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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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und endlich tun. Gestern abend haben wir uns also gezankt, denn sie hat, ich weiß nicht wie, in Erfahrung gebracht, daß Mama vor Kummer krank ist, und sie war davon gequält, sie bemühte sich, mir zu beweisen, wie unsinnig dieser Streit sei, bei dem wir alle nur zu verlieren hätten. Heute früh hat sie natürlich wieder angefangen und hat mich überzeugt, um so mehr, als mich der Gedanke, daß unsre arme Mutter unsertwegen krank ist, kaum hat schlafen lassen. Aber es blieb noch Vater Lepailleur zu gewinnen. Thérèse hat auch das auf sich genommen, und sie hat sogar eine ganz großartige Idee gehabt, um dem Alten die feste Überzeugung beizubringen, daß er über alle einen großen Sieg davongetragen habe. Sie hat ihn überredet, auch endlich das schreckliche Stück Feld zu verkaufen, und zwar zu einem so tollen Preise, daß er seinen Triumph über alle Dächer wird schreien können.«
    Und sich zu dem Herrn und der Herrin des Hofes wendend, fügte er in lustigem Tone hinzu:
    »Mein lieber Gervais, meine liebe Claire, ich bitte euch, laßt euch übervorteilen. Es handelt sich um den Frieden meines Hauses. Macht meinem Schwiegervater die letzte Freude, ihn glauben zu lassen, daß er immer recht gehabt hat, und daß wir alle niemals etwas andres waren als Dummköpfe.«
    »Oh, so viel Geld als er will,« versetzte Gervais lachend. »Diese Enklave ist übrigens eine Schande für unsre Felder, die sie wie mit einer Stein und Unkrautnarbe verunstaltet. Schon lange war es unser Wunsch, diesen häßlichen Fleck beseitigt, den Erntesegen ohne Unterbrechung in der Sonne sich dehnen zu sehen. Chantebled kann seinen Stolz bezahlen.«
    Damit war die Sache erledigt, und der Mühle sollten fortan wieder die Getreidemengen des Hofes zufließen, der sich um ein neues Feld vergrößerte. Und die Mutter würde gesund werden, denn die glückbringende Lebenskraft, das Liebesbedürfnis, die Erkenntnis, daß die Einigkeit für die ganze Familie notwendig sei, wenn sie den Sieg bewahren wollten, sie hatten ihren Einfluß geübt, forderten die Brüderlichkeit dieser Sühne, die toll genug gewesen waren, für eine Weile ihre Macht zu zerstören, indem sie sich gegenseitig zerfleischten. Die Freude aller, daß die großen Brüder Denis, Ambroise, Gervais, Grégoire und die große Schwester Claire nun hier vereinigt, versöhnt, unbesieglich waren, wurde noch erhöht, als Charlotte hereinkam und die drei andern Schwestern, die in der Umgebung verheiratet waren, Louise, Madeleine und Marguerite mitbrachte. Louise hatte von der Mutter Krankheit gehört und hatte ihre beiden Schwestern abgeholt, um gemeinschaftlich mit ihnen herbeizueilen und zu hören, was es gäbe. Sie wurden mit fröhlichem Lachen empfangen, als sie der Reihe nach eintraten.
    »Alle beinander!« rief Ambroise heiter. »Die Familie ist vollzählig, eine Versammlung des großen Kronrates! Du siehst, Mama, du mußt gesund sein, dein ganzer Hof ist zu deinen Füßen und will dir nicht einmal eine einfache Migräne gestatten.«
    Als aber nun Benjamin als letzter hinter den drei Schwestern hereinkam, verdoppelte sich die Heiterkeit.
    »Und Benjamin! Den haben wir vergessen!« sagte Mathieu.
    »Komm, mein Kleiner, küsse du mich auch,« sagte Marianne leise und zärtlich. »Weil du der letzte der Schar bist, machen sich diese Großen da lustig. Wenn ich dich verwöhne, so geht das nur uns beide an, nicht wahr? Sage ihnen, daß du den Vormittag mit mir verbracht hast, und daß du nur auf meinen Wunsch ein wenig spazieren gegangen bist.«
    Benjamin lächelte sanft, ein wenig traurig.
    »Ich war ja unten, Mama, und habe sie alle heraufgehen sehen, einen nach dem andern. Ich habe nur gewartet, bis die Umarmungen vorüber waren, um auch heraufzukommen.«
    Er war nun einundzwanzig Jahre alt, von zarter Schönheit, mit weißer Gesichtshaut, großen braunen Augen, langen, gelockten Haaren und einem leichten, gekräuselten Barte. Obgleich er nie krank gewesen war, hielt ihn seine Mutter für schwach und pflegte ihn sehr. Im übrigen verhätschelten ihn alle ob seiner Anmut, des sanften Reizes seines Wesens. Er war in einer Art Träumerei aufgewachsen, von einem Verlangen erfüllt, dem er keinen Namen geben konnte, auf der Suche nach dem Unbekannten, dem Andern, dem, was er nicht hatte. Und als die Eltern sahen, daß er zu keinem Berufe eine Neigung fassen konnte, daß selbst der Gedanke an eine Heirat ihm unangenehm zu sein schien, widerstrebten sie dem nicht, faßten im Gegenteil den

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