlimmerte. Nachdem er Norine eingehend befragt hatte, erriet er, daß Alexandre deren Adresse durch die Couteau erfahren haben mußte, ohne aber den ganzen Zusammenhang der Dinge zu übersehen, so viel Lücken und Rätsel gab es noch. Nach mehr als einem Monat vorsichtiger Nachforschungen und nach wiederholten Gesprächen mit Madame Menoux, mit Céleste, mit der Couteau selbst, konnte er sich den Hergang ungefähr vorstellen. Der erste Anstoß war zweifellos durch die Erkundigungen gegeben worden, mit denen er die Zuführerin betraut hatte, und behufs deren sie sich nach SaintPierre begeben hatte, um dort nach dem Knaben zu fragen, der bei dem Wagner Montoir in der Lehre sein sollte. Sie hatte offenbar zu viel gesprochen, zu viel gesagt, besonders dem andern Lehrling, Richard, einem Kinde der Armenverwaltung, ebenfalls von so schlechter Art, daß er sieben Monate später gleich Alexandre durchgegangen war, indem er seinen Herrn bestahl. Dann folgten Jahre, während welcher man keine Spur von ihnen hatte. Aber später hatten die beiden Taugenichtse sich zweifellos auf dem Pariser Pflaster getroffen, und der große Rote hatte da wohl dem kleinen Braunen die ganze Geschichte erzählt, wie seine Eltern ihn hätten suchen lassen, und wer vielleicht seine Mutter wäre, das Ganze verbrämt mit allerlei Tratsch und albernen Erfindungen. Alles das genügte freilich noch nicht, und Mathieu war in bezug auf die Art, wie der Junge die Adresse erfahren haben mochte, 54g zu der Vermutung gedrängt, daß er sie wohl von der Couteau haben mußte, die durch Céleste von vielen Dingen unterrichtet war; denn er hatte im Hause Broquette in Erfahrung gebracht, daß ein untersetzter junger Mensch zweimal dahin gekommen sei, um mit der Zuführerin zu sprechen. Manches blieb allerdings noch unaufgeklärt, denn die ganze Sache verlor sich in den düsteren Schatten der Pariser Unterschichten, deren Schlamm aufzurühren nicht geraten ist. Er begnügte sich damit, die allgemeinen Umrisse des Herganges zu erkennen, selbst von Schrecken ergriffen vor dem schon stark angeschwollenen Schuldregister der beiden Halunken, die sich auf dem Pariser Pflaster herumtrieben, als Freibeuter lebten, nur ihrer Faulheit und ihren Lastern frönten. Und er erreichte nur die eine tröstende Sicherheit, daß, wenn auch die Mutter entdeckt war, der Name und die Stellung des Vaters, Beauchênes, zweifellos von niemand geahnt wurden.
    Als Mathieu wieder zu Norine kam, war sie entsetzt von den Einzelheiten, die er ihr geben konnte.
    »Oh, ich bitte Sie, ich bitte

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