Frühstück im Bett
es sie nicht mehr an ihrem Platz.
Erbost rannte sie um die Theke herum und spähte durch den Torbogen. »Sie amüsieren sich köstlich, was?«
Leise und diabolisch drang sein Gelächter zu ihr. »Aschenputtels Märchen mit umgekehrten Vorzeichen … Wie schade, dass keine Asche im Kamin liegt! Sonst könnte ich Ihnen befehlen, ihn zu reinigen. Komm, Gordon.«
Mit schmalen Augen beobachtete sie, wie ihm ihr treuloser Hund ins Arbeitszimmer folgte.
Dreißig Minuten später hatte sie ein halbwegs anständiges Frühstück zustande gebracht – zwei pochierte Eier auf Toast, Haferflocken mit braunem Zucker und ein – wie sie zugeben musste – winziges Glas mit frisch gepresstem Orangensaft. Unglücklicherweise stieß sie die Tür der alten Bibliothek bereits auf, als ihr der verlockende Gedanke kam, sie könnte hineinspucken.
So wie sich das restliche Haus verändert hatte, fand sie auch in der Bibliothek nichts, das sie an den dunklen, mit Nussbaum getäfelten Raum erinnert hätte. Auf der Westseite ließen weiß gestrichene, geöffnete Fensterläden, die vermutlich von einem Plantagenhaus stammten, helles Licht herein. Statt des Antiquitätendurcheinanders, mit dem Sugar Beth aufgewachsen war, erblickte sie chic gestylte Möbel aus Glas und Granit.
Gordon lag auf dem abstrakt gemusterten Teppich, nicht weit von Byrnes Füßen entfernt, zwischen zerknülltem Papier, das den Abfallkorb verfehlt hatte.
Vorsichtig stellte sie das Tablett auf ein Ende des Schreibtisches. Byrne wandte sich von seinem Computer ab und inspizierte das Frühstück durch randlose Richard-Gere-Brillengläser. »Eigentlich dachte ich, Sie könnten lesen.«
Sugar Beth hatte die ständigen Anspielungen auf ihre Blödheit gründlich satt. »In der Küche gibt’s keine Kochbücher. Und ein Rezept für Pfannkuchen kann ich nicht auswendig.«
»Oh, in der Speisekammer finden Sie mehrere Kochbücher, im obersten Fach des Regals.« Angeekelt betrachtete er die Haferflocken. »Ich hasse Porridge. Wo sind meine gegrillten Tomaten?
« Wie er das Wort aussprach – Tomaaaten! Sogar aus dem Mund eines Briten klang das furchtbar großkotzig.
»Auf dem Papier sind Sie ein amerikanischer Bürger, das weiß ich. Aber wenn Sie so reden, wird man Sie bald in den Arsch treten und aus Mississippi verscheuchen. Welcher normale Mensch will denn Tomaaaten zum Frühstück essen? Verdammt, dieses Zeug bringe ich nicht einmal beim Dinner runter.« Sie zeigte auf die Schüssel. »Und das, mein Freund, ist guter alter Hafer – Marke Quaker Oats. Niemand, der über drei Jahre alt ist, sagt Porridge.«
»Sind Sie jetzt fertig?«
»Ja, ich denke schon.« Sie packte die Schüssel mitsamt dem Löffel und trug sie zur Couch, setzte sich auf die Armstütze und rührte den braunen Zucker in die Haferflocken. »Mit Rosinen schmeckt’s besser. Aber ich konnte keine finden. Blaubeeren übrigens auch nicht. Also waren die Pfannkuchen von Anfang an ein Problem.« Sie schob einen gefüllten Löffel in den Mund und genoss den warmen, tröstlichen, klebrigen Geschmack. Schon lange hatte sie nichts Anständiges mehr gegessen. Aber sie kam einfach nicht dazu, für sich selber zu kochen.
Byrne nahm die Richard-Gere-Brille ab. »Gehen Sie einkaufen. Deshalb sind Sie hier, oder? Habe ich Sie eingeladen, Platz zu nehmen?«
Langsam zog sie den Löffel aus dem Mund. »Wir müssen über mein Gehalt reden.«
»Das haben wir schon besprochen.«
»Ich verlange eine Gehaltserhöhung«, erwiderte sie und zeigte auf die pochierten Eier. »Essen Sie das, bevor es kalt wird. Nur damit wir uns verstehen – Sie kriegen, wofür Sie bezahlen. Für den Hungerlohn, den Sie mir jetzt zumuten, gibt’s nicht viel.«
Die Stirn gerunzelt, starrte er das halb volle Saftglas an. »Anscheinend bekomme ich genau das, was Sie wert sind.«
Boshaft neigte sie sich vor, um ihm einen tiefen Einblick in ihr gut gepolstertes, von einem Wonderbra gestütztes Dekolleté
zu bieten. »Was ich wert bin, ahnen Sie nicht einmal, Mister.«
In seinen Sessel zurückgelehnt, schaute er hin und ließ sich viel Zeit dabei, kein bisschen um höfliche Subtilität bemüht. Schließlich empfand sie ein beklemmendes Unbehagen und nahm die Haferflocken zum Vorwand, um sich aufzurichten. Das amüsierte ihn über alle Maßen. »Seien Sie ein bisschen vorsichtiger, wenn Sie Ihre Ware zur Schau stellen, Sugar Beth. Sonst könnte ich den Eindruck gewinnen, Sie möchten Ihren Aufgabenbereich in meinem Haus
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