Frühstück im Bett
die Situation logisch betrachtete, würde sie erkennen, dass es falsch war, einen Schlussstrich zu ziehen.
Ohne sie wirkte das Haus leer und öde, und das beunruhigte ihn. Mit seinem Roman hakte es nach wie vor. In alten Zeiten hätte er mit Winnie darüber geredet. Aber die musste ihre eigenen Schwierigkeiten meistern. Außerdem neigte sie zu taktvoller Zurückhaltung, während Sugar Beth die erstaunliche Fähigkeit besaß, auf das Wesentliche hinzuweisen und ihre Meinung unverblümt zu äußern.
An diesem Morgen hatte er Jewel angerufen, unter dem Vorwand, ein Buch zu bestellen. In Wirklichkeit wollte er sich nach ihrer neuen Mitarbeiterin erkundigen.
»Oh, mit Sugar Beth habe ich einen Goldschatz an Land gezogen, Colin«, hatte Jewel geantwortet. »Sie liebt es, Bücher zu verkaufen, und Sie würden nicht glauben, wie belesen sie ist.«
Doch, das glaubte er. Wie viele Bücher sie aus seinen Regalen entwendet hatte, war ihm nicht entgangen. »Also macht sie sich?«
»Besser, als ich’s hoffen durfte. Seit zwei Tagen drängen sich zahllose Leute im Laden. Und weil sie nicht neugierig erscheinen wollen, kaufen sie was. Um die Frauen kümmere ich mich selber, die würden Sugar Beth nerven. Aber die Männer überlasse ich ihr. Den Jungs kann sie fast alles andrehen – sogar den Typen, die wahrscheinlich gar nicht lesen können.«
»Freut mich zu hören«, hatte er gemurmelt.
Nun ging er in die Küche, um ein Abendessen aufzuwärmen. Sugar Beth hatte die Gefriertruhe gut gefüllt hinterlassen, und er nahm eine Lasagne heraus. Zweifellos würde sie ihre gesamte Energie in die Kinderabteilung investieren und
ihr Dinner vergessen. Sie hatte abscheuliche Essgewohnheiten. Für ihre Gesundheit interessierte sie sich nicht, und wenn sie auch nicht die beste Köchin von Parrish war, war sie gewiss nicht die schlechteste. Warum achtete sie nicht auf sich?
Er schob die Lasagne in die Mikrowelle, warf die kleine Tür zu und ignorierte seinen Rückfall in die Zeiten, wo er davon geträumt hatte, Drachen zu töten und Prinzessinnen zu retten.
Ihn einfach abzuservieren, also wirklich! Glaubte sie tatsächlich, er würde das akzeptieren?
Das Telefon läutete, und er riss das Mobilteil von der Basis, in der Hoffnung, sie würde noch einmal anrufen. Dann könnte er ihr unmissverständlich sagen, was er von feigen Frauen hielt.
Aber es war nicht Sugar Beth …
Jemand hämmerte gegen die Tür. Vor zwei Stunden war der Laden geschlossen worden. Die Stirn gerunzelt, rückte Sugar Beth das letzte Bücherregal zurecht. Mit der neuen Anordnung hatte sie der Kinderabteilung einen besseren Zugang verschafft. Leider musste sie Jewels geliebtem Poesie-Sektor ein bisschen Platz wegnehmen, was am nächsten Morgen zu einem lebhaften Wortwechsel führen würde. Sie wischte den Staub von ihren Händen und ging zur Tür. An ihrem kurzen korallenroten Strickkleid haftete dunkler Schmutz. Hoffentlich konnte sie ihn entfernen. Die Arbeit in der Buchhandlung drohte die Grenzen ihrer spärlichen Garderobe zu überschreiten.
»Schon gut, ich komme!«, rief sie, während unentwegt an der Tür gerüttelt wurde. Sie lief zwischen den Biografien hindurch und sah einen Mann auf der anderen Seite der Glasscheibe stehen. Groß, breitschultrig, Versace und sichtliche Gewitterstimmung. Ihr Puls beschleunigte sich. Als wäre sie ein Teenager. Ungeschickt fummelte sie am Schloss herum und öffnete die Tür. »Euer Gnaden?«
Colin drängte sich an ihr vorbei in den Laden und hinterließ eine schwache Schwefelspur. »Wer ist Delilah?«
Erschrocken schluckte sie. »Meine Katze.«
»Wie faszinierend. Deine Katze will wissen, warum du zwei Tage lang nicht angerufen hast.«
Am liebsten hätte sie gegen ihr eigenes Schienbein getreten. Sie hatte der Verwaltung des Brookdales Colins Telefonnummer gegeben – nur zur Sicherheit, falls sie vergessen würde, die leeren Batterien ihres Handys auszuwechseln. Aber Delilah konnte ziemlich raffiniert sein. Irgendwie musste sie sich die Nummer beschafft haben. »Hast du ihr Angst gemacht? Colin, ich schwöre – wenn sie sich deinetwegen aufregt …«
Erbost knallte er die Lasagne, die er mit Alufolie abgedeckt hatte, auf den Ladentisch. »Warum sollte ich sie aufregen, wenn ich meine Energien sparen musste, um dich aufzuregen ?«
»Was geht dich Delilah an?«
»Sie nannte dich Mummy.«
»Nein – Mommy. Du lebst in der blau-weiß-roten Welt, Kumpel. Hier sprechen wir amerikanisch.«
Doch er ließ sich
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