Frühling, Freunde, freche Fohlen
Profis zu tun, uns entkommst du nicht!“
Eine ganze Weile standen sie so um ihn herum und redeten auf ihn ein, beklopften und streichelten ihn, aber allmählich wurde es sowohl Zottel als auch den Kindern zu langweilig.
„Was machen wir denn nun?“ drängte Oliver.
„Wir könnten ihn ja abwechselnd reiten.“
„Ohne Trense? Nur mit dem Halfter?“
„Da fängt die wahre Reitkunst erst an!“ behauptete Mini. „Oder willst du wie ein kleines Kind mit ihm herumgeführt werden?“
„Natürlich nicht.“ Oliver nahm Anlauf und sprang auf Zottels Rücken. Dann drückte er ihm die Fersen in die Flanken. „He, Alter, beweg dich! Action! Stimmung! Jetzt geht’s los!“
Aber Zottel war offensichtlich anderer Meinung; er ging ein paar Schritte und wandte sich dann dem zarten Grün zu seinen Hufen zu, das schon recht verlockend duftete.
„Na, komm schon, ein kleiner Galopp einmal um die Koppel!“
Zottel beantwortete Olivers Versuche, ihn anzutreiben, mit einem ärgerlichen Kopfschütteln und einem kleinen Buckler . Dann rupfte er sich von neuem kleine Büschel des jungen Grases.
„Er ist nicht in Stimmung“, sagte Christine.
„Er ist wohl in Stimmung, nur nicht zum Laufen“, widersprach Caroline.
Oliver verschränkte seufzend die Arme und starrte in die Ferne. „Na ja, der Klügere gibt nach.“
„Das nächste Mal bringen wir eine Trense mit“, tröstete Mini ihn. „Oder wenigstens einen Führstrick, damit wir mit ihm Spazierengehen können.“
Sie verabschiedeten sich von Zottel und vertrösteten ihn auf den nächsten Tag. Das Koppelgatter schloß Mini sehr sorgfältig, sie wußte, welch ein Künstler im Ausbrechen Billes Pony war.
Da sie bis zum Ende der Freistunde noch ein bißchen Zeit hatten, machten sie einen Abstecher zum Waldrand hinüber, wo an einer geschützten Stelle eine Bank stand, auf der man die ersten Sonnenstrahlen genießen konnte. Sie war ein beliebtes Ziel der Internatsschüler und meistens bereits besetzt, wenn man hinkam, aber heute war weit und breit kein Mensch zu sehen.
So setzten sie sich nebeneinander auf die Bank, schlossen die Augen und reckten die Gesichter der Sonne entgegen.
„Er müßte ihr mal wieder einen Streich spielen“, murmelte Caroline schläfrig.
„Ich möchte zu gern dabeisein, wenn Zottel etwas anstellt!“
„Wir müßten ihr einen Streich spielen. Einen Streich mit Zottel“, berichtigte Oliver.
„Und was? Hast du eine Idee?“
„Noch nicht...“
Sie schwiegen eine Weile.
„Und jetzt?“
„Immer noch nicht. Aber ich brüte.“
„In ein paar Tagen haben wir den ersten April“, sagte Mini. „Wir war’s mit einem Aprilscherz?“
„Super! Aber was?“ fragte Christine.
Oliver runzelte die Stirn. „Haltet die Klappe. Ich denke!“ Die Mädchen kicherten. Oliver stützte den Kopf in die Hände und starrte angespannt auf seine Fußspitzen, die — als hätten sie sich selbständig gemacht — Figuren in den aufgeweichten Boden drückten. Plötzlich richtete er sich lebhaft auf.
„Der Schlamm!“
„Was ist damit?“ fragte Timo neugierig.
„Wir werden ihn mal wieder färben. Wir machen ihn von oben bis unten mit Schlamm braun!“
„Und das hältst du für einen originellen Streich?“ maulte Christine. „Was ist daran schon Besonderes!“
„Moment mal , das ist doch erst der Anfang. Das Wichtigste kommt erst!“ Oliver machte eine Pause, um die Spannung in die Höhe zu treiben. „Ja, und dann... und dann... dann bieten wir ihn Bille zum Kauf an!“
„Wie denn das?“
„Wir sagen, wir hätten ein verwahrlostes Pony vor dem Schlachten gerettet, indem wir all unser Geld zusammengelegt hätten. Aber wir könnten es natürlich nicht behalten. Und dann appellieren wir an ihr gutes Herz...“
„Wow! Das ist die Idee!“ Timo sprang auf und tanzte vor Vergnügen im Kreis. „Das ist echte Spitze. Los, Kinder, laßt uns genau festlegen, wie wir vorgehen müssen, damit sie nichts merkt. Das muß hundertprozentig hinhauen!“
Der erste April war für Bille ein harter Arbeitstag, und so kam sie gar nicht dazu, über das verhängnisvolle Datum nachzudenken. Vor dem Schulunterricht arbeitete sie mit Dukat in der Schulreithalle, trank beim Indianer ihren Tee und rannte zum Schloß hinüber, um gerade noch rechtzeitig im Klassenzimmer auf ihrem Platz zu sein.
In der großen Pause kam Mini zu ihr.
„Du, Bille, ich hab eine riesige Bitte an dich! Ich hoffe, du bist mir nicht böse...“
„Na?“
„Inga und Ulli, du weißt,
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