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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Alltag hatte sie gelernt, mit diesen Dingen umzugehen, doch wie würde es wohl sein, wenn die Gedanken ihren Kopf verließen? War es ebenso einfach, ihnen Einhalt zu gebieten?
    Sie versuchte sich zu konzentrieren und die vielen Stimmen in ihrem Innern zu einer einzigen zu bündeln. Vorsichtig streckte sie einen Arm in den Nebel, als würde sie erwarten, dass er sich wie irgendetwas anfühlte. Doch bevor sie sich versah, spürte sie, wie jemand oder etwas ihre Hand packte und in die andere Welt hinüber zog.

Auge in Auge mit der Angst

    Plötzlich ging ihr alles Mögliche durch den Kopf und sie verlor von einem Augenblick auf den nächsten die Kontrolle. Das Erste, was sie auf der anderen Seite vermutete, waren Frostriesen, die im selben Moment zu Dutzenden vor ihr auftauchten. Mit einem Mal wurde es eisiger als im kältesten Winter, den sie je erlebt hatte.
    Arrow lief um die Beine der Riesen herum wie durch einen Hindernisparcour. Sie kamen ihr nicht hinterher gelaufen oder auf sie zu, sondern standen nur da und beugten sich herunter, um nach ihr zu greifen. Obwohl Arrow um ihr Leben lief, wurde die Kälte immer erbarmungsloser. Sie biss ihr ins Gesicht sowie in ihre Hände. Alles schmerzte wie seinerzeit, als Arrow von Stone in den vereisten See gezerrt wurde.
    Und plötzlich verschwand der feste Boden unter ihren Füßen – ebenso wie die Frostriesen. Sie befand sich in einem weiten Ozean. Das Wasser war klar und sauber, doch schien es nach allen Seiten hin kein Ende zu nehmen. Sie konnte weder die Oberfläche noch den Grund erkennen. Ein lebloser Körper mit starren Augen tauchte vor ihr auf und sank langsam zu Boden. Nie hätte Arrow es für möglich gehalten, dass der Tod ihres geliebten Kelpies beim zweiten Mal noch schmerzlicher mitanzusehen war. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz, denn an ihren Händen klebte Blut – Stones Blut. Und das klare Wasser des Ozeans verfärbte sich Rot.
    Schwach erkannte Arrow, wie sich aus der Ferne ein Finsterling näherte. Er bewegte sich überaus schnell durchs Wasser. Und gerade als sie dachte, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hätte, bemerkte sie noch, dass der Finsterling nicht hinter ihr, sondern hinter jemand anderem her war. Offenbar war die Person real und Arrow musste mit ansehen, wie die Gestalt unter qualvollen Schreien von der lebhaft gewordenen Ausgeburt ihrer eigenen Fantasie verspeist wurde.
    Beruhige dich, dachte sie, er ist nicht real, so wie damals der Finsterling in Nebulae Hall.' Und kaum, dass sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, bereute sie es auch schon wieder. Doch es war kein Finsterling, der plötzlich auftauchte, sondern das zerstörte Nebulae Hall. Es war genau so, wie sie es zuletzt vorgefunden hatte – kalt, düster und sumpfig. Ein modriger Gestank lag in der Luft und die Schreie von einst erklangen aus der Dämmerung. Jeder andere hätte meinen können, dass es alles mögliche, undefinierbare Gekreische hätten sein können. Doch Arrow wusste, dass es genau diese Schreie waren, die sie damals vernommen hatte, nachdem sie das Tor geöffnet hatte. Wie Geister hallten sie durch das Gebirge. Arrow lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Doch was sollte sie tun? Es ist nicht real, sagte sie sich immer wieder. Und mit diesem Gedanken ging sie einfach los.
    Mit jedem Schritt, den sie machte, tauchten mehr und mehr Irrlichter über der sumpfigen Landschaft auf. Doch diese waren anders als die Lichter, die sie an diesen Ort geführt hatten. Ihr Leuchten war rein wie das einer Kerze und sie schwebten schweigend auf einer Stelle. Keines von ihnen versuchte, sie irgendwo hin zu führen. Sie wirkten wie stumme Geister, die Arrow in dieser schweren Stunde beistanden. Ihr Schweigen sagte mehr als tausend Worte und auf genau diese Weise half es ihr auch. Es brachte Ruhe in ihre Gedanken. Jetzt konnte sie alles ordnen und sich ganz auf das konzentrieren, wegen dem sie gekommen war. Doch was war das? Warum war sie hier? Hatte sie nicht nach etwas gesucht? Oder nach jemandem?
    Arrow blieb stehen. Die Irrlichter verschwanden und machten den grellen Blitzen der Wilden Jagd Platz. Die Landschaft veränderte sich. Konnte Arrow der Umgebung zuvor noch etwas Magisches abgewinnen, so wirkte jetzt plötzlich alles nur noch tot und beängstigend auf sie.
    Wie aus dem Nichts tauchte Frau Gaude vor ihren Augen auf. „Vergessen heißt sterben“, sagte sie ernst und verschwand mit dem nächsten Wimpernschlag.
    Unmittelbar darauf tauchte Harold

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