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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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achten, dass es genügend Sonne bekäme, da es andernfalls vor lauter Erschöpfung eingehen würde.
    An den Abenden schnappte Shoes sich dann immer das Hörrohr und schaute nach, wie es in Arrows Kopf aussah. Dabei drückte er sein Ohr nicht mehr direkt an die Öffnung, sondern pflegte immer einen gewissen Sicherheitsabstand zu halten.
    Nachdem Arrow mit dem Abendessen fertig war und sich wieder zum Lesen zurückgezogen hatte, kam der Gnom leichtfüßig herbei spaziert.
    „So, mein Kind, was wir gestern gehört haben, war gar nicht mal so schlecht. Allerdings auch noch nicht so gut, um eine klare Zuordnung vornehmen zu können. Deshalb möchte ich, dass du mir etwas über dich erzählst.“
    „Was möchtest du denn wissen?“, fragte Arrow irritiert.
    Zielgerichtet griff Shoes nach ihren Händen. „Erzähle mir etwas über sie“, bat er. „Was können diese Hände, außer Seiten umblättern und Obst abschälen, sonst noch so?“
    Nachdenklich entzog sie dem Gnom eine Hand und betrachtete sie von allen Seiten. „Hm ... Früher haben sie Geschirr und Wände bemalt und gelegentlich auch gekämpft.“
    „In Ordnung. Das ist eine gute Information. Dann beginnen wir doch einfach mit dem positiveren Aspekt. Du bist also eine Künstlerin.“
    Arrow lachte auf. „So weit würde ich nicht gehen. Was ich damals angefertigt habe, war nichts Besonderes.“
    „Hast du es seinerzeit denn gern getan?“, fragte Shoes eindringlich.
    Und plötzlich begannen Arrows Augen zu leuchten. Es war kein großartig heller Schein, sondern nur ein kleines Glimmen. Jedem anderen wäre es vermutlich entgangen, aber für Shoes, der die Zeichen der Körpersprache wie kein Anderer beherrschte, war es unübersehbar.
    „Das habe ich“, entgegnete Arrow. „Ich weiß nicht, was ich damals ohne diese Beschäftigung getan hätte.“
    „War es denn nur eine Beschäftigung oder vielmehr eine Leidenschaft?“
    „Ich denke nicht, dass es eine Leidenschaft war. Zugegebenermaßen habe ich sehr viel Zeit mit dem Malen verbracht, doch so richtig glücklich hat es mich nicht gemacht. Nachdem ich die Bilder aus meinem Kopf und auf das Geschirr gezaubert hatte, waren viele Lücken zurückgeblieben. Wenn ich eine Idee hatte, konnte ich es kaum erwarten, sie der Welt zu zeigen. Doch sobald es dann so weit war, konnte die zurückgebliebene Leere mit nichts gefüllt werden – nicht einmal mit Freude.“
    Ihre Worte hatten sich so traurig angehört, als könnte sie das alles immer noch fühlen. Nach einer Zeit, in der sie so viele schöne Dinge erlebt hatte, hatten die Ereignisse der vergangenen Monate diese Gefühle wieder hervorgeholt.
    „Aber immerhin verfügst du über Fantasie. Ohne diese Eigenschaft könnte kein Künstler etwas erschaffen – nicht einmal der Größte unter ihnen.“ Zuversichtlich lächelte der Gnom sie an, während er noch immer eine ihrer Hände hielt. Dann holte er sein Hörrohr vor und sprach weiter: „Arrow, ich möchte, dass du versuchst, dich daran zu erinnern, was das letzte Ereignis war, das dich so sehr inspiriert hat, dass du es kaum abwarten konntest, es anderen zu zeigen.“
    Nachdenklich ging Arrow in Gedanken die letzten Wochen durch, und als sie feststellte, dass sich während dieser Zeitspanne nichts finden lassen wollte, reiste sie noch weiter zurück. Sie dachte an ihren Geburtstag, die schöne Feier, den Besuch von Neve und Dewayne und die Aussicht darauf, mit ihnen zusammen das Weihnachtsfest feiern zu können. Und auf einmal erhellte sich ihr Gesicht.
    „Bist du bereit?“, fragte Shoes, der die Antwort bereits aus Arrows Augen ablesen konnte.
    Sie nickte. Entspannt lehnte sie sich zurück und konzentrierte sich auf diesen einen Gedanken, während Shoes ihm lauschte.
    Als er das Hörrohr von ihrer Stirn löste, musterte sie ihn erwartungsvoll.
    „Ich habe ein schönes Schloss gesehen“, erzählte er. „Elfen und Zwerge haben gemeinsam getanzt und ihre Gläser erhoben. Ein Baby hat das Licht der Welt erblickt und du hast dich gefreut, einen Brauch zu feiern, der sonst nur von den Menschen zelebriert wird.“
    Arrows Augen wurden immer größer, doch sie wusste, dass sie noch nichts sagen durfte. Und als Shoes sich abwandte und die Treppe hinauf verschwand, wurde die Spannung unerträglich. Dann kam er wieder und drückte ihr ein kleines Buch mit der Aufschrift Weihnachtsgeschichten von Charles Dickens in die Hand.
    „Das hast du gehört?“, fragte Arrow freudig.
    Der Gnom schüttelte den Kopf. „Viel mehr

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