Frühstück im Bett
husten und klopfte auf ihre Brust. »Zu viel Rauch.« Sag nichts mehr. Kein Wort. Geh einfach weg.
Mit ihren ungeduldigen Mienen erweckten sie den Eindruck, sie würden Sugar Beth für ein Kind halten, das Erwachsene bei einer wichtigen Diskussion störte. Sie presste eine Hand an ihre Kehle.
»Willst du bei mir übernachten, Winnie? Nur heute … Auch morgen, wenn’s nötig ist … Verdammt, was auch immer?«
»Bei dir?« Lachend schüttelte Ryan den Kopf. »Soll das vielleicht ein Witz sein? Selbstverständlich wird Winnie nicht bei dir schlafen.«
Je größer, desto blöder.
»Ja – sehr gern«, sprach Winnie langsam und ausdruckslos. »Vielen Dank.«
Ryan schreckte zusammen, als hätte ihm jemand einen Hammer auf den Kopf geschlagen. »Bist du verrückt geworden? Das ist Sugar Beth!«
»Wer sie ist, weiß ich.« Und dann fügte Winnie hinzu, ohne mit der Wimper zu zucken: »Sie hat mir das Leben gerettet.«
Sugar Beth tat ihr Bestes, um bescheiden zu lächeln. »Ach, so großartig war’s gar nicht.«
»Das kann ich besser beurteilen«, erwiderte Winnie, die Lippen verkniffen.
Ryan starrte von einer zur anderen und schien am Verstand beider Frauen zu zweifeln. »Das verstehe ich nicht.«
»Komm zu mir, sobald du hier alles erledigt hast, Winnie«, schlug Sugar Beth vor. »Inzwischen verstecke ich im Kutschenhaus die Messer.«
Eine Stunde später vergewisserte sich Ryan, dass Gigi nach wie vor schlief. Dann trank er einen doppelten Scotch, rief Colin an und erzählte ihm, was geschehen war.
»Bist du sicher, dass die beiden okay sind?«, fragte Colin zum dritten Mal.
»Den Brand haben sie unbeschadet überstanden. Aber ich weiß nicht, was in dieser Nacht noch passieren wird. Würdest du mal rübergehen und nachschauen? Im Augenblick ärgere ich mich dermaßen über Winnie, dass ich mich nicht in ihre Nähe wage.«
»Vergiss es. Sonst würde ich alles für dich tun. Aber solange die beiden in Sicherheit sind, werde ich dieses Haus nicht betreten. Ihre diversen Probleme müssen sie allein lösen.«
»Das will Sugar Beth gar nicht. Sie hat Winnie aus reiner Bosheit eingeladen, um sie von mir fern zu halten.«
Daran zweifelte Colin. Andererseits – wer konnte auch nur ahnen, was in diesem Gehirn vorging? »Sagtest du nicht, sie hätte Winnies Leben gerettet?«
»Zumindest wird das behauptet. Klar, ich bin ihr dankbar, aber … Warum musste Winnie ausgerechnet zu ihr fahren? Was für ein Durcheinander! Bis vor wenigen Tagen hatte ich mein Leben im Griff. Und jetzt das …«
»Morgen wird sich alles zum Guten wenden.«
»Wie gern würde ich dir das glauben …«
Nachdem sie aufgelegt hatten, redete sich Colin ein, Sugar Beth sei unverletzt, und deshalb müsse er nicht ins Kutschenhaus laufen. Seine Anwesenheit würde ihr das Gefühl geben, sie müsste nicht nur einen Kampf ausfechten, sondern zwei. Als er aus dem Fenster schaute, sah er Winnies Benz auf der Straße parken. Er wandte sich ab, und sein Blick streifte das ungemachte Bett. Sofort erschien die schmerzliche Vision einer nackten Sugar Beth, die Beine im zerwühlten Laken verfangen.
Seit er über Delilah Bescheid wusste, fügten sich etliche rätselhafte Teile des Puzzles zusammen. Sie war eine prinzipientreue,
charakterstarke Frau, jener Typ, der in alten Zeiten ganz normale Männer dazu getrieben hätte, an Schlossmauern hochzuklettern. Oder ein Prinz wäre zu ihrer Tür gelockt worden, einen gläsernen Schuh in der Hand.
Wer hätte jemals geglaubt, ein hartgesottener Realist wie er würde jemals in Sugar Beth Careys Bann geraten? Trotzdem war’s passiert, und nun musste er überlegen, was er dagegen unternehmen sollte.
Da Sugar Beth annahm, Winnie würde nicht nach Hause fahren, um einen Koffer zu packen, brachte sie eine Zahnbürste und Kleider zum Wechseln ins kleine Schlafzimmer. In dieser Nacht würde sie nicht mehr die Kraft aufbringen, mit ihrer Feindin zu diskutieren. Nach einem raschen Bad ging sie ins Bett.
Unglücklicherweise konnte sie ihr am nächsten Morgen nicht aus dem Weg gehen. Kurz nach acht hörte sie Winnie die Treppe herabsteigen und drehte den Wasserhahn über der Spüle zu. Ohne sich umzudrehen, sagte sie: »Ich habe Fruchtbonbons oder Chips. Such dir was aus.«
»Nein, danke, ich kaufe was auf der Fahrt zum Laden.«
»Wie du willst.« Sugar Beth spähte über die Schulter und schluckte. Natürlich hatte sie gewusst, dass Cys altes Matrix-T-Shirt und ihre eigene schäbige graue Jogginghose nicht
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