Fruchtbarkeit - 1
Wunsche, sie bis zu diesem Alter für sich allein zu haben, denn er fürchtet den Gedanken, daß ihr Körper formlos würde, daß sie während der Schwangerschaft und des Säugens nicht seine Geliebte sein könnte. Mit dreißig Jahren werden sie einen Buben in die Welt setzen, schön wie der Tag.«
Und da Mathieu, wieder ernst geworden, noch immer schwieg, fügte sie einfach hinzu:
»Wenn sie können.«
Er verfiel wieder in Sinnen. Konnte man je sagen, wo die Klugheit lag? War sie nicht köstlich, diese Liebe nur um der Liebe willen, inmitten der schönen Natur? Er erinnerte sich an den Vorsatz, den er in Paris gefaßt hatte, kein Kind mehr zu haben.
»Bah!« sagte er endlich, »ein jeder lebt nach seinem Gefallen. Wir stören sie, gehen wir schlafen.«
Sie wandten sich langsam heimwärts, stiegen den schmalen Pfad hinan, der nach Chantebled führte. Vor sich sahen sie, wie das entfernte Blinken eines Leuchtturms, die Lampe, die in einem Fenster des Pavillons brannte, ein kleines ruhiges Licht inmitten der schwarzen Massen des Waldes. Und sie sprachen nicht mehr, umhüllt von dem großen Schweigen der Nacht, während sie dem friedlichen Dache zuschritten, unter welchem ihre Kinder schliefen.
Nachdem sie eingetreten waren, verriegelte Mathieu die Tür; dann gingen sie auf den Zehenspitzen hinauf, so viel als möglich jedes Geräusch vermeidend. Im Erdgeschoß befanden sich, rechts vom Flur, ein Salon und ein Speisezimmer, links die Küche und eine Remise. Im ersten Stock befanden sich vier Zimmer. Ihr sehr bescheidenes Mobiliar, das sie aus Paris mitgebracht hatten, verlor sich in den zu großen Räumen. Aber sie besaßen keinerlei Eitelkeit, sie lachten darüber; ihr einziger Luxus bestand darin, daß sie an den Fenstern kleine rote Vorhänge anbrachten, deren leuchtender Reflex ihnen die Zimmer ungemein zu verschönen schien.
»Zoë ist sicher eingeschlafen,« sagte Marianne, da sie nicht das geringste Geräusch vernahmen.
Und in der Tat, das Bauernmädchen, das sich im Schlafzimmer der Gatten zum Stricken an die Lampe gesetzt hatte, damit das Licht die Kinder nicht störe, deren Betten im Nebenzimmer standen, schlief fest, ihr Kopf war auf ihre Arbeit gesunken. Und der Friede tiefen Schlafes kam auch aus dem andern Zimmer, dessen Tür weit offen stand.
Sie mußten Zoë aufwecken, ihre Entschuldigungen unterdrücken, sie, die schlaftrunken und betäubt war, zu Bette senden, indem sie ihr empfahlen, nicht zu viel Lärm zu machen. Schon hatte Mathieu die Lampe genommen und war ins Zimmer der Kinder gegangen, um sie zu sehen und zu küssen. Sie erwachten selten dabei. Er stellte die Lampe auf den Kaminsims und betrachtete die drei kleinen Betten, als Marianne sich ihm zugesellte. In dem Bette an der rückwärtigen Wand befanden sich Blaise und Denis, die Zwillinge, kräftige Jungen von sechs Jahren, die meist einer in des andern Armen schliefen. In dem Bett an der andern Wand schlief Ambroise allein, der nun bald vier Jahre alt war, ein Cherub von seltener Schönheit. Und die kleinen weißen Glieder Mademoiselle Roses, fünfzehn Monate alt, seit drei Wochen entwöhnt, blühten in dem dritten Bette, einer Wiege, in welcher sie halb nackt lag. Die Mutter mußte sie wieder zudecken, so hatte sie die Decke mit ihren kleinen Füßen hinabgestampft. Zu gleicher Zeit beschäftigte sich der Vater mit dem Polster Ambroises, das herabgeglitten war. Beide gingen mit leisen, zärtlichen Bewegungen zwischen den kleinen Betten hin und her, beugten sich wieder und wieder über die schlafenden rosigen Gesichtchen, um sich zu überzeugen, daß sie ruhig waren, daß sie süß träumten. Sie küßten sie, verweilten noch, in der Meinung, daß Blaise und Denis sich gerührt hätten. Endlich nahm die Mutter die Lampe wieder auf, und sie verließen das Zimmer auf den Fußspitzen, die Tür offen lassend.
Als Marianne in ihrem Zimmer die Lampe wieder auf den Tisch gestellt hatte, sagte sie wieder mit ihrer gewöhnlichen Stimme:
»Ich wollte dich nicht beunruhigen, indem ich es dir sagte, ehe wir zu Hause waren: Rose hat mir heute einige Sorge gemacht, ich habe sie nicht wohl gefunden, und ich habe mich erst am Abend wieder beruhigt.«
Und da sie das Erbleichen Mathieus, sein erschrecktes Auffahren sah:
»Oh, es ist nichts, ich wäre nicht fortgegangen, wenn ich noch die geringste Befürchtung gehabt hätte. Aber mit diesen kleinen Wesen ist man nie ruhig … Geh nun schlafen, es ist Mitternacht vorüber.«
Sie begann sich
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