Fruchtbarkeit - 1
Stoffen, Goldarbeiten, Fayencen, mit seinen herrlichen Bucheinbänden und den berühmten modernen Zinnplastiken. Er erinnerte sich seiner in späterer Zeit, im Zustande der Vernachlässigung, des traurigen Verfalles, von Staub bedeckt, den langsamen Tod des Hauses verratend. Und nun fand er es wieder voll Pracht und Fröhlichkeit, mit einem solideren Luxus ausgestattet durch Ambroise, der drei Monate lang Maurer, Tischler und Tapezierer hier hatte arbeiten lassen. Das ganze Palais war zu neuem, noch reicherem Leben erwacht, erfüllte sich im Winter mit festlichem Treiben, war fröhlich belebt von dem Lachen der vier Kinder, strahlte vom Glanze dieses lebendigen Reichtums, den die erobernde Arbeit immer wieder erneuerte. Und nicht um den müßigen Séguin, den Bekenner der Lebensverneinung zu besuchen, kam Mathieu nun hierher, sondern seinen Sohn Ambroise, den Mann der schöpferischen Tatkraft, dessen Sieg die Lebenskräfte gewollt, und den sie hier im Hause des Besiegten als triumphierenden Herrn eingesetzt hatten.
Ambroise war abwesend und sollte erst zum Essen nach Hause kommen. Mathieu und Denis wollten ihn erwarten; und als ersterer das Vorzimmer wieder durchschritt, um die neue Einrichtung zu besehen, wurde er zu seiner Ueberraschung von einer Dame angesprochen, die hier gelassen wartete, und der er zuerst keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
«Ich sehe wohl, Monsieur Froment, daß Sie mich nicht wiedererkennen.«
Er machte eine unbestimmte Gebärde. Sie war eine dicke und starke Frau, offenbar jenseits der Sechzig, aber wohlgepflegt, lächelnd, mit einem langen und vollen Gesichte, das von ehrbaren grauen Haaren umgeben war. Man hätte sie für eine wackere Bürgersfrau aus der Provinz in Feiertagskleidung halten mögen.
»Céleste – Céleste, die ehemalige Zofe Madame Séguins.«
Nun erkannte er sie auf einmal und verbarg sein Erstaunen über ein so glückliches Ende. Er hatte sie in irgendeiner Kloake verkommen geglaubt. Und sie erzählte behaglich und frohgemut ihre Geschichte.
»Oh, ich bin sehr glücklich. Ich habe mich nach Rougemont in meine Heimat zurückgezogen und habe mich dort mit einem ehemaligen MarineOffizier verheiratet, der eine hübsche Pension bezieht, abgesehen von einem kleinen Vermögen, das ihm seine erste Frau hinterlassen hat. Und da er zwei erwachsene Söhne hat, habe ich mir die Freiheit genommen, Monsieur Ambroise zu bitten, daß er den jüngeren in sein Geschäftshaus aufnimmt, was er so gut war, auch zu tun. Und da habe ich nun die nächste Gelegenheit abgewartet, die mich wieder nach Paris bringt, um ihm von ganzem Herzen zu danken.«
Sie erzählte nicht, in welcher Art sie den MarineOffizier geheiratet hatte. Sie war zuerst als Mädchen für alles bei ihm eingetreten, war dann seine Geliebte geworden und schließlich seine legitime Frau, nach dem Tode seiner ersten Frau, deren Ende sie beschleunigt hatte. Aber sie machte ihn alles in allem ganz glücklich, sie befreite ihn sogar dank der schönen Verbindungen, die sie sich in Paris bewahrt hatte, von seinen beiden Söhnen, die ihm ziemlich lästig waren. Sie sprach nun lächelnd mit Mathieu, eine wackere Frau, die von den Erinnerungen an alte Zeiten gerührt wurde.
»Sie können sich nicht vorstellen, Monsieur, welche Freude ich hatte, als ich Sie vorhin erblickte. Oh, es ist eine hübsche Weile her, seit ich zum ersten Male das Vergnügen hatte, Sie hier zu sehen!… Erinnern Sie sich der Couteau? Auch sie lebt sehr zufrieden, sie hat sich mit ihrem Mann in ein hübsches Haus zurückgezogen, das ihnen gehört und wo sie sehr ruhig von ihren Ersparnissen leben. Sie ist nicht mehr jung, aber sie hat schon manchen begraben und wird noch manche begraben… Zum Beispiel Madame Menoux, Sie erinnern sich ja der Madame Menoux, der Krämerin von daneben? Die Arme hat kein Glück gehabt. Sie hat auch ihr zweites Kind verloren, sie hat ihren großen, schönen Mann verloren, den sie so leidenschaftlich liebte, und ist aus Kummer darüber sechs Monate später gestorben. Ich hatte vorübergehend daran gedacht, sie nach Rougemont mitzunehmen, wo die Luft so gut und so gesund ist. Wir haben Leute bei uns, die neunzig Jahre alt sind. Sehen Sie die Couteau an, die wird leben, solang sie will. Oh, es ist so angenehm bei uns, ein wahres Paradies!«
Und das scheußliche Rougemont, das blutige Rougemont erstand in der Erinnerung Mathieus, erhob seinen friedlichen Kirchturm über die Ebene, über den mit kleinen Parisern gepflasterten
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