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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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und ich habe mir heute zugeschworen, daß wir es dabei bewenden lassen wollen, daß wir uns einrichten wollen, daß das fünfte nicht komme. Wie denkst du darüber, Liebling!«
    Jetzt löste sie, ohne Zweifel unbewußt, ein wenig die Arme, und er hatte das Gefühl, als erschauere sie; eine Kälte hatte sie überlaufen, sie war nahe am Weinen.
    »Ich denke, du wirst wohl recht haben. Was willst du, daß ich dir sage? Du bist Herr, wir werden tun, was du willst.«
    Aber es war nicht mehr die Geliebte, die Gattin, die er in den Armen hielt; es war eine andre, die passive Frau, die sich darein ergab, nur mehr dem Genuß zu dienen. Und vor allem hatte er das Gefühl, daß sie nicht begriff, daß sie verwirrt, bestürzt war, sich fragte, warum, aus welchem Grunde er das alles sagte.
    »Du kränkst dich doch hoffentlich nicht, Liebste,« sagte er in angenommen scherzhaftem Tone. »Das hindert nicht, sich zu unterhalten, weißt du. Und wir werden in guter Gesellschaft sein, alle Welt befindet sich da, alle die, die ich dir nannte, machen es nicht anders … Du bleibst deswegen doch meine angebetete kleine Frau.« Er zog sie an sich, umarmte sie inniger, suchte ihre Lippen zu einem Kusse; während sie, bedrückt, in unbewußter Auflehnung des Körpers und des Herzens stammelte: »Ja, gewiß, ich weiß … Wie es dir gefällt, du hast die Sorge für die Zukunft –«
    Und sie brach in Schluchzen aus, sie begrub ihren Kopf an seiner Brust, um die Tränen zurückzudrängen, große Tränen, deren warmes Rieseln er fühlte. Er war bestürzt, seinerseits von dumpfer Seelenangst ergriffen angesichts dieses Kummers, dessen tiefliegende Ursachen sie selbst nicht hätte erklären können. Und er machte sich Vorwürfe, war trostlos.
    »Weine nicht, mein liebes Herz. Ich bin ein schlechter Mensch, ein Wüterich, daß ich dir von diesen Dingen spreche, während du mich liebend in deine Arme schließest. Du wirst darüber nachdenken, und wir sprechen ein andres Mal darüber. Sei nicht betrübt, schlafe ruhig ein, da, an meiner Schulter, wie immer, wenn wir uns recht lieb haben.«
    Das war tatsächlich ihre Gewohnheit. Er hielt sie so, den Kopf an seiner Schulter, bis die Gleichmäßigkeit ihres Atems ihm sagte, daß sie eingeschlafen sei; dann erst legte er sie sanft auf ihr Kissen.
    »So, so ist’s gut, schlaf ein. Ich werde dich nicht quälen.«
    Sie weinte nicht mehr, sagte nichts, den Kopf an seine Schulter gelehnt, sich dicht an ihn schmiegend. Und er konnte hoffen, daß sie so einschlafen werde, während er mit offenen Augen fortfuhr, nachzudenken, den Blick auf den weiten Himmel gerichtet, an welchem die Sterne flimmerten.
    Der Schein, mit dem Paris da unten den Horizont anglühte, erweckte in ihm von neuem die Erinnerung an diesen heißen Abend, der ihn so in Verwirrung gestürzt hatte. Jetzt verließ Beauchêne Norine, kehrte frohgemut zum Ehebette heim. Warum hatte er, in der Beschreibung des Tages, die er Marianne gegeben hatte, es nicht gewagt, ihr von diesem Abenteuer ihres Cousins und Norines zu erzählen? Er fühlte stärker als je dessen unschöne und unanständige Seite. Und gleich einem Ekel überkam ihn die Erinnerung an die Gemeinheit, deren er selbst sich beinahe schuldig gemacht, indem er die Nacht bei Sérafine zugebracht hätte. Dieser Gedanke wurde ihm unerträglich in diesem Bette, neben dieser geliebten Frau, die an seiner Schulter einschlief. War es nicht dieses tolle Gelüste einer Stunde, das ihn gleich einer hitzigen Krankheit überfallen hatte, welches ihn beschmutzt hatte, welches seinen Geist trübte, seinen Körper zerstörte? Er mußte wohl von einem Gifte durchdrungen sein, um sich Gefühlen hinzugeben, Gedanken zu fassen, die er bisher nicht gekannt hatte. Er begann es selbst unbegreiflich zu finden, wie er das hatte seiner Frau sagen können, was er eben gesagt hatte; denn noch gestern hätte ihn der bloße Gedanke, derartiges ihr gegenüber in Worte zu fassen, in Bestürzung versetzt und gelähmt.
    Marianne schlief nicht mit ihrem gewöhnlichen zärtlichen Vertrauen ein. Mochte sie auch die Augen schließen und sich nicht rühren, Mathieu fühlte, daß sie verletzt und unglücklich war, noch immer nicht begriff, wie er sie so wenig lieben konnte. Und schon hatte die Sorge um Reichtum und Erfolg ihn verlassen, schon mußte er eine Anstrengung machen, um sich wieder in die Denkart der Beauchêne und Morange hineinzufinden, diesen verzehrenden Ehrgeiz, um eine Stufe höherzusteigen, Reichtümer auf

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