Frühstück im Bett
Frau.«
Wie eine sehnsüchtige Heimkehrerin wollte sie an seine Brust sinken. Stattdessen warf sie ihren Kopf in den Nacken. »Ich habe zu tun.«
Resigniert ging er zur Tür. Die Hand auf der Klinke, drehte er sich um und verkündete in seinem üblichen autoritären Ton: »Noch ist es nicht vorbei, meine Liebe. Egal was du glauben magst.«
Sie wartete, bis er den Laden verlassen hatte. Dann rannte sie zur Tür und versperrte sie. Ihre Kehle verengte sich. Aber wegen eines Mannes würde sie nicht schon wieder weinen. Den Topf mit der Lasagne in der Hand, wanderte sie umher, aß ein paar Bissen, vermisste Delilah und Gordon – und Colin, den sie so rigoros aus ihrem Herzen verbannte. Schließlich versuchte sie sich auf die Kinderabteilung zu konzentrieren. Aber ihre Freude an dieser Arbeit war verflogen. Um zehn Uhr begann sie, die Lampen auszuknipsen. Als sie den vorderen Teil des Ladens erreichte, schaute sie zufällig durch die Glasscheibe der Tür. Irgendetwas auf der anderen Straßenseite erregte ihre Aufmerksamkeit. Zunächst dachte sie, es wäre eine Illusion, eine seltsame Reflexion der Straßenlampen. Doch dann schaute sie genauer hin und schrie leise auf.
Aus einem Fenster oberhalb von Yesterday’s Treasures quoll Rauch.
»Kein Wunder, dass wir wie
knurrende Hunde aufgewachsen sind.«
Der Page und die Herzogin,
von Georgette Heyer
17
H inter den Rauchwolken brannte Licht. Also war Winnie da oben.
Hastig wählte Sugar Beth die Nummer 911. Nachdem sie die Telefonistin über das Feuer informiert und aufgelegt hatte, dachte sie kurz nach. Dann nahm sie die schwere Heftmaschine vom Ladentisch, sperrte die Tür auf und rannte über die Straße.
Aus dem Fenster drang noch mehr Rauch. »Winnie!«, schrie sie. »Bist du da oben?«
Keine Antwort. Sie spähte durch das Schaufenster, sah aber dort unten keinen Rauch.
Ein paar Sekunden lang rüttelte sie erfolglos an der Klinke. Schließlich schleuderte sie die Heftmaschine gegen die Sicherheitsglastür, die in tausend Scherben zersprang. Als sie den Antiquitätenladen betrat, wehte ihr schwacher Rauchgeruch entgegen. »Winnie!«, rief sie und eilte in den Hintergrund des Verkaufsraums, wo sich der Rauchgeruch verstärkte. »Bist du oben?« Eine schmale Treppe führte zum ersten Stock hinauf – eine Todesfalle … »Winnie!«
Ein dumpfes Geräusch erklang, dann ein Fluch, den sie Winnie nicht zugetraut hätte. »Rufen Sie die Feuerwehr an.«
»Schon geschehen. Komm runter!«
»Nein!«
Sugar lauschte auf heulende Sirenen, aber seit ihrem Telefonat
war zu wenig Zeit verstrichen. Widerstrebend ergriff sie das Treppengeländer und lief hinauf. Drei Türen zweigten vom schmuddeligen Korridor im Oberstock ab. Vor der mittleren, die halb offen stand, schwebte ein Rauchschleier, und sie eilte darauf zu. »Winnie!«
»Hier drin!«
Vorsichtig zog Sugar Beth die Tür etwas weiter auf. Eine verrauchte Kochnische lag am anderen Ende des lang gestreckten, antiquiert eingerichteten Raums mit hoher Decke. Neben dem Herd schlug Winnie mit einem Badetuch auf einen Schrank.
Obwohl Sugar Beth keine Flammen sah, war die Situation garantiert nicht unter Kontrolle. Winnie müsste schleunigst von hier verschwinden. »Ich habe ein Hühnchen gebraten und …«, begann sie, blickte über die Schulter und hustete. »Was machst du denn hier?«
»Soll ich gehen?«
»Was du tust, ist mir egal.«
»Ich sollte dich verbrennen lassen.«
»Hau doch ab!«
»Führ mich nicht in Versuchung.«
Erschrocken hielt Winnie die Luft an, als Flammen aus einigen Papierservietten auf der Küchentheke loderten. Während sie erneut das Badetuch schwang, griff sich Sugar Beth einen abgenutzten kleinen Teppich und schlug ihn gegen einen schwelenden Wandkalender. Endlich hörte sie eine Sirene.
Ihre Augen tränten, und sie konnte kaum noch atmen. »Hör auf mit dem Unsinn! Da kommt die Feuerwehr. Laufen wir runter, solang’s noch möglich ist!«
»Erst wenn die Jungs da sind. Die Flammen dürfen sich nicht nach unten ausbreiten.«
Das konnte Sugar Beth beinahe verstehen, denn im Laden standen unersetzliche Antiquitäten. Nur beinahe. Sie schmetterte den Teppich auf die Schranktür. »Sag: ›Bitte, liebe Sugar Beth, bleib hier und hilf mir dummen Gans!‹«
»O Gott, das Tuch!«
Sugar Beth drehte sich um und sah ein brennendes Geschirrtuch zu Boden fallen. Hustend erstickte sie die Flammen mit dem Teppich. »Du wirst mir Diddies Perlen zurückgeben. Oder ich sperre dich hier ein. Das
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