Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
mich?«, nuschelte sie kaum verständlich. Umständlich nahm sie auf einem Stuhl Platz.
Ob sie sich an ihren Ausrutscher vom Vorabend erinnerte? Sie wirkte irgendwie desillusioniert, so wie sie da mit hängendem Kopf saß und Senta verkniff sich die Strafpredigt, die sie ihr eigentlich hatte halten wollen. Allerdings hatte Senta keine große Lust auf eine Unterhaltung mit ihr und deshalb schwieg sie einfach.
»Ich leg mich noch ein bisschen hin!«, murmelte Ina und schon war sie verschwunden. Es sah ganz danach aus, als hätte sie doch so etwas wie ein Gewissen.
Senta war dankbar für den Aufschub, konnte sie doch auf diese Weise endlich einmal an ihr bevorstehendes Date mit Gabriel Scharf denken.
So wie es aussah, hatte sie gewaltiges Glück gehabt. Die Odyssee am Morgen schien spurlos an ihr vorübergegangen zu sein. Kein Schniefen, kein sich ankündigender Blasenkatarrh, nichts. Vielleicht hatte diese Rosskur von diesem komischen Premmler ja doch etwas gebracht. Sie verbot sich, länger über diese Geschichte nachzudenken, dafür war immer noch Zeit.
Was zog man denn an, wenn man mit seinem Lebensretter / Callboy ausging? Ein Abendkleid etwa, dem Anlass entsprechend? Senta schmunzelte in sich hinein, das wäre wohl reichlich überperformt.
In Gedanken ging sie ihren Kleiderschrank durch und stellte fest, dass sie sich schon ewig kein neues Kleidungsstück für die kalte Jahreszeit zugelegt hatte. Die allgegenwärtige Jeans war auch nicht das Allheilmittel für ihr Problem. Viel zu profan.
»Uff!« Senta lehnte sich stöhnend zurück. »Was gäbe ich dafür, wenn endlich dieser blöde Schnee verschwinden würde.«
Sie konnte den Frühling kaum erwarten. Klamotten für die warmen Monate des Jahres waren reichlich vorhanden. Aber was sollte sie jetzt mit einem Flatterkleidchen anfangen? Wenn doch Lilly endlich aus dem Bett krabbeln würde, damit sie ihren Schrank noch einmal gründlich inspizieren konnte. Tja und dann war da noch die Schuhfrage.
Oh mein Gott! Senta schlug die Hände vors Gesicht. Sie würde sich garantiert bis auf die Knochen blamieren. Sie hatte doch gar keine Ahnung, wie so etwas ablief, schließlich war es fast ein viertel Jahrhundert her, dass sie mit einem Mann ausgegangen war.
Damals war sie noch so jung, da machte man sich wenig Gedanken um solche Dinge.
Je weiter der Zeiger der Uhr vorrückte, umso nervöser wurde Senta.
Sollte sie sich noch die Fingernägel lackieren? Saßen die Haare richtig? Welches Parfum sollte sie auflegen? Die Liste wurde von Stunde zu Stunde länger. Kurz erwog sie sogar, das Date abzusagen, verwarf den Gedanken aber dann doch. Feigheit vor dem Feind war ihr ein Gräuel.
Es war schon beinahe vier, als Lilly endlich aus den Federn kroch.
»Mami, ich habe einen Riesenkohldampf«, brummelte sie undeutlich und gähnte herzhaft.
» Wenn das Gör jetzt noch meint, ich stelle mich an den Herd, hat sie sich geschnitten «, dachte Senta ungnädig.
»Dann mach dir ein paar Stullen. Du weißt doch, dass ich heute Abend etwas vorhabe.«
Man sah Lilly an, dass sie nicht gerade entzückt war über diese Eröffnung. Hatten Mütter ihren Kindern gegenüber nicht gewisse Verpflichtungen? Sie schenkte Senta einen skeptischen Blick. Keine Resonanz? Das klappte doch sonst immer!
Anstatt sich weiter um Lillys Bedürfnisse zu kümmern, verschwand Senta eiligst in Richtung Schlafzimmer.
Feindselig betrachtete sie ihren Kleiderschrank, bevor sie ihn öffnete. »Jetzt mach mir bloß keinen Strich durch die Rechnung.«
Nun ja, viel war da wirklich nicht zu holen. Die Klamotten, die dort seit Jahren brav auf ihrem Bügel hingen, hatten sich ihren Ruhestand redlich verdient. Senta resignierte. Schulterpolster waren, soweit sie das beurteilen konnte, nicht gerade in. Diese Ansammlung von Kuriositäten taugte nur noch für die Altkleidersammlung. Mit gemischten Gefühlen betrachtete sie den Stapel Jeans und die akkurat gefalteten Hemdblusen gleich daneben. Klar, das waren ihre Lieblingsoutfits, aber genügte das!?
Niedergeschlagen setzte sie sich aufs Bett. Also Jeans. Da erweckte sie zumindest nicht den Eindruck, als wolle sie an einer Seniorenfahrt teilnehmen. Zusammen mit einer weißen Hemdbluse würde das schon gehen. Es musste gehen. Unwillkürlich stiegen ihr Tränen in die Augen. So hatte sie sich das bestimmt nicht vorgestellt. Blieb noch die Schuhfrage. Bei diesem Wetter konnte sie sicher nicht mit Highheels vor die Tür. Also die etwas betagten Stiefel. Unter der
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