Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
trotz allem ein Feuer in ihr, dessen Flammen begierig loderten.
Nichtsdestotrotz ließ es sich nicht mit Keylams Küssen vergleichen, die einerseits so fordernd und auf der anderen Seite so zärtlich waren. Das Gefühl, wenn er Arrow in seine Arme nahm und sie an seinen starken, glühenden Körper presste ... Und auch sein Geruch war betörend. Sein Duft ließ sie sich dem Himmel nahe fühlen und der Klang seiner Stimme ließ sie die ganze Welt um sich herum vergessen. An seiner Seite hatte Arrow sich stets sicher gefühlt. Er hatte ihre Wünsche immer ohne Worte verstanden. Und wenn sie sich neben ihn gelegt hatte, so hatte sie außer dem Gefühl des Begehrens noch ein anderes, weitaus mächtigeres und innigeres verspürt – Verbundenheit.
Das alles konnte ihr eine Frau – so reizvoll und verführerisch sie auch sein mochte – niemals bieten. Niemand konnte das. Und deshalb war es an der Zeit, Keylam endlich nach Hause zu holen.
Die alten Könige
Als Arrow endlich ein passendes Nachtlager gefunden hatte, leuchteten die Sterne schon lange über dem Wald. Eine kleine Höhle, deren Eingang von jeder Menge Gebüsch beinahe zugewachsen war, bot ausreichend Schutz. Nachdem es eine ganze Weile gedauert hatte, bis Arrow ein kleines Feuerchen hatte entfachen können, ruhte sie nun auf dem harten Boden und sehnte sich nach dem gemütlichen Bett der Weltenbibliothek zurück. Je weiter sie sich vom Morgenroten Meer entfernt hatte, desto schneller war auch wieder der Winter zurückgekehrt. Durchgefroren rückte sie dichter zum Feuer, und als Whisper sich neben Arrow legte und sie dadurch zusätzlich wärmte, wurde es endlich angenehmer. Hätte sie es drauf angelegt, so wäre sie vermutlich auch schon wieder zurück im Schloss gewesen, doch auf eine seltsame Art und Weise fürchtete sie sich vor der Heimkehr. Solange sie nur auf der Suche nach einem Eingang zur Unterwelt gewesen war, war der Gedanke, sie zu betreten, noch recht erträglich gewesen. Doch mittlerweile machte es ihr Angst. Was würde sie dort erwarten? War Keylam noch immer am Leben? Und wie würde es sich anderenfalls anfühlen, seinen leblosen Körper mit eigenen Augen zu sehen?
All diese Bedenken machten die Sache so aussichtslos, dass sie sich mehr und mehr die Frage stellte, was das alles überhaupt noch für einen Sinn ergab, und damit meinte sie nicht nur die Suche nach Keylam, sondern das Leben selbst.
Sie erschrak. Das durfte sie unter keinen Umständen denken! Es war der Beginn lebensmüder Gedanken, und sie durfte sich nicht selbst aufgeben. Vor allem durfte sie Keylam nicht aufgeben. Innerlich fand sie sich gerade mit seinem Tod ab – schon wieder. Dieses Mal gab es jedoch Hoffnung, und sie durfte nicht resignieren, nur weil sie sich dumme Eventualitäten einredete.
Keylam lebte noch und dieser Tatsache allein war es geschuldet, dass sie diese Reise überhaupt unternommen hatte!
Oder war dies vielleicht das Ziel ihrer Feinde? Schließlich wurde sie oft mit ihrem Vater verglichen. War es tatsächlich möglich, dass jemand darauf spekulierte, dass sie sich selbst aufgab? Zumindest könnte sich die Prophezeiung dann nicht mehr bewahrheiten.
Aber über all diese Grübeleien gab es auch noch etwas Anderes, das es Arrow schwer machte, nach Hause zurück zu kehren. Sie hatte das Gefühl, verfolgt zu werden, und sie konnte sich nicht einmal erklären, woher es kam. Weder hatte sie etwas Seltsames gesehen noch gehört. Trotzdem konnte sie sich nicht von dieser Vorstellung losreißen. Andererseits bestünde auch die Möglichkeit, dass es sich um einen besonders geschickten Verfolger handeln könnte. Und solange Arrow nicht wusste, was sie da mit nach Hause brachte, wollte sie sich lieber etwas Zeit nehmen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Nachdem sie ihre Gedanken zur Ruhe gezwungen und dem Pfeifen des Windes gelauscht hatte, schlief sie endlich ein.
Als Arrow erwachte, war der Tag noch nicht angebrochen. Trotzdem fühlte sie sich recht ausgeruht. Hellhörig, als hätte sie eine Vorahnung, schlich sie sich leise aus der Höhle und spähte zum Weg hinunter. Obwohl es keinerlei Temperaturschwankungen gab, zogen dicke Nebelschwaden durch das Gehölz. Ein Wiehern erklang und Arrow erkannte sofort, dass es nicht von gewöhnlichen Pferden ausging.
Eine lange Reiterkavalkade mit prächtigen Elfenrössern zog durch den Wald. Die Anmut der Reiter war nicht minder beeindruckend. Es schien sich um besonders hohe Adelsleute zu handeln, denn alles an
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